Abendveranstaltung am Demokratie-Tag Rheinland-Pfalz 2022: Geschichten des Ankommens – Perspektiven auf Migration und Integration seit 1945

Bühne mit fünf Redner*Innen in Sesseln. Charlotte Dany im Vordergrund mit Mikrofon

Am 29. September 2022 fand der 17. Demokratie-Tag Rheinland-Pfalz unter dem Motto „Demokratisch denken und handeln für eine Zukunft in Frieden und Vielfalt“ in Ingelheim am Rhein statt. Passend zu diesem Motto tauschten sich am Abend Wissenschaftler*innen und Menschen mit Fluchterfahrungen im Rahmen einer Podiumsdiskussion darüber aus, wie wir eine offene Gesellschaft mit mehr Vielfalt erreichen können, die das Ankommen für Geflüchtete und ein Leben in Frieden erleichtert. Die Moderation übernahm Dr. Charlotte Dany von der Friedensakademie Rheinland-Pfalz.

Der 17. Demokratie-Tag Rheinland-Pfalz bot auch dieses Jahr wieder ein vielfältiges Programm für Menschen aller Altersgruppen. Nach kreativen Beiträgen und zahlreichen Workshops zu Themen wie Schulbildung, Zivilcourage oder Medienkompetenz wurde der Tag durch die Abendveranstaltung Geschichten des Ankommens – Perspektiven auf Migration und Integration seit 1945 abgeschlossen.

Die vom Bündnis „Demokratie gewinnt!“ im Weiterbildungszentrum Ingelheim ausgerichtete Veranstaltung begann mit einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Marita Krauss vom Lehrstuhl Europäische Regionalgeschichte an der Universität Augsburg, der den Titel „Die Angst als Wegbegleiter – Migration, Heimatverlust, Heimatgewinn“ trug. Ausgehend von den deutschen Vertriebenen, die nach 1945 vorrangig nach Bayern kamen, erzählte Marita Krauss von Unsicherheiten sowohl auf der Seite der Ankommenden als auch bei den Einheimischen. Zum Verlassen des Vertrauten durch die Geflüchteten kam die Angst um die eigene Identität bei der aufnehmenden Gesellschaft hinzu. Der Referentin betonte, dass Migration Normalität und kein Ausnahmefall sei. Es sei an der Zeit Optimismus statt Angst zu zeigen und aus der Vergangenheit zu lernen.

Die darauffolgende Podiumsdiskussion wurde von Dr. Charlotte Dany moderiert. Neben Frau Krauss waren Anas Dababo (Freier Referent zum Thema Flucht und Ankommen), Gordana Smiljic (Pädagogische Mitarbeiterin an der Volkshochschule Ludwigshafen) und Dr. Günter Reichert (ehem. Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung) zu Gast. Minister Alexander Schweitzer war krankheitsbedingt leider verhindert. Nach einer kurzen Vorstellung durch die Gäste selbst und einem kleinen Einblick in ihre persönlichen Fluchterfahrungen fragte Dr. Dany, was Geflüchteten oder Vertriebenen beim Ankommen helfen kann. Die Antworten der Gäste reichten von finanzieller Hilfe, über den eigenen Willen sich zu integrieren, bis hin zu einer „Übersetzung der Kulturen“, genannt von Dr. Oleksandr Volf, einem Politikwissenschaftler aus dem Publikum, der selbst vor etwa zwei Monaten aus der Ukraine geflüchtet war. Bei allen Unterschieden gab es einen Aspekt, bei dem sich alle Gäste auf dem Podium einig waren: Es braucht Empathie, Offenheit und Toleranz auf Seite der empfangenden Gesellschaft.

Das Gespräch zwischen den Gästen zeigt ein weiteres Mal, wie individuell Fluchterfahrungen sind und wie wichtig es ist, jedes Schicksal im Einzelnen zu betrachten. Migration gab es schon immer und wird es wohl auch immer geben, es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft zuzuhören, wenn Migrant*innen und Geflüchtete ihre Geschichten erzählen möchten und ihnen eine Hand zu reichen.

Bühne mit fünf Redner*Innen in Sesseln. Charlotte Dany im Vordergrund mit Mikrofon