Eine andere Ebene der Friedensprävention - Hintergründe zum neuen Klavieralbum „Pour la paix.“ von Lena Anstädt

Cover des Albums Pour la Paix. Bild mit dunklen grün Rot und Blau Tönen.
Zettel mit Aufshrift: Anstädt, Lena Musique Concrete de la religion concrete Medienkunst/Video: 2:52 min. Lfd. Nr. O2 Statement der Künstlerin. Musik aktiviert unsere Emotionen meist recht intensiv. Diesen Kanal soll auch dieses Misque Concrete Stück ereichen, indem die einzelnen Religionsgesänge- und Klänge so überlagert wurden, dass sie i ihrem geräuschartig schrillen Zusammentreffen weit weg von eonem harmonischen angenehmen Klangerlebnis wirken. Damit verkörpern sie das, was tagtäglich Ergebnis unseres Dogmenfanatismus ist. Diese dreiminütige Medienkunst soll dazu anregen, über die praktizierten Seiten unserer Religionnen nachzudenken. Nicht wie sie ihren Idealen in den heiligen Schriften stehen, sondern tatsächlich umgesetzt werden - religion concrete. Ein Kampf um die einzig berechtigte Wahrheit? Das Gefühl dabei: alles andere als Frieden. Woran wollen wir also glauben?
Holzkasten mit Bildschirm auf dem goldene Farben, vielleicht Feuer, zu sehen sind.
Atelier mit diversen Kunstwerken. Unter anderem der Holzaksten aus vorigem Bild. Dazu seitlich jeweils Bilder und ein Teppich auf dem Boden

Ein Interview mit der Komponistin und zugleich Pianistin


„In Zeiten globaler Konflikte und sozialer Spannungen scheint der Diskurs über Frieden Gleichheit und Gerechtigkeit oft in Sackgassen zu geraten, wenn er sich ausschließlich auf rationaler, kognitiver Ebene abspielt. Man könnte die Ebene des Individuums nach Johann Galtung, welche bei der Friedensprävention beachtete werden sollte, möglicherweise nochmals differenzieren. Denn bestehen wir nicht nur aus Kognitionen und sind sicherlich keine rein rationalen Wesen. Wie sich in der Vergangenheit oft zeigte, reicht es wohl nicht auszusprechen und zu wissen, dass Krieg keine Lösung ist und alle Menschen gleich viel wert sind, dass Harmonie und Frieden auf allen drei Ebenen anzustreben sind. Scheinbar benötigt es noch andere Ebenen, um alle, auch Verdrossene und Zurückgezogene oder von Barrieren geprägte Menschen abzuholen.“
 

Eine solche Ebene möchte Lena Anstädt mit ihrem neuen Album „pour la paix.“ (dt. „Für den Frieden“) ansprechen. Sie lädt Hörerinnen und Hörer auf eine musikalische Reise ein, die mehr als nur zum Nachdenken anregt – sie will uns zum Fühlen bringen. Lena Anstädt, die auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Friedensakademie tätig ist und ihre Abschlussarbeit im Bereich der Friedenspsychologie schreibt nutzt ihre Musik, um Menschen emotional zu berühren und ihnen einen Zugang zu einer tieferen Form der Reflexion und inneren Einkehr zu ermöglichen. In ihren Klavierstücken vereint sie Dissonanzen mit harmonischen Elementen, um den Hörer auf subtile Weise mit den Spannungen und Widersprüchen des Lebens zu konfrontieren, ohne dabei die Hoffnung aufzugeben. Ihre Kompositionen zeichnen sich durch eine sanfte, aber eindringliche Ästhetik aus, die bewusst auf überzogene Euphorie verzichtet. „Plakative Freude“, so Anstädt, „ist in der heutigen Welt oft fehl am Platz.“ Stattdessen legt sie den Fokus auf eine zarte Balance von Unruhe und Gelassenheit, die schließlich in einer leisen, aber tiefen Hoffnung mündet.
 

Musik als Brücke zum inneren Frieden
 

Im Gespräch mit der Komponistin wird deutlich, dass sie ihre Musik als ein Mittel sieht, den inneren Frieden als Grundlage für äußeren Frieden zu fördern. 

„Frieden beginnt immer bei einem selbst und da bin ich nicht die erste, die das denkt. Am inneren Frieden kommen wir also vermutlich nicht vorbei, wenn wir einen Frieden im Außen suchen.“ 

Ganz abgesehen von der aktuellen politischen Lage und den medialen Berichterstattungen leben wir in einer Welt, die von Hektik, Stress und ständigem Druck geprägt ist. Verständlicherweise fällt es vielen hier schwer, zur Ruhe zu kommen. Die alltäglichen Herausforderungen und der Lärm der Außenwelt machen es fast unmöglich, einen Zustand innerer Ausgeglichenheit zu erreichen. Doch gerade diese innere Harmonie ist nach Anstädt ein entscheidender Schritt, um Frieden auch im zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Bereich zu ermöglichen. Durch die psychologische Arbeit ist ihr bewusst, dass wenn wir nicht wie Anselm Grün oder Mahatma Ghandi leben, dies eine tägliche Herausforderung sein kann.


Ihre Musik bietet einen Raum, um zur Ruhe zu finden und sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. „Musik hat die Fähigkeit, den äußeren Lärm auszublenden und uns mit unserem Inneren zu verbinden“, sagt Anstädt. „Sie schafft eine Atmosphäre, in der wir uns für einen Moment dem hektischen Alltag entziehen und uns auf das Wesentliche besinnen können.“ Dieser Moment der Einkehr, so Anstädt, sei ein notwendiger erster Schritt, um Frieden in sich selbst zu finden.


