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Vortrag „Gutes Tun und gutes Lernen – Förderung von Campus Community Partnerships an der Universität Duisburg-Essen mit Einordnung in deutsche und internationale Kontexte“ in der hybriden Vortragsreihe „CampusTalk” von Dipl. Päd. Jörg Miller

Praxisorientierter Kurzaufenthalt in den USA: Durch Blick über den Tellerrand die eigene Lehrpersönlichkeit stärken

Um wertvolle Erfahrungen in einem fremden Schulsystem und tiefe Freundschaften reicher: Aubrey Sawyer aus Pennsylvania und der Landauer Student Philipp Klotz an der East Stroudsburg University. Foto: privat
Um wertvolle Erfahrungen in einem fremden Schulsystem und tiefe Freundschaften reicher: Aubrey Sawyer aus Pennsylvania und der Landauer Student Philipp Klotz an der East Stroudsburg University. Foto: privat

Ab kommender Woche werden wieder Lehramtsstudierende der RPTU einen Kurzaufenthalt an der East Stroudsburg University in Pennsylvania verbringen. In vier Wochen können sie in Partnerschulen vor Ort Erfahrungen in einem anderen Bildungssystem und einer unterschiedlichen Unterrichtskultur sammeln sowie aktiv am Unterricht mitwirken. Die Nachfrage für dieses besondereAngebot war in diesem Jahr besonders groß. Erstmals wurde sogar ein Stipendium für die Reise vergeben.

Ein eingliedriges Bildungssystem, Stundenpläne, die ein halbes Jahr lang täglich gleich sind und dann wechseln, haufenweise Sport- und Freizeitangebote: Das US-amerikanische Bildungssystem unterscheidet sich deutlich vom deutschen. Vor- und Nachteile haben wohl beide. Ein vergleichender Blick über den Tellerrand kann sich für angehende Lehramtsstudierende also lohnen. Die RPTU bietet daher gemeinsam mit ihrem Partner, der East Stroudsburg University (ESU) in Pennsylvania, seit 2019 praxisorientierte Kurzaufenthalte in den USA an.

Vom 16. September bis zum 14. Oktober reisen auch in diesem Jahr 17 Studierende aus Landau und Kaiserslautern an die Partneruniversität in den USA, wohnen dort im Wohnheim auf dem Campus, gehen in Partnerschulen vor Ort und hospitieren im amerikanischen Schulunterricht. „Da man als angehende Lehrkraft auch Schulformen und Kulturen anderer Länder kennen sollte, hat man mit diesem Programm die optimale Chance, diese zu erleben, seinen Wissenshorizont zu erweitern und sich von amerikanischen Lehrkräften inspirieren zu lassen“, bekräftigt Jasmina Frauendorf. Die Studentin war 2023 mit dem Programm an der ESU.

„Mehr auf Augenhöhe“
Die Studierenden, die nach Pennsylvania gehen, sollen in den ortsansässigen Schulen zumindest hospitieren. Wenn sie genug Eigeninitiative mitbringen, können sie jedoch auch mit ihren Mentorinnen und Mentoren absprechen, ob sie zum Beispiel selbst eine Unterrichtsstunde halten dürfen. Diese Erfahrung hat Philipp Klotz gemacht, der 2019 an der ESU war, als erstmals Studierende der Landauer Universität nach Pennsylvania reisten. „Ich habe alle sehr offen erlebt, der Unterricht lief nicht stramm nach Programm ab und wir bekamen die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden“, erinnert sich der 27-Jährige, der Englisch und Sozialkunde auf Gymnasiallehramt studiert. Klotz konnte damals zum Beispiel Unterrichtsstunden eigenständig halten oder sich den Fragen der Schülerinnen und Schülern vor Ort stellen, für die es nicht alltäglich sei, dass Besuch von einem anderen Kontinent kommt.

2020 und 2021 pausierte das Austauschprogramm aufgrund der Corona-Pandemie. In den vergangen beiden Jahren reisten dann wieder Studierende nach Pennsylvania. Klotz war in beiden Jahren dabei, hat das Programm bisher also dreimal mitgemacht. Was ihm dort immer besonders gefiel, war der familiäre Umgang der Lehrkräfte mit Schülerinnen und Schülern. Eine Eigenschaft, die er sich aneignen will, wenn er nach seinem Masterabschluss im kommenden Jahr selbst in den Beruf startet. „Lehrer sind dort mehr auf Augenhöhe mit den Schülern als bei uns. Sie sind Anlaufstelle für alles, was im Unterricht, in anderen Fächern und zum Teil im privaten Umfeld schief geht. Daran will ich mich orientieren“, bekräftigt er. Auch die Gastfreundschaft, die er bei seinen USA-Reisen erfahren hat, ist ihm im Kopf geblieben. „Wir wurden zum Beispiel abends mal von der Dekanin zum Grillen eingeladen. Es gibt viele Socializing-Angebote über Uni und Schule hinaus.“

