Konflikttransformation und Friedensperspektiven

Im Arbeitsschwerpunkt „Konflikttransformation und Friedensperspektiven“ beschäftigt sich die Friedensakademie mit positiven Perspektiven in Zeiten zunehmender internationaler Gewaltkonflikte, der Rückkehr des zwischenstaatlichen Krieges und dramatisch steigender Opferzahlen. So geht es bei der Konfliktanalyse um die Entwicklung von Perspektiven für Konflikttransformationen, die diese Konflikte einer gewaltfreien Lösung zugänglich macht. Dazu gehört u.a. insbesondere der Abbau von Feindbildern und die Einleitung von Versöhnungsprozessen. Gleichzeitig geht es in Zeiten eines neuen globalen Wettrüstens und der Ausbreitung „geopolitischen Denkens“ (verstanden als verstärkte Orientierung an eng definierten nationalen bzw. regionalen Interessen) um Perspektiven für einen nachhaltigen Frieden. Das schließt die Beschäftigung mit ziviler Krisenprävention ebenso ein wie Fragen der Rüstungskontrolle, des Umgangs mit der globalen Bedrohung durch nukleare Aufrüstung und Proliferation oder auch Erinnerungsarbeit im Dienste grenzüberschreitender Verständigung. Darüber hinaus werden Aspekte der Entwicklungskooperation sowie der Abbau von Machtungleichgewichten einbezogen, da gerechte Strukturen zentrale Voraussetzungen für nachhaltige Friedensprozesse darstellen.

Geplante Forschungsprojekte

Die Überreste großer militärischer Verteidigungsanlagen durchziehen als „Ligne Maginot“ den Norden Frankreichs und als „Westwall“ den Südwesten Deutschlands. Errichtet wurden sie in der Zwischenkriegszeit als gegeneinander gerichtete Bollwerke gewaltigen Ausmaßes. Und auch wenn sie im Zweiten Weltkrieg militärisch keine zentrale Bedeutung hatten, so sind ihre Überreste bis heute eindrucksvolle Monumente einer Zeit, in der die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland (zumindest auf Deutsch) als „Erbfeindschaft“ aufgefasst wurden. Mit dem Vorhaben „verflochtene Geschichte – gemeinsame Zukunft“ wollen wir ausloten, in welcher Form die aufeinander bezogene Geschichte dieser militärischen Bauwerke im Sinne einer „histoire croisée“ zum Anlass genommen werden kann, gemeinsame erinnerungspolitische Formen zu entwickeln, die die Errungenschaften der deutsche-französischen Beziehungen in den Mittelpunkt stellen. Es gibt kaum vergleichbare Denkmäler bzw. Erinnerungsorte, die so deutlich als Ausdruck eines fundamentalen Wandels verstanden werden können -- eines Wandels der Europa als Friedensprojekt unmittelbar begreifbar macht.

Die Zeiten der großen Initiativen des „Liberal Peace Building“, die die internationale Politik der 2000er geprägt hat, sind unwiderruflich vorbei. Selbst die deutlich bescheidenere „Stabilization-Agenda“ musste einer neuen, interessenorientierten Denkweise Platz machen, die unter dem Begriff „Geopolitik“ zusammengefasst werden kann. In dieser Ära der Geopolitik und der sich verschärfenden Konflikte ist kaum noch Platz für „Post-Conflict Peace Building Programme“, die „Reconciliation“ als Teil eines umfassenden Programmes der Schaffung nachhaltigen Friedens auffassten und förderten. Diese Perspektive übersieht allerdings, dass es zivilgesellschaftliche Akteure, die sich gegen die dominanten Konfliktnarrative stellen und diese im Sinne eines Identitätswandels zu überwinden versuchen, stets gegeben hat und weiter gibt. Das Forschungsvorhaben will in vergleichender Perspektive untersuchen, wie diese Akteure – die in vielen Fällen derzeit als die beste Hoffnung auf Frieden aufgefasst werden müssen – auf die sich verschärfenden Konfliktlagen reagieren. Was sind „best practices“ des Umganges mit einem zunehmenden konfliktiven Umfeld? Wie lassen sich „externe Schocks“ in den eigenen Vorhaben auffangen? Welche Rolle können solche Akteure noch spielen, wenn die „Großwetterlage“ sich verschärft?

Geplantes Promotionsprojekt

Das Promotionsprojekt widmet sich insbesondere der Rolle von Jugend- und Jugendbildungsprogrammen bei der Überwindung von Konfliktnarrativen und dem Identitätswandel, der den Kern von „Versöhnung“ ausmacht. Dabei wird ein internationaler Vergleich zwischen europäischen Erfahrungen und der afrikanischen Region der Großen Seen mit seinen zahlreichen Konfliktherden angestrebt.