7. Forschungskolloquium

Das siebte Forschungskolloquium des universitären Potentialbereichs Region und Stadt fand am Mittwoch, den 05. Mai 2021, zum Leitthema „Covid-19-Effekte in der Planung und Forschung II“ statt. Die Fortführung des Leitthemas aus dem sechsten Forschungskolloquium vom 20. Januar 2021 wurde durch zwei Vorträge ergänzt.

Aufgrund pandemiebedingter Einschränkungen fand das Forschungskolloquium wiederholt in einem digitalen Rahmen statt


Plakat zum Kolloquium 

 


Prof. Dr. Martin Junkernheinrich (Lehrstuhl für Stadt-, Regional- und Umweltökonomie) referierte zum Thema „Kommunen im Krisenmodus – Zwischen Liquiditätssicherung und Resilienzstärkung“. Der Fokus des Vortrags lag auf den aus der Pandemie resultierenden Auswirkungen hinsichtlich der Aufgaben, Ausgaben und Einnahmen von Kommunen. Daraus ergab sich die Frage, welche Rückschlüsse aus der Krise gezogen werden können, sodass Kommunen zukünftig widerstandsfähiger auf ähnliche Ereignisse/ Krisen reagieren können. Durch die Covid-19-Pandemie wurde deutlich, dass die Betroffenheit in steuerstarken und steuerschwachen Kommunen differenziert zu betrachten ist, da unterschiedliche Krisenverarbeitungspotentiale zu berücksichtigen sind. In diesem Zusammenhang wurde angemerkt, dass insbesondere das Land Rheinland-Pfalz diverse hochverschuldete Kommunen aufweist, die aufgrund von fehlenden finanziellen Rücklagen und hohen Schulden nur eine geringe Krisenabsorptionsfähigkeit aufweisen. Damit Kommunen zukünftig resilienter auf Krisen reagieren können, wurden mit der Liquiditätssicherung als „neue“ Krisenstrategie, dem Abbau alter und der Vermeidung neuer Schulden, der Stärkung der Generationengerechtigkeit sowie der Erhöhung und Verstetigung der Investitionstätigkeit kurze Anregungen präsentiert, die ebenfalls zur nachfolgenden Diskussion einleiteten.  

In der anschließenden Diskussion thematisierten die anwesenden WissenschaftlerInnen den interdisziplinären Aufgabenbereich einer resilienten Stadt, da eine resiliente Stadt unter ökonomischen Aspekten, wie auch in Hinsicht auf stadtplanerische Belange untersucht werden kann. Ferner wurde die Bedeutung der Generationengerechtigkeit diskutiert, da durch altschuldenbelastete Kommunen eine finanzielle Herausforderung an andere Generationen übergeben wird. In diesem Bezug wurde ebenfalls der Zusammenhang der gleichwertigen Lebensbedingungen, in Hinblick auf verschiedene Generationen, diskutiert. Offen blieben die Frage nach einer möglichen, anteilsbezogenen Schuldenübernahme durch den Bund und die betroffenen Länder sowie welche Art und Form von Investitionen getätigt werden können, um neue Generationen gezielter zu unterstützen.


Dr. Sebastian Winter (Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung) präsentierte den Forschungsansatz „Veränderte Verhaltensweisen von Bevölkerungsgruppen aufgrund der Corona-Pandemie“. Der Fokus des Vortrages lag auf der ersten Sichtung und Erhebung von Daten und Ergebnissen. In diesem Zusammenhang soll festgestellt werden, welche raumwirksamen mittel- und langfristigen Verhaltensveränderungen aufgrund der Covid-19-Pandemie in den Bereichen Konsumverhalten, Mobilitätsverhalten und Reiseverhalten/ Tourismus auftreten. Dies geschieht unter Berücksichtigung ausgewählter Regionstypen (urbane und ländliche Räume). Durch erste empirische Erhebungen ließ sich feststellen, dass aufgrund pandemischer Einschränkungen in allen drei ausgewählten Bereichen veränderte Verhaltensmuster vorzufinden sind. Zurückführen ließ sich dies unter anderem auf den Anstieg der Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit, Veränderungen des Modal-Splits, Stornierungen und Unterlassen von Reisebuchungen sowie einer geringeren Frequentierung von Geschäften (vor allem in Innenstädten). Basierend darauf konnte weiterhin beobachtet werden, dass räumliche Disparitäten im Verlauf der Pandemie durch Maßnahmen und Bevölkerungsverhalten auftreten. Ziel des Forschungsansatzes ist die Unterschiede der Verhaltensweisen aufgrund der Pandemie in Bezug auf Regionstypen und Bevölkerungsgruppen zu erforschen und diese gegenüberzustellen, auch um mögliche Handlungsansätze zu definieren.

In der anschließenden angeregten Diskussion reflektierten die anwesenden WissenschaftlerInnen über den Aspekt des veränderten Mobilitätsverhaltens. Dabei wurden kurzfristige und langfristige Wirkungen und Veränderungen thematisiert und wie diese sich in der Zeit nach der Pandemie verhalten. Weiterhin wurde die Stellung des Fahrrads gegenüber anderer Verkehrsteilnehmer diskutiert und die Frage gestellt, ob das Fahrrad der Gewinner der Pandemie sein wird. Ferner wurden die Überlagerungen und Wechselwirkungen des Forschungsansatzes mit anderen gesellschaftlichen Trends wie dem Klimawandel oder dem demographischen Wandel angesprochen.