Filmgespräch „Kampf der Demokrat*innen“ als Videoaufzeichnung
Am 19. November 2020 zeigte die Friedensakademie Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem Offenen Kanal Weinstraße, Studio Landau, den Dokumentarfilm „Theodor Graf Fugger von Glött – Deserteur oder Freiheitskämpfer?“.
Was haben historische Persönlichkeiten aus der regionalen Demokratiegeschichte mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu tun? Ziemlich viel, so der Tenor der Veranstaltung „Kampf der Demokrat*innen – 1849 und heute“. Am 19. November 2020 zeigte die Friedensakademie Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem Offenen Kanal Weinstraße, Studio Landau, den Dokumentarfilm „Theodor Graf Fugger von Glött – Deserteur oder Freiheitskämpfer?“. In der anschließenden Diskussion, moderiert von der Geschäftsführerin der Friedensakademie Dr. Charlotte Dany, zogen die Landauer Filmemacher*innen Gabriele und Werner Knauf sowie Prof. Dr. Wilhelm Kreutz, Historiker von der Universität Mannheim und Vorsitzender der Hambach Gesellschaft e.V. Verbindungslinien von historischen Ereignissen und aktuellen politischen Entwicklungen.
1850 wurde der Offizier Theodor Graf Fugger von Glött in Landau als Deserteur hingerichtet. „Er ist ein heute fast vergessener Freiheitskämpfer und Demokrat“ – so beschrieben die Filmemacher*innen ihre Motivation zur Erstellung des Portraits und betonen, „es war eigentlich ein Zufall, dass wir auf seine Geschichte gestoßen sind“. Prof. Dr. Wilhelm Kreutz ordnete die Biographie Fugger von Glötts in den weiteren historischen Kontext ein und veranschaulicht, dass nach der Februarrevolution 1848, Teil eines europäischen Völkerfrühlings, die restaurativen Kräfte an Macht gewannen. Die sogenannte Reichsverfassungskampagne führte auch in der Pfalz zu Aufständen, um die Anerkennung der Paulskirchen-Verfassung durchzusetzen. Diese waren nicht erfolgreich. Fugger von Glött starb für die Forderungen nach gesetzlicher Freiheit, Gewaltlosigkeit und Rechtsstaatlichkeit, auf denen unsere heutige Demokratie basiert.
Kreutz zeigt bei seiner Einordnung auch aktuelle Analogien, etwa mit dem Arabischen Frühling der Maghreb-Staaten, auf. Die per Telefon und Chat mitdiskutierenden Teilnehmer*innen verweisen ebenso auf die gegenwärtige Relevanz. „Hört es denn nie auf?“ fragt der Protagonist kurz vor dessen Hinrichtung im Film. „Man Blicke nur auf das Sterben von Flüchtenden im Mittelmeer“, kommentiert ein Anrufer, „auch heute gilt Freiheit und Demokratie nicht für alle Menschen.“
Der heutige ‚Kampf der Demokrat*innen‘ richtet sich auch gegen Versuche der Umdeutung der demokratischen Werte und Institutionen, wie zum Beispiel die Vereinnahmung des Hambacher Schloss durch rechte Akteur*innen zeigt. Hier ist Prof. Dr. Kreutz als Vorsitzender der Hambach Gesellschaft direkt durch Unterwandungsversuche betroffen und konstatiert aus seiner Perspektive: „Es gilt sich gegen die Vereinnahmung von Gedenkstätten zu wehren, z.B. als Historiker die Relationen wieder herzstellen“ und „wir müssen deutlich machen, welch Glück es ist in dieser Demokratie zu leben. Es ist die beste Demokratie die Deutschland je hatte und die es zu verteidigen gilt.“