Neue Veröffentlichung: "Die Friedens Warte 3-4/2020" - "Christian Tomuschat zu Ehren"
Christian Tomuschat war langjähriger Herausgeber der Friedens-Warte. Seine führende Expertise auf dem Feld der deutschen Völkerrechtswissenschaft spiegelt sich auch in der thematischen Ausrichtung des aktuellen Hefts wider. Diese Ausgabe dankt ihm für sein langjähriges Engagement für die Zeitschrift, da er nun nach fast einem Vierteljahrhundert aus dem Herausgeberkreis ausgeschieden ist.
Der thematische Schwerpunkt ‚Menschenrechte‘ wird von Daniel-Erasmus Khan und Christina Binder eröffnet. In seinem Artikel „Unrecht kann unmöglich Recht sein“ behandelt Khan den Prozess gegen Soghomon Tehlirian, der vor 100 Jahren in einem Akt von Selbstjustiz auf den Völkermord an den Armeniern aufmerksam machte, welcher im Jahr 1921 noch nicht als solcher bezeichnet wurde. Tehlirian erschoss auf offener Straße einen der Haupttäter des Völkermords an den Armeniern im damaligen Osmanischen Reich, welcher in Berlin im Exil lebte. Durch diesen Fall zeichnet Khan die Entwicklung des Völkerrechts im Kontext von Völkermord und Genozid nach. Erst im Jahr 1948 wurde der Begriff Genozid in der UN-Genozidkonvention verankert und erhielt so auch an juristischer Bedeutung. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch keine einheitliche Definition von Genozid.
Christina Binder hingegen widmet sich aktuellen Entwicklungen: Sie beleuchtet in ihrem Text „Europäischer Menschenrechtsschutz in der Krise?“ die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie für den europäischen Menschenrechtsschutz und zeigt gleichzeitig die Möglichkeiten auf, die sich daraus für Menschenrechte ergeben.
Christian J. Tams eröffnet den zweiten thematischen Schwerpunkt ‚Internationale Organisationen und Friedenssicherung‘ mit einer historischen Abhandlung zur pazifistischen Bewegung Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Artikel „Strindberg, Fried und Tomuschat“. Er schreibt über die Sichtweise der pazifistischen Bewegung auf die internationale (Schieds-)Gerichtsbarkeit für die Sicherung des Friedens. Das Heft enthält zahlreiche weitere interessante Artikel, unter anderem zur zukünftigen europäischen und transatlantischen Sicherheitspolitik oder zu den Vereinten Nationen. Ein Bericht von Zabrina Welter und Christina Ankenbrand über den Expert*innen-Workshop zu Formalisierungsprozessen im Rohstoffsektor und ihre Bedeutung für Friedenssicherung, der im vergangenen Jahr an der Friedensakademie Rheinland-Pfalz stattfand, rundet das Heft ab.