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Vortrag „Gutes Tun und gutes Lernen – Förderung von Campus Community Partnerships an der Universität Duisburg-Essen mit Einordnung in deutsche und internationale Kontexte“ in der hybriden Vortragsreihe „CampusTalk” von Dipl. Päd. Jörg Miller
Studiert und engagiert: „Wenn Studis ein Problem haben, muss es für mich schnell gehen.“
Marie-Christin Haag ist nicht nur engagiert, wenn es um ihr Lehramtsstudium geht, sondern auch, wenn es darum geht, sich für Studierende einzusetzen oder die Hochschulpolitik mitzugestalten. Kennengelernt haben sich Campusreporterin Anne Papenfuß und Marie-Christin im Rahmen der Mental Health First Aid (MHFA)-Ausbildung am Campus Landau. Schnell hat Anne gemerkt – Marie ist unglaublich fleißig und motiviert, egal was sie tut. Leidenschaftlich erzählt sie, warum es ihr so wichtig ist, aktiv zu sein, wie es zu ihren Engagements gekommen ist und wie sie es schafft, alles unter einen Hut zu bekommen.
Marie hat im Wintersemester 2019/2020 in Landau angefangen, Grundschullehramt zu studieren und wechselte später zu Realschullehramt mit den Fächern Englisch und Sozialkunde. In ihren ersten vier Semestern hat sie das Studentenleben erst einmal genossen: „Zu Beginn meines Studiums wollte ich die Uni kennenlernen, Kontakte knüpfen und mich in meinem Studiengang zurechtfinden. Unipartys habe ich im ersten Semester keine ausgelassen.“Ab dem vierten Semester, im Sommer 2021, begann sie, sich in der Fachschaftsvertretung Politikwissenschaft zu engagieren. Der Impuls kam durch eine Kommilitonin, die in einer anderen Fachschaft aktiv war. Mit ihr sprach sie über die Zuständigkeiten und Aufgaben einer Fachschaft und erfuhr außerdem, dass sie keine besonderen Voraussetzungen erfüllen muss, um aktiv zu werden. Das Gespräch war ihr Sprungbrett: „Tatsächlich kann sich jeder in einer Fachschaftsvertretung engagieren, in dessen Fach er oder sie eingeschrieben ist. Ich habe zunächst bei der Fachschaft Politikwissenschaft angeklopft und bin direkt in deren WhatsApp-Gruppe gelandet.“Besonders den persönlichen Austausch mit anderen Studierenden aus ihrem Studiengang empfand sie zur Zeit der digitalen Coronalehre als sehr bereichernd: „Da habe ich gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, ein Fachschaftsmitglied zu sein.“
Ihr zweites Uni-Engagement kam ebenfalls durch eine Kommilitonin zustande, die bei der Jusos Hochschulgruppe aktiv war: „Sie lud mich ein, doch mal vorbeischauen, da mir das bestimmt Spaß machen würde. Das habe ich dann auch gemacht und bin im Sommer 2021 Mitglied geworden.“Im Winter 2021 folgte ihr Eintritt in die Fachschaftsvertretung Anglistik und Bildungswissenschaften sowie ein Semester ins ‚Campus Team‘ Landau, das unter anderem Events und Partys für die Studierenden organisierte. Als sie anfing, das Zertifikat Menschenrechtsbildung zu studieren und die Fachschaftsvertretung Menschenrechtsbildung Mitglieder suchte, hat sie sich auch dort engagiert. Im Jahr 2023 absolvierte sie außerdem die Ausbildung zur Ersthelferin für psychische Gesundheit im Rahmen von Mental Health First Aid (MHFA) am Standort Landau.
Neben ihren freiwilligen Engagements arbeitete Marie von März 2022 bis August 2024 beim AStA in Landau für das Referat Studium & Fachschaften sowie als insgesamt dreifache studentische Hilfskraft an der Uni. Von Mai 2023 bis Juli 2024 unterstütze sie das standortübergreifende Projekt ‚Dialog‘, leitete im Wintersemester 2023/24 ein Tutorium für wissenschaftliches Arbeiten in Politikwissenschaft und arbeitete von März 2023 bis Juli 2024 im Büro der zentralen Gleichstellungsbeauftragten in Landau. Bis Mitte 2024 ist Marie also insgesamt in vier Fachschaftsvertretungen und zwei Hochschulgruppen aktiv und arbeitet beim AStA sowie als studentische Hilfskraft an der Uni.
