„In einer Welt, die nach Freiheit und Selbstausdruck strebt, habe ich selbst erlebt, wie das Tragen von Kleidung, die meine Individualität betont, zu unangemessenen Blicken und Kommentaren führt.“

„Mir wurde schon mehrmals hinterhergerufen, teilweise auch mit solchen Lockgeräuschen, die man für Hunde oder Katzen benutzt.“

„In der Zara Umkleide war nebenan ein Typ, der sein Handy oben über die Umkleide gehalten hat und mich fotografieren wollte.“

"Ein Kollege (…) glaubt mit lockeren Sprüchen junge Kolleginnen zu beeindrucken oder anzumachen. Ich stand am Drucker und er kam rein und begrüßte mich mit " Na Hase?". Ich fuhr ihn ziemlich lautstark an (…) Er sehr erschrocken konnte nichts sagen und ich habe das Zimmer verlassen. Am Ende hatte ich noch ein schlechtes Gewissen, weil ich dachte, meine Reaktion sei übertrieben gewesen. Am nächsten Tag treffe ich ihn im Flur und er begrüßte mich mit Schatzi, da brannte kurz die Luft. Ich untersagte ihm, mich mit "Schatzi" anzusprechen. Darauf er: "darf ich Hasi auch nicht sagen?" Danach folgte eine klare Ansage meinerseits, die er bis heute verstanden hat.“

„Ein fremder Mann hat mich im Bahnhof unverhohlen angestarrt und dabei ,Lutschbewegungen‘ gemacht. Das Ganze geschah im Beisein meiner Eltern und meiner kleinen Tochter, was ihn nicht im Geringsten zu stören schien.“

„Während meines Erasmussemesters (…) war ich mit einer Freundin spazieren und wir haben eine Abkürzung genommen über einen wenig genutzten Trampelpfad, (…). Uns hat dann ein Mann überholt, der es sehr eilig hatte (…). Und dann zwei Minuten später sind wir an ihm vorbeigegangen…er kniete komplett nackt direkt neben dem Pfad, gut sichtbar zwischen Büschen, und hat masturbiert. Sein Ziel war es also eindeutig, dass wir ihn sehen. Ich war komplett perplex und habe nur laut „What the fuck“ gerufen und bin dann ganz schnell weitergelaufen. Der Situation wollte ich nur entkommen, aber das Bild hat sich trotzdem in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich war so frustriert und wütend und habe mich so hilflos gefühlt. (…) Wir wollten das dann anzeigen, aber die Polizei hat nur gemeint, wir sollen nächstes Mal direkt anrufen, dass sie kommen können und haben keine Anzeige aufgenommen. Ich bin diesen Pfad danach nie mehr gelaufen und habe jetzt oft den Gedanken, wenn ich an Büschen vorbeilaufe, dass da jemand sein könnte.“

„Einmal hat einer ein Video gemacht und ist mit Absicht vor mich gelaufen, sodass ich da mit drauf war.“

„Ein anderer Student hat mich in einer Bar bedrängt und mir mehrfach ,aus Versehen’ an die Brust gefasst.“

„Um die Umstiegszeit zu verbringen, saßen eine Freundin und ich nachts auf der Bank in der Nähe des Bahnhofs, wo wir uns zu dieser Zeit sicher fühlten, weil es waren auch viele Leute da, die gerade mit dem Clubbing fertig waren. Als wir gemütlich saßen, kam ein Mann, der aussah, als wäre er in den 30-ern, auf mich zu und sagte: „Kannst du mir einen blasen, ich bezahle dich später?“ Ich war in diesem Moment wirklich geschockt und erstarrte (freezing moment) irgendwann, als ich versuchte zu verstehen, wovon er sprach, bis jetzt erinnere ich mich noch an sein Gesicht, als er sprach!“

„Einer Freundin wurde mal im Club an Halloween unter ihr Kleid gefasst.“

„Wenn ich meinen Mitfrauen erzähle, die noch nie Opfer von Unmoral geworden sind, werden sie vielleicht nicht in der Lage sein, mich zu verstehen und nicht einmal zu beurteilen, warum ich nicht schreie oder wütend werde. Manchmal verstehen sie auch nicht die Erstarrungssituation (freezing moment), die mich sprachlos macht.“

„Das Streben nach einer Karriere erforderte von mir mehr als nur Professionalität und Fachkompetenz. Der Druck, den Erwartungen an mein äußeres Erscheinungsbild zu entsprechen, und die verringerte Wertschätzung im Vergleich zu männlichen Kollegen schufen zusätzliche Hürden. Ich musste oft mehr leisten, um die gleiche Anerkennung zu erhalten.“