Neues SmallHouse auf dem Campus eingeweiht: Recycelter Beton und neuartige Dämmung

Das neue Small House wurde im Oktober eingeweiht. Foto: TUK
Das Bild zeigt die 2-Zonen-Klimakammer. Foto: TUK

Im Small House Village auf dem Campus der TU Kaiserslautern gibt es ein neues Gebäude. Die Einweihung fand im Rahmen der Veranstaltung „Bauforum Hochschultag“ des Bauforums Rheinland-Pfalz statt. Neben zahlreichen Vorträgen zum Thema innovatives Bauen und einer Abbund-Anlage hatten die Gäste Gelegenheit, zwei neue Gebäude, Small House III und IV, zu besichtigen. Dabei weihten Herbert Sommer, Geschäftsführer des Bauforums Rheinland-Pfalz, und Professor Dr. Oliver Kornadt, Dekan des Fachbereiches Bauingenieurwesen, das Small House III feierlich ein.

Die Teams der Fachgebiete Bauphysik, Werkstoffe im Bauwesen sowie Massivbau und Baukonstruktion haben das Gebäude zusammen errichtet. Finanziell unterstützt wurden sie dabei vom Bauforum Rheinland-Pfalz und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. Auch zahlreiche Unternehmen haben das Vorhaben unterstützt.

Das Small House III ist das deutschlandweit erste Gebäude, bei dem ausnahmslos Beton mit recycelter Gesteinskörnung zum Einsatz kam – insgesamt 85 Quadratmeter des so genannten R-Betons. Die Gebäudehülle wurde in mehrere Betonage-Abschnitte aufgeteilt, sodass die Teams unterschiedliche Zusammensetzungen des recycelten Materials untersucht haben. Auch fanden unterschiedliche Einbauverfahren, wie Betonkübel und Betonpumpe, Verwendung.

Beim Bau setzen die Bauingenieurteams zudem auf ein neuartiges Wärmedämmverbundsystem (WDVS), das als Basis eine Multipor-Dämmung verwendet. Diese Mineraldämmplatten kamen in dieser Form erstmalig im Außenbereich zum Einsatz. Sie besitzen zahlreiche Eigenschaften, die für den Bau von Gebäuden interessant sind: Sie sind formstabil, diffusionsoffen und nicht brennbar. Aufgrund ihrer Bestandteile Kalk, Sand und Zement sind sie zudem überaus umweltfreundlich und komplett recyclingfähig. Sie weisen gegenüber den üblicherweise verwendeten Materialien eine geringere Wärmeleitfähigkeit, aber auch Dichte und Druckfestigkeit  auf. Im Langzeitversuch soll nun die Praxistauglichkeit dieses Dämmstoffes untersucht werden. 

Die Forscherteams werden das Small House III mehrere Jahre überwachen. Dabei setzen sie auf verschiedene Messtechniken, die mittels 132 Sensoren helfen, das Material- und bauphysikalische Verhalten des Betons und des Multipors zu erforschen. In allen Außenwänden sowie in zwei Gebäudeecken werden an unterschiedlichen Stellen regelmäßig Temperaturen in unterschiedlicher Höhe ermittelt. Zusätzlich sind an relevanten Positionen Feuchtesensoren installiert, die eine Aussage über das Feuchteverhalten der Konstruktion ermöglichen. Die so gewonnenen Daten werden mit Resultaten aus Simulationsrechnungen verglichen. Die Ergebnisse erlauben, detaillierte Kenntnisse zu den neuartigen Materialien und Konstruktionen zu erhalten.

Um das neue Gebäude nachhaltig zu nutzen, wird das Team vom Fachgebiet Bauphysik/Energetische Gebäudeoptimierung demnächst außerdem eine 2-Zonen-Klimakammer als Raum-in-Raum Konstruktion einbauen. In der Kammer können zwei voneinander unabhängige klimatische Bereiche, ein Innenklima- und ein Außenklimabereich, eingestellt werden. Die Trennwand der zwei Bereiche ist austauschbar. Über die Lüftungsanlagen kann die Lufttemperatur, die Luftwechselrate sowie die Luftfeuchtigkeit in den beiden Bereichen separat eingestellt werden. Auch ist es im Innenklimabereich möglich, zusätzlich alle vier Wände, Böden und Decken getrennt voneinander zu temperieren. Ziel ist es, unterschiedliche bauphysikalische Fragestellungen zu untersuchen, etwa zu neuartigen Außenbauteilen, um hochenergieeffiziente Gebäude zu entwickeln. Darüber hinaus planen die Forscherteams zu testen, wie die thermische Behaglichkeit mit neuartigen Heizungs-, Kühlungs- und Lüftungsverfahren gewährleistet werden kann.

Das neue Small House wurde im Oktober eingeweiht. Foto: TUK
Das Bild zeigt die 2-Zonen-Klimakammer. Foto: TUK