Wie schafft man all das, wenn das Studium und das Privatleben nicht auf der Strecke bleiben sollen?
„Klar, das Privatleben und das eigene Studium müssen teilweise zurückstecken, Treffen mit Freunden oder Hobbys werden weitaus weniger und einige Hobbys musste ich auch ganz aufgeben“, gibt Marie zu. Gleichzeitig betont sie: „Ich habe meine Freizeit gerne in die AStA-Arbeit oder die Fachschafts- und Hochschulgruppenarbeiten gesteckt, denn meine Engagements waren lange Zeit wie ein Hobby für mich. Ich konnte mich vernetzen und Freundschaften schließen. Ich habe während der Pandemie mit Fachschaftsarbeit begonnen, um nicht einsam zu sein, wie manche Kommilitoninnen und Kommilitonen von mir zu der Zeit. Manchmal ist das alles ein ‚Jonglieren‘ und mit Stress und weniger Schlaf verbunden, aber vor allem mit viel Austausch, vielen Menschen, viel Lachen, Spaß und Erfolgen.“
Man merkt, Maries Alltag sieht anders aus als das Klischee-Studentenleben: „Bei mir ist der Kalender seit Jahren von montags bis sonntags sehr voll. Ich habe nicht wie andere jedes Wochenende frei, bin aber auch nicht an feste Arbeitszeiten gebunden.“ Ihre Strategie: jeden Tag zu einer gewissen Zeit E-Mails lesen und beantworten. „Alles andere bleibt liegen.“ Doch wenn Studierende an ihre (digitale) Tür klopfen, weil sie eine Frage haben oder Unterstützung brauchen, macht Marie eine Ausnahme: „Wenn Studis ein Problem haben, muss es für mich schnell gehen.“ Da sie selbst ein Teil der Studierendenschaft ist, profitiert sie auch von der Problembewältigung, sagt sie. „Ich setze mich gerne für die Rechte von Studierenden ein und sehe es als meine Verantwortung, allen anderen und mir selbst ein besseres Leben und ein besseres Studium an der Uni zu ermöglichen, indem ich helfe, den (Uni-)Alltag leichter zu machen und zu kleinen und großen Erfolgen (an der Uni) meinen Beitrag leiste.“
Dazu gehört für sie nicht nur die politische Arbeit, sondern auch die Mitgestaltung eines vielfältigen Freizeitangebotes, um Studierende miteinander in Kontakt zu bringen. „Meine Motivation für all das, was ich tue, ist neben der Vernetzung auch die Möglichkeit, meine eigenen Ideen einzubringen und etwas bewirken zu können. Ich habe eine sehr soziale und engagierte Ader, die einfach nicht das Wort ‚Nein‘ kennt.“ Obwohl es manchmal auch ein paar negative Reaktionen aus ihrem Umfeld gibt, sind die meisten positiv, wenn sie von ihren ganzen Engagements erzählt, verrät sie. Manche sorgen sich auch einfach um sie und wünschen sich von ihr, dass sie auf sich Acht gibt, erzählt Marie.
Der Bedarf ist groß
In ihrem aktuell letzten Semester möchte sie weniger aktiv sein, um sich vollkommen auf ihre PES-Stelle an einer Schule und die letzten übrigen Veranstaltungen zu konzentrieren. Aus den Fachschaftsvertretungen Anglistik, Politikwissenschaft und Bildungswissenschaften sie mittlerweile ausgetreten und hat sich beim AStA und MHFA zurückgezogen. Zum aktuellen Wintersemester 2024/25 ist sie somit noch bei den Jusos sowie der Fachschaftsvertretung Menschenrechtsbildung aktiv. Bei einigen Fachschaften ist der Bedarf an Mitgliedern und Teilnehmenden so groß, dass es ihr sehr schwer fällt zu gehen. „Es kommen immer weniger Leute zu Events, den Sitzungen und letztendlich zu den Fachschaften.“ Laut Marie könnte das einerseits an der Kommunikation liegen, da viele Studierende ihre E-Mails nicht lesen, die über Fachschaften und ihre Sitzungen und Veranstaltungen berichten. Ein weiterer Grund, glaubt sie, könnten auch die steigenden Lebenserhaltungskosten sein, die Studierende dazu zwingen, neben ihrem Studium zu arbeiten. „Viele kriegen ihr Social-Life oder die Veranstaltung an der Uni gar nicht mehr mit ihrem Arbeitsleben und dem Studium unter einen Hut, was verständlich ist, da wir alle unseren Lebensunterhalt bestreiten und gleichzeitig unser Studium finanzieren müssen.“ Doch auch Studierende mit wenig Zeit werden in den Gruppen gebraucht, betont sie: „Studis, die lieber anderen in der Organisation helfen und weniger Partys mögen, können zum Beispiel eine Stundenplanberatung anbieten oder E-Mails beantworten. Andersherum können Partypeople Kneipentouren oder Partys veranstalten, es gibt für jeden Engagierten etwas zu tun“, wirbt sie.
