10. Forschungskolloquium

Das zehnte Forschungskolloquium des universitären Potentialbereichs Region und Stadt fand am Mittwoch, den 26. Februar 2021, zum Leitthema „Linking Borderlands“ statt.

Aufgrund pandemiebedingter Einschränkungen fand das Forschungskolloquium wiederholt in einem digitalen Rahmen über Zoom statt.

Plakat zum Kolloquium


Vortragende an diesem Forschungskolloquium waren Dr. Kirsten Mangels (Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung), Stefanie Thurm (Lehrstuhl für Policy-Analyse und Politische Ökonomie), Nino Pfundstein (Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung) und Benjamin Blaser (Fachgebiet Internationale Planungssysteme). Präsentiert wurde das Forschungsprojekt „Linking Borderlands“, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird und dessen Laufzeit von Juni 2021 bis Mai 2024 festgesetzt ist. Neben der Vorstellung des Projektes wurden ebenfalls Schwerpunktbereiche sowie mit dem Projekt verknüpfte Dissertationsvorhaben vorgestellt.


Zunächst präsentierte Dr. Kirsten Mangels das grundlegende Vorhaben des Forschungsprojekts und dessen Zielausrichtung sowie den Schwerpunktbereich Planning Borderlands.

Das Konsortium um die Universität des Saarlandes, die Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau, die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg setzt anhand von fünf Schwerpunkten (Planning Borderlands, Communicative Borderlands, Policy Borderlands, Energy Borderlands und Hybrid Borderlands) den Fokus auf europäische Grenzregionen als Kontaktzonen und Übergangsbereiche an nationalstaatlichen Rändern. In diesem Zusammenhang werden die beiden Border Studies UniGR-Center for Border Studies und Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION herangezogen und ihre Grenzräume – die Großregion SaarLorLux+ sowie Brandenburg/Lebus – untersucht. Eine Konkretisierung der Grenzregionen ist zu einem späteren Zeitpunkt im Projekt noch geplant.

Der Schwerpunkt Planning Borderlands beschäftigt sich mit den, in den Grenzräumen aufeinandertreffenden Planungskulturen, dadurch entstehende „Brüche“ in der Raumentwicklung und grenzüberschreitenden Raumentwicklungspotentialen. Dies wird am Beispiel des raumordnerischen Handlungsfeldes der Daseinsvorsorge untersucht. Dabei werden sowohl die bestehenden nationalen formellen und informellen Planungen dokumentiert und verglichen, als auch bestehende grenzüberschreitenden Ansätze ausgewertet. Neben den Planwerken sind auch die Planungsprozesse Gegenstand der Forschung. Ziel ist es eine Wissensbasis in den Grenzräumen zu schaffen, für Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten und Potentiale der Zusammenarbeit zu sensibilisieren und damit die künftige grenzüberschreitende Kooperation zu erleichtern. Dabei bestehen enge Bezüge zu dem Schwerpunkt Policy Boderlands.


Im Verlauf des Forschungskolloquiums übernahm Stefanie Thurm und stellte einen weiteren Schwerpunkt von Linking Borderlands, Policy Borderlands, vor. Dieser Schwerpunkt betrachtet die Dynamiken und Strukturen der Grenzregionen. Dabei werden unter anderem Gesetze, politische Initiativen oder konkrete Ziele untersucht sowie alle Maßnahmen, welche die Daseinsvorsorge betreffen. Aktuell befinden sich die Forschungen zu diesem Forschungsschwerpunkt in der zweiten von insgesamt fünf Phasen, die aufbauend auf einem Theorienmodell aus der ersten Phase nun den Fokus auf die Identifikation aller zentralen Netzwerke und Akteure legen. In diesem Zusammenhang wird u. a. den folgenden Forschungsfragen nachgegangen: Welche Akteure treten häufig auf? Welche Akteure kooperieren häufig gemeinsam in Projekten? Wo zeigen sich Gelegenheitsstrukturen für Lernen und Transfer?

