Als Pfarrer bei der Truppe

Landau Peace Lecture mit Militärpfarrer Alexander Liermann am 18. Juni 2018.

Militärpfarrer Alexander Liermann ist seit 2007 Militärpfarrer für das Rhein-Main-Gebiet und begleitete vier Monate lang deutsche SoldatInnen im größten deutschen Feldlager Afghanistans „Mazar-e-Sharif“. Im Rahmen der Landau Peace Lecture berichtete Pfarrer Liermann nicht nur von seinen Eindrücken und Erlebnissen „als Pfarrer bei der Truppe“ in Afghanistan, sondern stellte auch die Wozu Frage – handelt es sich doch um eine Friedensmission in einem Land, das jeden Tag neu von Gewalt gezeichnet wird. Er selbst sieht sich als „Infragesteller“ von militärischen Gewissheiten, indem er Menschenbild und Feindbild immer wieder zusammenbringt und aufeinanderprallen lässt und dabei deutlich macht, dass die auf der anderen Seite in erster Linie auch Menschen sind.

Wer sich als Militärseelsorger nach Afghanistan auf den Weg macht, kommt in ein Einsatzgebiet, das in den letzten 15 Jahren eine Neubewertung militärischer Mittel erzwungen hat. Deutschland hat erfahren, was es heißt, Dutzende gefallener Soldaten betrauern und Hunderte traumatisierter Soldaten behandeln zu müssen. Doch Sicherheit konnte durch diese Opfer nicht hergestellt werden – oder war die politische Führung nicht mutig genug, um das „robuste“ ISAF-Mandat (International Stabilization and Assistance Force) konsequent weiter zu führen, koste es, was es wolle?

Aus der Stabilisierungsmission ISAF wurde 2015 die Ausbildungsmission „Resolute Support“ (RS), doch auch sie vermag die Zweifel nicht aufzulösen, ob diesem Land von außen – gemeint sind staatliche Organe wie Regierung, Polizei und Militär – geholfen werden kann.

Auch wenn in Pfarrer Liermanns praktischen Tätigkeit die religiöse Verkündigung, die Einzelgespräche über private und dienstliche Probleme und der generelle Selbstanspruch, für möglichst viele SoldatInnen „ein guter Geist“ im Einerlei des Dienstbetriebs zu sein, überwog – die Sinnfrage dieses Einsatzes deutschen Militärs (und deutscher Polizei) hatte dort eine hohe Relevanz. Denn nicht zuletzt an der Sinn- bzw. Unsinnsfrage entscheidet sich, wie viel ein Mensch aushält und wie loyal er oder sie gegenüber seiner Führung ist.