Zum Chemiestudium nach Kaiserslautern

Von Durststrecken und Krönungen

Julia Scheel hat in den 1990er Jahren an der RPTU Chemie studiert und promoviert. Ihr Forschungsinteresse lag dabei immer auf der Gesundheit des Menschen. Heute ist sie bei einem großen Unternehmen verantwortlich für die Sicherheit der Produkte. Auf die Zeit in Kaiserslautern blickt sie gerne zurück, wobei sie im Studium zuweilen Durchhaltevermögen an den Tag legen musste.

Das Interesse an der menschlichen Gesundheit war immer schon da. „Es zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Seit meiner Kindheit habe ich mich für medizinische Themen begeistert“, sagt Privatdozentin Dr. Julia Scheel. „In der Schule habe ich mich im Fach Chemie zum Beispiel sehr für Wirkmechanismen interessiert.“

Ein Vortrag von Professor Dr. Manfred Regitz hat bei der damaligen Schülerin schließlich die Neugierde für das Chemie-Studium geweckt. „Bei einem Tag der offenen Tür habe ich mir in Kaiserslautern selbst ein Bild gemacht“, fährt Scheel fort.

Danach war die Entscheidung getroffen: Von Landau ging es für die junge Frau 1990 zum Studium nach Kaiserslautern. „Es hat letztlich alles gut geklappt, auch wenn ich bisweilen einiges Durchhaltevermögen an den Tag legen musste, vor allem in den Nebenfächern Mathematik und Physik“, erinnert sie sich.

Für die Promotion wollte die Absolventin eigentlich die Uni wechseln, sie liebäugelte mit Tübingen. Doch es kam anders: Professor Dr. Dr. Dieter Schrenk war gerade frisch aus Tübingen nach Kaiserslautern gekommen und hatte eine Doktorarbeit ausgeschrieben. „Das hat vom Thema sehr gut gepasst, da es um die menschliche Gesundheit ging“, sagt sie lachend. „Ich habe mich damit beschäftigt, inwieweit sich Variationen im menschlichen Erbgut auf die Wirkung von toxischen Substanzen auswirken können.“ Während ihrer Promotion verbrachte sie mehrere Monate in Toronto, reiste auf Kongresse ins Ausland, um ihre Arbeit vorzustellen und schrieb auch selbst einen Forschungsantrag. „In dieser Zeit habe ich sehr viel gelernt und viel Spaß gehabt“, resümiert sie. Ihre Promotion schloss die Chemikerin schließlich mit „Summa cum laude“ ab.

Neben der Forschung war die junge Frau auch auf dem Campus aktiv, um den Horizont zu erweitern: Einige Jahre arbeitete Scheel in der Philosophie, wo sie Veranstaltungen und Publikationen mitorganisierte. Danach war sie in der Pressestelle tätig, vor allem für Fotodokumentationen. Auch engagierte sie sich in der Foto- und Labor-AG, die sie zeitweise leitete. Der Fotografie hat sie sich heute immer noch verschrieben – nebenberuflich.

Um ihr Wissen praktisch anzuwenden, wollte Scheel nach der Promotion in die Industrie wechseln. „Ich habe es mit meiner Spezialisierung auf dem Arbeitsmarkt gut getroffen.“ Zunächst arbeitete sie zwei Jahre in der Biotechnologie-Branche. Es folgten über die letzten 16 Jahre Stationen bei drei großen deutschen Unternehmen: bei Henkel in Düsseldorf, bei Beiersdorf in Hamburg und seit Ende 2017 beim Spezialchemie-Unternehmen Evonik bzw. inzwischen bei der daraus hervorgegangenen Röhm GmbH in Darmstadt, wo sie als „Vice President Product Stewardship“ weltweit für die Sicherheit der Produkte zuständig ist. Scheel leitet eine größere Abteilung, die sich mit chemikalienrechtlichen Fragen und mit der Risikobewertung und dem Risikomanagement von chemischen Stoffen und Produkten befasst, sowie mit freiwilligen Verpflichtungen zum nachhaltigen Umgang mit diesen. „Während  meiner  beruflichen Laufbahn bin ich auch immer mehr zum Manager geworden. Es ist eine sehr spannende Aufgabe, bei der neben Fachwissen auch Führungsaufgaben, Strategie und Taktik eine wichtige Rolle spielen“, sagt Scheel, die zudem eine berufsbegleitende Ausbildung zur Fachtoxikologin gemacht hat und sich an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf zu Alternativmethoden zu Tierversuchen habilitiert hat.

An der RPTU geschätzt hat Scheel unter anderem die Lage – direkt am Wald. „Wir sind oft in der Mittagszeit zum Joggen in den Wald gegangen“, erinnert sie sich. „Das hat man nicht überall.“ Generell habe sie in den Jahren in Kaiserslautern viel Interessantes erlebt und nette Leute kennengelernt. „Es war eine sehr vielfältige Zeit, die Krönung war die Promotion.“

2019