Minister Konrad Wolf übergibt einen 10 Mio. Euro EFRE-Förderbescheid für das TTC
Wissenschaftsminister Konrad Wolf überreichte heute dem Technologiezentrum Thermoplastische Composites (TTC) im Institut für Verbundwerkstoffe (IVW GmbH) in Kaiserslautern einen Förderbescheid in Höhe von zehn Millionen Euro. Die Mittel, die sich aus rheinland-pfälzischen Landesmitteln sowie aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) speisen, ermöglichen die Anschaffung neuer Fertigungsanlagen und Laboratorien.
Das IVW in Kaiserslautern ist bereits seit 1990 erfolgreich im Technologietransfer für Faserverbundwerkstoffe unterwegs: Rund 120 Mitarbeiter arbeiten an fortschrittlichen Lösungen für Leichtbaustrukturen. Der Faserverbundmarkt wächst mit zweistelligen Raten, da diese Werkstoffklasse für viele Anwendungen erheblich zur Gewichtsreduktion, zur Sicherheit, zur Energieeinsparung, zu geringeren CO2-Emissionen und zu einer verbesserten Ökobilanz beiträgt. Zunehmend werden deswegen Faserverbund-Technologien der Luft- und Raumfahrt, zum Beispiel aus der Ariane oder dem Airbus, auch im Automobilbau, dem Maschinenbau, im Energiesektor und auch in der Medizintechnik eingesetzt.
Die heute für hochbeanspruchte Strukturbauteile zur Anwendung kommenden Faserverbundwerkstoffe werden allerdings meistens mit Kunststoffen erzeugt, die nicht wieder aufschmelzbar, nicht schweißbar und nur mit sehr hohem Energieeinsatz werkstofflich wiederverwertbar sind. Die zum Einsatz kommenden Materialien sind außerdem aufgrund langer Zykluszeiten kaum für die Herstellung sehr großer Stückzahlen geeignet. Für zukünftige Anwendungen müssen deswegen besser umweltverträgliche, thermoplastische Faserverbundwerkstoffe entwickelt werden, die wirtschaftlich in sehr kurzen Zykluszeiten zu Bauteilen verarbeitet werden können. Sie müssen außerdem schweißbar und wiederaufschmelzbar sein, sowie am Ende ihrer Lebensdauer werkstofflich für den ursprünglichen Zweck wiederverwendet werden können.
Das vom IVW entwickelte Konzept zur Erweiterung der wissenschaftlichen Kompetenzen und Bereitstellung innovativer Technologien für die Wirtschaft in Form von neuen, kostengünstigen Ausgangsmaterialien, verbesserten Bauteilkonstruktionen und innovativer Fertigungstechnik sieht mit Hilfe von Mitteln aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung „EFRE“ Investitionen in neue Anlagentechnik und Laboratorien vor, damit die aus Industriesicht relevanten Produkte der 2020er und 2030er Jahre adressiert werden können. In Rheinland-Pfalz hat das IVW mit Unterstützung des Landes bereits 2010 ein Cluster „Kompetenzzentrum Kunststofftechnik Kom-K-Tec“ mit über 40 kleinen und mittelständischen Unternehmen gegründet, die ein großes wirtschaftliches Interesse an der Weiterentwicklung dieser Technologie sowie Bedarf an hochqualifiziertem Fach- und Führungspersonal haben. Ebenfalls befindet sich im IVW die Geschäftsstelle der Regionalabteilung West des Carbon Composites e.V., dem über 250 namhafte Unternehmen angehören. Von hier aus werden alle Mitglieder in Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen betreut.
Bei der Übergabe des Förderbescheides an den Leiter des IVW, Professor Ulf Breuer, sagte Minister Konrad Wolf: „Der Aufbau dieses Technologiezentrums ist ein wichtiger Schritt für den Wissensaustausch zwischen Hochschule und Unternehmen. Aus der Verbindung von Grundlagen- und angewandter Forschung erwachsen neue Ideen und Kompetenzen, die für Beschäftigung und Standortsicherung wichtig sind. Die neue durch das Land und die EU geförderte Forschungsinfrastruktur ermöglicht der IVW GmbH die Entwicklung neuer Materialien. Das Technologiezentrum wird somit ein innovativer Knotenpunkt zwischen Forschung und Anwendung in der Industrie“.
Mit einem Umsatz von rund neun Millionen Euro und einer Drittmittelquote von rund 70 Prozent arbeitet das IVW alljährlich an etwa 200 F&E-Projekten. Durch einen Kooperationsvertrag mit der Technischen Universität Kaiserslautern wurden in den vergangenen 27 Jahren bereits über 150 Wissenschaftler erfolgreich zur Promotion geführt, die heute in leitenden Positionen in der Wirtschaft und Wissenschaft tätig sind. Die Wissenschaftler des IVW sind auch in der Lehre der Universität aktiv. Jedes Jahr betreut das IVW rund 150 studentische Arbeiten. Es gibt bereits neun erfolgreiche Ausgründungen aus dem IVW mit über 200 neuen Arbeitsplätzen.