Offen für alle Lehramtsstudierenden
Die Idee zu dem besonderen Austauschprogramm hatte Sebastian Beckmann, Lehrbeauftragter am Campus Landau. Aus dieser Idee ist mittlerweile ein institutionalisiertes Programm geworden, das vom Zentrum für Lehrerbildung der RPTU in Landau in Zusammenarbeit mit dem Referat für internationale Angelegenheiten und dem Fach Anglistik koordiniert wird. „Die Personen, die sich bewerben, müssen das Interesse mitbringen, schulpraktische Erfahrungen im Ausland sammeln und ihre interkulturellen Kompetenzen erweitern zu wollen“, verrät Dr. Katharina Gierl, die das Programm heute koordiniert. „Außerdem sollten sie sich für Themen wie Interkulturalität, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Diversität interessieren und zumindest englische Sprachkenntnisse auf mittlerem Niveau mitbringen.“

Bewerben konnten sich alle Lehramtsstudierenden der RPTU, also nicht nur jene, die Fremdsprachen studieren. Gierl und ihre Kollegen haben beim Auswahlprozess darauf geachtet, dass ein Gleichgewicht zwischen allen Fächern und Schularten besteht und sowohl Studierende aus Landau als auch aus Kaiserslautern Plätze bekommen. In diesem Jahr hat die RPTU durch eine Kooperation des Referats Internationale Angelegenheiten mit dem Zentrum für Lehrerbildung erstmals ein Stipendium in Höhe von 1400 Euro für die Reise durch Unterstützung von Santander Universitäten vergeben, einem Förderprogramm von Santander Deutschland.

Amerikanische Austauschgruppe zum zweiten Mal in Deutschland
Im Mai waren zum zweiten Mal auch Studierende der ESU für vier Wochen in Deutschland. Dabei besuchten jeweils drei US-amerikanische Studierende das Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) und die Konrad-Adenauer-Realschule plus (Kars) in Landau. Je nachdem, welche Fächer und Schularten für die Austauschstudierenden aus den USA infrage kommen, können diese künftig auch an andere Schulen in Landau und Kaiserslautern vermittelt werden.

Bei diesem Austausch mit dabei war Aubrey Sawyer. Die Studentin der ESU bekam durch ihre Zeit in Landau einen neuen Blick auf das Bildungswesen, wie sie verrät. „Ich kannte vorher nur das Bildungssystem von Pennsylvania. Es war eine tolle Erfahrung, durch meinen Schulbesuch in Landau das System in Deutschland kennenzulernen.“ Aubrey ist sich sicher, dass die Dinge, die sie in Landau lernte und die Verbindungen, die sie aufgebaut hat, ihr auf ihrem Weg zur Lehrerin geholfen haben und helfen werden. Als angehende Lehrerin sieht sie es als ihre Pflicht an, ihren Schülerinnen und Schülern die bestmögliche Bildung zu gewährleisten. „Ich glaube, dass man niemals aufhört zu lernen. Jeder kann von so einer Erfahrung profitieren. Ich habe so viele tolle Menschen, so viel über die deutsche Kultur und ein anderes Schulsystem kennengelernt und unvergessliche Erinnerungen geschaffen. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung“, unterstreicht sie.

Interkulturelle Erfahrungen sammeln
Ein wichtiger Punkt für den Austausch in das sogenannte Buddy-System. „Es geht bei dem Programm nicht nur darum, schulpraktische Erfahrungen zu sammeln, sondern auch interkulturelle. Die ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer gestalten deshalb das Programm für die Austauschstudierenden des anderen Landes mit und ermöglichen ihnen so, die Kultur des anderen Landes kennenzulernen“, betont Gierl.

Als wissenschaftliche Hilfskraft ist auch Klotz ein Teil des Buddy-Systems. Seit 2022 hilft er bei der Vor- und Nachbereitung des Austauschs mit, sowohl im September in den USA als auch im Mai in Deutschland. Wenn die amerikanischen Gäste zu Besuch in Deutschland sind, steht er ihnen unterstützend an der Seite.

Neben dem Eintauchen in andere Unterrichtsstile steht bei den Besuchen auch immer das Kennenlernen der anderen Kultur im Fokus. „Wir haben deshalb auch Ausflüge nach Heidelberg, Straßburg oder zum Hambacher Schloss geplant, um so zum Beispiel den geschichtlichen Aspekt der Demokratie in Deutschland zu zeigen“, sagt Klotz.

Auch Dozierende wollen sich vernetzen
Künftig wollen sich die beiden Universitäten auch auf Dozierenden-Ebene vernetzen. In den vergangenen Jahren seien viele Synergieeffekte entstanden, sagt Gierl. So gebe es zum Beispiel Antragsideen für mobilitätseingeschränkte Studierende, denen der internationale Austausch in virtueller Form ermöglicht werden soll. Auch im Bereich der Wissenschaft und der Forschung wollen die beiden Unis künftig mehr kooperieren.

Text: Felix Schönhöfer

Um wertvolle Erfahrungen in einem fremden Schulsystem und tiefe Freundschaften reicher: Aubrey Sawyer aus Pennsylvania und der Landauer Student Philipp Klotz an der East Stroudsburg University. Foto: privat
Um wertvolle Erfahrungen in einem fremden Schulsystem und tiefe Freundschaften reicher: Aubrey Sawyer aus Pennsylvania und der Landauer Student Philipp Klotz an der East Stroudsburg University. Foto: privat