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Vortrag „Gutes Tun und gutes Lernen – Förderung von Campus Community Partnerships an der Universität Duisburg-Essen mit Einordnung in deutsche und internationale Kontexte“ in der hybriden Vortragsreihe „CampusTalk” von Dipl. Päd. Jörg Miller
Von der Studienarbeit zu einem Start-up im Katastrophenschutz
Das Start-up inventied aus Rockenhausen hat mit Unterstützung des Gründungsbüros RPTU & HS Kaiserslautern 2021 ein Unternehmen im Zivil- und Katastrophenschutz gegründet. Als THW-Einsatzkräfte entwickelt das Team Produkte für Einsatzkräfte. Wir haben Lukas Kalnik und Jan Schellhaaß von inventied gefragt, was sie zur Unternehmensgründung und zur Zusammenarbeit mit der RPTU bewegt hat.
Die Gründung eines eigenen Unternehmens ist ein großer Schritt. Wie habt ihr den Mut dazu gefunden?
Jan Schellhaaß: Es ist wirklich ein großer Schritt und es gibt, wie bei vielen Start-ups, Höhen und Tiefen. Aber ich bin froh, dass wir den Weg gegangen sind. Angefangen hat alles mit einer Studienarbeit, als Lukas und ich Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Kaiserslautern studiert haben. Dabei ging es um eine praktische Problemlösung für die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), bei der wir ehrenamtlich tätig sind. Das Ergebnis war ein Prototyp für einen Anhängeraufbau, der bei Rettungs- und Bergungsaufgaben eingesetzt wird. Zum Beispiel wenn ein Haus einsturzgefährdet ist. Mit dem neuen Anhängeraufbau können Einsatzkräfte jetzt alle vorgesehenen Einsatzmaterialien für Rettungsaufgaben transportieren, was vorher nicht möglich war. Die Be- und Entladung von Einsatzmaterialien ist für Einsatzkräfte ergonomischer und zeiteffizienter. So können sie schneller zum Einsatzort ausrücken, um Menschenleben und Existenzen zu retten.
Lukas Kalnik: Es war für uns beide ein Herzensprojekt. Vor allem, weil unsere Idee ein akutes Problem in der Praxis im Zivil- und Katastrophenschutz löst. Also habe ich ganz stolz und ohne lange nachzudenken den Anhängeraufbau einfach auf Facebook gepostet. Damals haben wir nicht gedacht, dass daraus mal etwas Größeres wird. Aber der Facebook-Post löste bundesweit positive Resonanz aus dem THW aus. Das zeigte uns: Der Bedarf an Lösungen für den Katastrophenschutz ist da. Das gab uns den Mut, es offiziell zu machen. Mit Markus Weidmann und Trang Lam haben wir zwei weitere ehrenamtlich Engagierte aus dem THW mit ingenieurtechnischem Know-how mit ins Boot geholt. Und so entstand inventied. Den Anhängeraufbau haben wir dann marktreif gemacht und „Vario-Load-Rescue“ getauft.
Wenn man wie ihr gründen möchte, wo fängt man überhaupt an?
Jan Schellhaaß: Ehrlich gesagt hatten wir am Anfang überhaupt keine Ahnung, wo wir ansetzen sollten. Umso mehr hat uns der Kontakt zum Gründungsbüro der RPTU und der Hochschule Kaiserslautern geholfen. Als wir ihnen von unserer Idee erzählt haben, wussten sie sofort, wie sie uns unterstützen können. Katharina Neitzel, Natascha Möller und Bernhard Lorig haben uns in der Unternehmensgründung beraten und uns mit relevanten Personen vernetzt.
Lukas Kalnik: Außerdem haben wir Unterstützung im bürokratischen Prozess bekommen, um eine finanzielle Förderung durch das EXIST-Förderprogramm zu beantragen. So konnten wir uns zu 100 Prozent unserer Idee widmen und sind jetzt ein Start-up, das Produkte von Einsatzkräften für Einsatzkräfte entwickeln kann.
Und ihr seid immer noch eng mit der RPTU verbunden…
Lukas Kalnik: Wenn wir Ausschreibungen für studentische Projektarbeiten hatten, haben wir diese über verschiedene Kanäle und Kontakte gestreut. Unter anderem auch über das Gründungsbüro, das einen Überblick über die Lehrstühle der RPTU und der Hochschule Kaiserslautern hat. Das Team hat dann für uns einen passenden Match gefunden.
