Dokumentation der Tagung "Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung im Kontext Schule"

Antisemitische, rassistische sowie diskriminierende Positionen und Übergriffe gehören in Deutschland inzwischen wieder zum Alltag und werden durch zahlreiche aktuelle Vorfälle zunehmend von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Die Tagung des Zentrums für Lehrerbildung (ZfL) der RPTU (RPTU) beschäftigte sich am 04.03.2020 daher mit den Themen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung, die auch an Schulen gegenwärtig sind.


Am 04.03.2020 veranstaltete das Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) die Tagung „Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung im Kontext Schule“. Bei Vorträgen, Workshops und Informationsständen konnten sich die Teilnehmer*innen informieren, Erfahrungen austauschen und Handlungsoptionen eruieren, um die Herausforderungen in Schule und Unterricht anzugehen. Deutlich wurde, dass häufig das nötige Wissen über die unterschiedlichen Phänomene fehlt, aber auch eine große Verunsicherung darüber herrscht, wie mit den Themen im Schulunterricht umgegangen werden kann.

Eröffnet wurde die Tagung von Prof. Dr. Roland Ulber, geschäftsführender Leiter des ZfL, und von Miguel Vicente, dem Beauftragten der Landesregierung für Migration und Integration, der in seinem Grußwort betonte, welche bedeutende Rolle den Lehrkräften bei der Prävention und Intervention bei Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zukomme. Er begrüßte daher die Initiative des ZfL, das Thema für eine Fachtagung aufzugreifen und in verschiedenen Vorträgen und Workshops für die Teilnehmer*innen aufzubereiten.

In ihrem Eröffnungsvortrag ging Frau Prof.'in Dr.'in Julia Bernstein von der Frankfurt University of Applied Sciences auf das Thema „Antisemitismus in den Institutionen und im Alltag aus der Sicht der Betroffenen“ ein. Dabei betonte sie, wie wichtig es sei, für die Verwendung von Sprache und Begriffen zu sensibilisieren und Diskriminierung, beispielsweise durch Zuschreibungen und Verallgemeinerungen, zu vermeiden. Insbesondere die Schule müsse ein zentraler Ort sein, durch diskriminierungsbewusste Sprache gesellschaftliche Vielfalt sichtbar zu machen und stereotype Darstellungen zu verhindern.

In den darauf folgenden Workshops hatten die Teilnehmer*innen dann die Möglichkeit, sich intensiver mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen:

  • Nicole Broder von der Bildungsstätte Anne Frank e.V. ging in ihrem Workshop „Umgang mit antimuslimischen Rassismus im pädagogischen Raum“ der Frage nach, was antimuslimischer Rassismus ist und welche Bedeutung alltägliche Diskriminierungserfahrungen für das Miteinander an der Schule haben.
  • Im Workshop „Hass im Netz“ schaute sich Frank Temme von medien.rlp - Institut für Medien und Pädagogik e.V. gemeinsam mit den Teilnehmer*innen Mechanismen und narrative Strukturen von Hassbotschaften an und reflektierte Handlungsmöglichkeiten im digitalen Raum.
  • Nadine Küßner und Dinah Wiestler von der Arbeitsstelle Antiziganismusprävention der PH Heidelberg beschäftigten sich in ihrem Workshop „Die wollen nicht lernen‘ - Die Wahrnehmung von Sinti und Roma als Problem an Schulen“ mit diesem gängigen Vorurteil an deutschen Schulen und wie darauf jenseits der Sanktionsspirale reagiert werden kann.
  • Im Workshop „Mediengestützte Methoden zur Demokratieerziehung und Radikalisierungsprävention“ stellte Mario Di Carlo von medien+bildung Methoden und Ergebnisse aus seinen Projekten zu Themen wie interkulturelle Verständigung, Vielfaltsakzeptanz und demokratischem Zusammenleben vor und diskutierte diese mit den Teilnehmer*innen.
  • Thema des Workshops von Willi Friedrich und Jan Fischer vom Projekt Rückwege - Auf der Schwelle zum Rechtsextremismus war der Umgang mit extrem rechten, rechtspopulistischen und menschenverachtende Botschaften und Haltungen. Dabei wurden diverse Konzepte und Methoden vorgestellt und mit den Teilnehmer*innen besprochen.
  • Katja Kohlmeyer-Gehm und Michael Becken von der St. Franziskus Realschule Kaiserslautern diskutierten in ihrem Workshop „Schule ohne Rassismus –Schule mit Courage‘: Weg zur Zertifizierung und Weiterarbeit u.a. am Beispiel ‚Jugend debattiert‘“ die Handlungsansätze kritisch und generierten mit den Teilnehmer*innen Lösungsstrategien für offene Fragen.

Frau Jun. Prof.'in Dr.'in Inken Heldt, Lehrgebiet Didaktik der Politischen Bildung an der RPTU, referierte im Abschlussvortrag darüber, was Diskriminierung für Schüler*innen plausibel macht. „Häufig wird von Schülerinnen und Schülern angenommen, dass es in Deutschland keinen Rassismus ‚in der Mitte der Gesellschaft‘ gibt, weil Deutschland eine Demokratie ist“ so Heldt. Gerade deshalb sei es wichtig, Lehrer*innen bewusst zu machen, dass sie verpflichtet sind, „im Unterricht gegen rassistische Positionen Stellung zu beziehen“.

Die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer*innen unterstrichen zudem die Wichtigkeit des Tagungsthemas. Das ZfL plant auch zukünftig Veranstaltungen zu den Bereichen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung anzubieten.


Fragen beantworten:

Dr. Claudia Gómez Tutor (cgomez[at]rptu.de)

Antonia Bauschke (a.bauschke[at]rptu.de)