Das Prinzip der Homöostase als Indiz für das universelle Streben nach Frieden


Lena Anstädt sieht das Streben nach einem Gleichgewicht, einer Homöostase, als ein Indiz für unser Streben nach Frieden an. „Alles strebt nach Ausgleich, seien es biologische Systeme oder psychologische Phänomene wie kognitive Dissonanzen, die wir kaum ertragen können und deshalb versuchen, durch Verhaltensänderung aufzulösen. Kleinste Teilchen geleitet vom Diffusionsdruck und Ladungsausgleich, oder ein Ökosystem welches nicht überlebt, wenn das Prinzip der Homöostase gestört wird.“ Diese universelle Sehnsucht nach Harmonie ist für Anstädt ein Indiz dafür, dass auch der Mensch ein inhärentes Bedürfnis nach Frieden und Ausgleich in sich trägt. Anstatt also ausschließlich auf kommunikative Techniken oder politische Maßnahmen zu setzen, plädiert sie dafür, den Fokus stärker auf die Entwicklung einer „inneren Homöostase“, eines inneren Friedens zu legen. „Wenn wir es schaffen uns diesem anzunähern kann ich mir gut vorstellen, dass wir auch in der Lage sind, friedvoll miteinander zu kommunizieren“, so Anstädt. „Denn letztlich sind wir Menschen doch anpassungsfähige Wesen. Wenn wir ihn nicht in uns tragen, fragt sich, ob wir überhaupt gewillt sind unsere gelernten Kommunikationsskills anzuwenden.“
 

Kunst als Spiegel der Gesellschaft


Neben ihrer Arbeit an der Friedensakademie, ihrer Abschlussarbeit und ihrem Musikalbum engagiert sich Lena Anstädt auch in der künstlerischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen. Im September wurde sie für eine Ausstellung im Düsseldorfer Stadtmuseum ausgewählt, die unter dem Motto „Check your Dogma“ unter der Organisation des Düsseldorfer Aufklärungsdienstes stattfand. In ihrem „musique concrète“ Stück schichtete sie verschiedene religiöse Gesänge und Klänge übereinander und erzeugte so eine absichtliche Dissonanz, um auf die Konflikte zwischen unterschiedlichen Glaubenssystemen aufmerksam zu machen.
 

„Singen und schreien wir in unseren Kacheln alle unsere Ideologien, dann werden wir wohl kein Gehör entwickeln können für die Realitäten der Anderen. Ein Zusammenkommen und wahrhaftiger Dialog scheint dann unmöglich. Selbst wenn es Ideologien über den Frieden sind, so finden wir auf diese Weise keinen Nenner. Auch Augustinus nahm schon an, dass alle Menschen einen Frieden wollen, aber eben zu ihren individuellen Bedingungen. Die Bedingungsvielfalt schafft die Diskrepanz, welche wir nicht überwinden, indem wir noch lauter schreien und unsere eigenen Bedingungen durchsetzen wollen.“

 

Frieden als ständiger Prozess


Auch hier sieht Anstädt den Anfang beim Individuum. „Ich sehe es als eine Chance an, wenn wir bei uns selber anfangen, uns in unser eigenen Kachel, Überzeugungen erkennen und den Versuch wagen zuzuhören, was andere denken und sagen; sich nicht in der einzigen Wahrheit und Richtigkeit anzunehmen. Bescheidenheit in unserem Denken kann vielleicht nicht schaden, um etwas Offenheit in uns zu tragen. Knallharte Grenzen treffen auf knallharten Widerspruch, weiche Grenzen können deformieren, ohne wuchtigen Konflikt. Weil, woher weiß ich schon, was richtig und falsch ist.“ In diesem Sinne stimmt sie dem damaligen Orakel von Delphi zu, welches laut den Erzählungen verkündete, dass Sokrates als der weiteste von allen betrachtet werden könne. Denn ihm war bewusst, dass er sich nichts wirklich gewiss sein konnte. Diese Form der Weisheit und Bescheidenheit sieht Anstädt als einen unverzichtbaren Bestandteil an, wenn es um das Erlangen eines inneren und damit auch äußeren Friedens geht.
 

„Es ist von meinem Herzen, im Frieden, an alle Herzen da draußen gerichtet.“
 

Das neue Album „Pour la paix.“ von Lena Anstädt ist auf iTunes, Apple Music und Spotify verfügbar.


Hören Sie hier auf Spotify.

Cover des Albums Pour la Paix. Bild mit dunklen grün Rot und Blau Tönen.
Zettel mit Aufshrift: Anstädt, Lena Musique Concrete de la religion concrete Medienkunst/Video: 2:52 min. Lfd. Nr. O2 Statement der Künstlerin. Musik aktiviert unsere Emotionen meist recht intensiv. Diesen Kanal soll auch dieses Misque Concrete Stück ereichen, indem die einzelnen Religionsgesänge- und Klänge so überlagert wurden, dass sie i ihrem geräuschartig schrillen Zusammentreffen weit weg von eonem harmonischen angenehmen Klangerlebnis wirken. Damit verkörpern sie das, was tagtäglich Ergebnis unseres Dogmenfanatismus ist. Diese dreiminütige Medienkunst soll dazu anregen, über die praktizierten Seiten unserer Religionnen nachzudenken. Nicht wie sie ihren Idealen in den heiligen Schriften stehen, sondern tatsächlich umgesetzt werden - religion concrete. Ein Kampf um die einzig berechtigte Wahrheit? Das Gefühl dabei: alles andere als Frieden. Woran wollen wir also glauben?
Holzkasten mit Bildschirm auf dem goldene Farben, vielleicht Feuer, zu sehen sind.
Atelier mit diversen Kunstwerken. Unter anderem der Holzaksten aus vorigem Bild. Dazu seitlich jeweils Bilder und ein Teppich auf dem Boden