Im weiteren Verlauf der zweiten Phase wird der Finalisierung einer Interreg-Netzwerkanalyse, einer Umfrage unter grenznahen Gebietskörperschaften, einer bereichsspezifischen Fallstudie sowie qualitativen Interviews mit Akteuren mit hoher Kooperationsintensität nachgegangen.


Anschließend wurden zwei Dissertationsvorhaben im Forschungsprojekt Linking Borderlands vorgestellt:


Nino Pfundstein trug dabei sein Dissertationsvorhaben „Die Rolle der Raumentwicklung bei der Gewährleistung der Daseinsvorsorge in den Grenzregionen Großregion SaarLorLux+ und Brandenburg-Lebus“ vor. Geplant ist zunächst ein Vergleich der raumstrukturellen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen mit einem anschließenden Vergleich der Planungssysteme, wobei der inhaltliche Fokus auf der Daseinsvorsorge liegt. Daraufhin soll eine Analyse bestehender grenzüberschreitender Kooperationen inklusive anschließender Handlungsempfehlungen für grenzüberschreitende Kooperationen abgeleitet und definiert werden. Abschließend soll ein Vergleich zwischen den Ergebnissen zu den beiden untersuchten Grenzregionen erfolgen und geprüft werden, ob eine Übertragung auf andere Grenzregionen möglich ist.


Das zweite Dissertationsvorhaben „Planungskulturen – Herausforderungen und Chancen für Grenzregionen“ im Forschungsprojekt Linking Borderlands stellte Benjamin Blaser vor. Ziele der Dissertation sind u. a. die Weiterentwicklung der Theorie zu Planungskulturen, empirische Erkenntnisse zum Einfluss der Planungskulturen auf grenzüberschreitende Kooperation sowie Handlungsempfehlungen an Akteure der grenzüberschreitenden Raumplanung/ -entwicklung. Neben den Zielvorstellungen wurden auch einige Forschungsfragen definiert, dazu gehören u. a.: Inwiefern unterscheiden sich die Planungskulturen in den Fallstudien? Wie wirken die Planungskulturen hindernd auf die Prozesse der grenzüberschreitenden Kooperation? Und wie lässt sich damit umgehen? Im Verlauf der Dissertation sind verschiedene Methoden vorgesehen, wie bspw. ein Planspiel zum Thema „Analyse planungskultureller Unterschiede & Gemeinsamkeiten“. Bei diesem vereinfachten und explorativem Verfahren wird eine reale Planungssituation nachgeahmt, sodass ein Austausch über grenzüberschreitende Erfahrungen stattfinden kann.


In der anschließenden Diskussion thematisierten die anwesenden WissenschaftlerInnen weitere Aspekte von Grenzregionen sowie Umsetzungen innerhalb des Forschungsprojekts. Dabei wurde in die Diskussion eingebracht, dass sich die beiden untersuchten und zu untersuchenden Grenzregionen stark unterscheiden und ein zukünftiger Vergleich dieser als spannende Herausforderung angesehen wird. Außerdem wurde das polnische Planungssystem angesprochen, welches Ähnlichkeiten zum deutschen aufweist und welches durch Grenzforschung wie in Brandenburg/Lebus weiter untersucht werden kann.

Ein zusätzlich diskutierter Ansatz war das Gefälle in Grenzregionen in Bezug auf u. a. kulturelle, ökonomische oder politische Aspekte und wie sich dieses Gefälle in zukünftigen Kooperationen ausdrücken kann. Dieser Diskussionsansatz wurde dahingehend weiterverfolgt, dass das angedeutete Gefälle auch einen der Ausgangspunkte für das Forschungsprojekt Linking Borderlands darstellt und eine Beeinflussung der Kooperation noch nicht absehbar ist.

Weiterhin wurden die für die Doktoranden geplanten verschiedenen Arbeitsmodelle wie das Shared-Desk-Modell thematisiert, das einen (inter-) disziplinären Austausch ermöglichen und möglich nutzbare Synergieeffekte hervorrufen soll.

Schließlich wurde grundsätzlich über den Begriff „Grenzüberschreitende Kooperation“ diskutiert, welcher in der Wissenschaft unterschiedlich definiert wird.