Dies machen auch die verschiedenen Abteilungen und Teams innerhalb der Fachschaften oder Hochschulgruppen deutlich. Egal ob Social Media, Events oder Merch, die Aufgaben sind vielfältig. Für Marie zählt vor allem eins: „Das Wichtigste sind die Menschen, auf die man sich im Team verlassen kann. Deswegen sage ich immer, je mehr People Power, desto besser für die Einzelpersonen. Das macht die Stärke eines Teams aus.“
Leider wissen viele Studierenden nicht, wie wichtig Fachschaften und Hochschulgruppen für die Universitätspolitik sind, bedauert Marie. „Es ist den Studis vielleicht gar nicht so bewusst, aber es ist superwichtig, sich bei der Hochschulpolitik zu engagieren. Wer in den Gremien sitzt, kann einen erheblichen Teil von Prüfungsordnungen oder Studienregelungen mitbestimmen und wenn nur ein oder zwei Studis dort sitzen, bestimmen sie für die ganze Studierendenschaft. Je nachdem, was sie bestimmen, kann das ja auch negative Folgen haben.“
Doch wo fangen Interessierte am besten an?
Fachschaftsvertretungen sind laut Marie das Sprungbrett für Studierende, die sich engagieren wollen: „Einfach mal zu Fachschaftsveranstaltungen hingehen, sich das anhören, die Menschen kennenlernen und schauen, was die so machen.“ In Landau und Kaiserslautern gibt es neben den Fachschaften viele studentische Hochschulgruppen, die unter anderem Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit, Kunst und Kultur oder Politik abdecken sowie internationale Gruppen. „Man kann auch selbst eine Hochschulgruppe gründen und seine Idee oder sein Hobby an die Uni bringen“, sagt sie. „Durch den Kontakt lernt man immer weitere Gremien oder Gruppen kennen, informiert sich, arbeitet mit ihnen zusammen und kriegt dadurch Lust, noch mehr zu machen, so war es bei mir jedenfalls.“
Gute Gründe, aktiv zu werden
Marie sieht viele Vorteile im Engagement: „Unabhängig davon, dass man eventuell eine längere BAföG-Bewilligung bekommt, oder eine Fachschaftsbescheinigung für Bewerbungsunterlagen, bringt es einem sehr viele neue Kontakte.“ Dabei meint sie nicht nur den Kontakt mit Gleichsemestrigen, sondern vor allem auch den zu älteren Semestern sowie zu Dozierenden, der Marie in ihrer eigenen Studienplanung sehr geholfen hat. Doch auch die persönliche Weiterentwicklung ist ein Thema für sie: „Ich denke, dass es einen auch persönlich weiterbringt, und man erweitert viele Fähigkeiten wie Organisationsfähigkeit, Kreativität, Kommunikationsfähigkeit sowie Teamfähigkeit. Das sind Skills, die man auch im späteren Berufsleben braucht.“
Authorin: Anne Papenfuß
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Fachschaftsvertretungen sind studentisch gewählt und fungieren als eine Anlaufstelle für Fragen zum eigenen Studienfach oder zur Studienorganisation. Sie sind außerdem Vermittler zwischen Studierenden und Dozierenden und organisieren verschiedene Veranstaltungen für Studierende. Eine Übersicht der Fachschaftsvertretungen an der RPTU findest du hier.
Die Vielzahl studentischer Hochschulgruppen und Initiativen bietet Studierenden die Möglichkeit, sich politisch bis sportlich zu engagieren. Hier findest du eine Übersicht der studentischen Hochschulgruppen an der RPTU sowie den Antrag auf Anerkennung einer studentischen Hochschulgruppe.