15. Forschungskolloquium
Das fünfzehnte Forschungskolloquium des universitären Potentialbereichs Region und Stadt fand am Mittwoch, den 31. Mai 2023, zum Leitthema „Strukturwandel“ statt. Das Forschungskolloquium fand wiederholt über Zoom statt. Das Plakat zur Veranstaltung finden Sie hier.
Zunächst präsentierte René Fleschurz PlanShrinking und PlanShrinking2.
René Fleschurz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Post-Doc am Lehr- und Forschungsgebiet Internationale Planungssysteme am Fachbereich Raum- und Umweltplanung der RPTU-Kaiserlautern. Seine Forschungsschwerpunkte sind Stadtschrumpfung, Bevölkerungsrückgang in ländlichen Regionen, partizipative Planung und Planungskulturen sowie vergleichende Forschung.
Der Vortrag war unterteilt in drei Themenbereiche:
- Strukturwandel als eine Ursache für Stadtschrumpfung und Wandel in der Planungskultur
- Projektvorstellung und Ansätze zur Durchführung international vergleichender Forschung
- Aktuelle Bezüge zu Planungsthemen in RLP
Im ersten Bereich wurde die Bevölkerungsentwicklung von Nagasaki, Bochum und Cleveland gezeigt. Alle drei weisen einen Bevölkerungsrückgang, aufgrund des Strukturwandels, auf. Die Folgen des Bevölkerungsrückganges sind umfassend. Die Städte haben mit zahlreichen Leerständen zu kämpfen und es sind vermehrt Industriebrachen in der Innenstadt vorzufinden. Dies wirkt sich negativ auf die jeweiligen Stadtbilder aus.
Es gibt verschiedene Stadtentwicklungsstrategien im Bereich der Stadtschrumpfung. Veränderungen in der Stadtentwicklung laufen nicht linear bzw. kontinuierlich ab. Planungen werden vorangetrieben, unabhängig davon, ob sie nur eine zwischenzeitliche oder langfristige Wirkung bezwecken. Ein Fokus liegt zudem auf Ersatzindustrien und großen Unternehmen, welche die vorhandenen Lücken auffüllen sollen. Aber auch neuere Ansätze mit Fokus auf Bildung und der medizinischen Versorgung kommen zur Anwendung. Auch der Umgang mit Strukturwandel und Schrumpfung unterliegt einem Wandel. Critical Junctures können als Antrieb für Veränderungen gesehen werden. Sie können zu einer Beschleunigung, aber auch zu einer Umorientierung führen. Als Beispiel hierfür kann die Covid-19 Pandemie genannt werden. Oder auch plötzliche Veränderungen wie in Bochum. Hier hat beispielsweise die Schließung von zwei großen Produktionsstandorten (Opel und Nokia) zu einem starken Umdenken und auch zu einer Umorientierung geführt.
Anschließend wurde das Projekt sowie Ansätze zur Durchführung international vergleichender Forschung beleuchtet. Das Projekt PlanShrinking2 ist ein DFG-Einzelprojekt (Sachbeihilfe) mit einer Projektlaufzeit von zwei Jahren und einem Budget von 130.000 Euro. Im Rahmen des Projektes wurde eine Exkursion in Cleveland durchgeführt. Die Fallstudienforschung wurde kombiniert mit einer studentischen Exkursion. In Zusammenarbeit mit den Studierenden wurden Interviewfragen erarbeitet und in anschließenden Posterpräsentationen stellten sie Schlüsselprojekte der Stadt vor. So konnte im Sinne des forschenden Lernens auch die Lehre von diesem Forschungsprojekt profitieren.
Neben der Fallstudie in Cleveland wurde auch Nagasaki in Japan behandelt. Hier wurden „geleitete“ Interviews mit Hilfe von „Google Translate“ und Dolmetschern durchgeführt.
In Bochum kam eine klassische Fallstudienforschung zur Anwendung. Hier wurden Experten für Interviews identifiziert, basierend auf der Forschung zu (Neu-) Entwicklungsprojekten und Ergebnissen vorheriger Interviews.
Zur Projekt-Halbzeit fand eine Validierung der vorläufigen Ergebnisse statt. Nach dieser Analyse wurden die vorläufigen Ergebnisse während eines Workshops in Kaiserslautern präsentiert. Eingeladene Experten der Fallstudien-Städte diskutierten die Befunde und kommentierten die Ergebnisse.
Abschließend wurden anhand von zwei Beispielen aktuelle Bezüge zu Planungsthemen in Rheinland-Pfalz hergestellt. Das erste Beispiel fand im Rahmen des Projektworkshops „Wissensraum Innenstadt – Wissen erleben“ statt. Bei einer Auftaktveranstaltung wurden Projekte aus Wörth und Ingelheim am Rhein vorgestellt. Das Projekt hat die Sicherung der Attraktivität der Innenstadt durch Erweiterung des Nutzungsangebotes durch „Eds und Meds“ Konzepte, zum Gegenstand. Beispiele aus Worms, Betzdorf und Krefeld zum Thema „Revitalisierung von Gewerbebauten“, wurden bei der Tagung: An die Arbeit! – Monumente des Industrie- und Gewerbebaus neu denken! betrachtet.
Diskussion
Da das Projekt bereits abgeschlossen ist, wurde gefragt, ob nachgeprüft wurde, was die jeweiligen Städte tatsächlich umsetzen konnten?
Eine Nachprüfung wäre allerdings zu aufwendig gewesen und hätte den Rahmen gesprengt, weil keine weitere Finanzierung vorlag. Denkbar wäre dies in einem Anschlussprojekt gewesen, welches jedoch nicht gefördert wurde.
Der Vortag von Johanna Rothmann mit dem Titel „Offene Digitalisierungsallianz Pfalz II (ODPfalz-II) konnte leider nicht stattfinden.
Das nächste Forschungskolloquium findet am 05.07.2023 zum Thema „Planungskulturen“ statt.