Jan Schellhaaß: Als wir zum Beispiel noch in der Produktentwicklungsphase waren, um den Vario-Load-Rescue und andere Produkte für den Zivil- und Katastrophenschutz marktreif zu machen, haben wir in Form einer Masterarbeit und mehreren Projektarbeiten mit dem Fachbereich Maschinenbau der RPTU zusammengearbeitet. Aktuell unterstützt uns der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften bzw. der Marketing-Lehrstuhl von Prof. Dr. Stefan Roth im Rahmen einer Studienarbeit bei unserer Marketing- und Vertriebsstrategie.
Anna, du studierst Betriebswirtschaftslehre im 10. Semester an der RPTU und arbeitest mit zwei weiteren Studis an dieser Studienarbeit mit inventied. Wie kann man sich die Zusammenarbeit vorstellen?
Anna Schröder: In unserem Projekt führen wir eine Zielgruppenanalyse durch und untersuchen die Eigenschaften bestehender Produkte sowie deren mögliche Einsatzbereiche. Unser Ziel ist es, wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, um die Produkte weiter zu verbessern und neue Marktpotenziale zu erschließen. Am Anfang hatten wir in einem Workshop mit Kurzvorträgen von inventied und dem Lehrstuhl die Möglichkeit, uns intensiv mit den Produkten von inventied und deren Besonderheiten auseinanderzusetzen. Das hat uns besonders gut gefallen. Dadurch konnten wir auch mehr über Industriegütermärkte und Marktforschungsprozesse lernen. Der direkte Austausch mit dem Gründerteam hat uns sehr geholfen, ein besseres Verständnis für unsere Ziele zu entwickeln und uns gut auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten.
Marcel, du leitest die Studienarbeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Marketing-Lehrstuhl. Was ist das Besondere an diesem Projekt?
Marcel Mallach: An diesem Case ist besonders spannend, dass er nicht nur einen realen und zugleich gesellschaftlich hochrelevanten Bezug hat. Er ermöglicht auch den Transfer von theoretischem Wissen in die Praxis. Katastrophenschutz erfordert interdisziplinäre Ansätze und kreative Lösungen – das haben uns nicht zuletzt die jüngsten Unwetterkatastrophen im benachbarten Saarland und anderen Regionen eindrücklich vor Augen geführt. Solche Ereignisse machen deutlich, wie dringend Innovationen im Katastrophenschutz benötigt werden und wie relevant dieses Thema in unserem Alltag geworden ist. Durch die Zusammenarbeit mit einem Start-up wie inventied bieten wir als Lehrstuhl die Gelegenheit, unsere wissenschaftliche Expertise in die Praxis einzubringen. Gleichzeitig unterstützen wir Studierende dabei, ihre akademischen Kenntnisse direkt auf konkrete Problemstellungen anzuwenden. Solche Projekte zeigen, dass universitäre Forschung nicht im Elfenbeinturm verbleibt, sondern aktiv zur Bewältigung realer Herausforderungen beiträgt.
Wie geht es jetzt für inventied weiter? Was können wir im Zivil- und Katastrophenschutz von euch erwarten?
Lukas Kalnik: Unsere Vision ist es, den Zivil- und Katastrophenschutz weltweit zu verbessern. Katastrophenschutz bedeutet beispielsweise die Anpassung und auch die Vorsorge von Naturfolgen. Deshalb sind wir besonders stolz, dass wir für unsere Innovationsplattform Co-invent in diesem Jahr die höchste staatliche Auszeichnung im Klimaschutz erhalten haben, den Blauen Kompass vom Umweltbundesamt. Durch die Plattform können Einsatzkräfte aus ganz Deutschland ihre Ideen aus der Praxis für den Katastrophenschutz einreichen. Diese setzen wir dann gemeinsam um. Mittlerweile sind schon mehrere tolle Produkte entstanden. Co-invent und die Auszeichnung machen deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit und der Austausch mit klugen, innovativen Köpfen ist. Das möchten wir ausbauen, ob mit Tüftlern aus dem Katastrophenschutz oder durch Forschungsarbeiten.
Jan Schellhaaß: An dieser Stelle möchten wir uns auch nochmal beim Gründungsbüro und den Lehrstühlen der RPTU bedanken für den bisherigen Support. Wir freuen uns auf eine weitere Zusammenarbeit mit den bisherigen Fachbereichen und auch mit anderen! Die Ergebnisse haben uns spannende Erkenntnisse gebracht und es hilft ungemein, Katastrophenschutz aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Also: Wer das Thema Zivil- und Katastrophenschutz auch spannend findet, kommt gern auf uns zu und wir schauen, wie wir zusammenkommen können.
Autorin: Lisa Buu