Unsere RPTU Story

Wenn Studierende im Museum kuratieren dürfen

Foto: mpk / Philip Nicolai
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Wie stellt man es eigentlich an, eine Ausstellung zu kuratieren? Neun Kunststudierende der RPTU in Landau haben genau das herausgefunden und dürfen ihre Visionen in einem eigenen Museumsraum im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) präsentieren. Über mehrere Monate arbeiteten sie mit dem Museum in Kaiserslautern zusammen und konnten im Juni ihre Ausstellung bei einer Eröffnungsfeier dem Publikum persönlich vorstellen. 

 „Als Professor Marc Fritzsche uns das Thema unseres Seminars verkündete, konnte sich erstmal niemand was darunter vorstellen“, erinnert sich Jana Maier lachend. „Publikumsbeteiligung im Museum” verriet noch nicht viel über die verrückte Idee, die für sie bald mehr als nur Theorie sein sollte. Im Laufe der Sitzung erfuhren die Studierenden, dass sie die Chance bekommen sollten, ihren eigenen Raum im mpk zu kuratieren. Konkret: Kunstwerke des mpk nach dem eigenen Geschmack auszuwählen und in selbst erarbeiteter Konstellation zusammentreffen zu lassen. Die Chance darauf basierte auf mehrjähriger Zusammenarbeit von Marc Fritzsche mit dem Museumsdirektor Steffen Egle und dessen Vertrauen darauf, dass die Umsetzung der Studierenden unter der Anleitung des RPTU-Lehrenden gut werden würde. Nach der ersten Aufregung verwandelte sich die Atmosphäre schnell in Euphorie und Vorfreude. „Uns war allen direkt klar, wie selten man die Gelegenheit bekommt, kreativ an so einer Ausstellung mitzuwirken. Die Aufregung war dementsprechend groß und alle hatten unzählige Ideen für die Ausstellung”, erzählt Alexander Koch begeistert.  Zunächst lag die Aufmerksamkeit der Studierenden nicht auf dem Museumsraum selbst, sondern sie konzentrierten sich anfangs ausschließlich auf die Umsetzung ihres Seminarthemas. „Wir haben uns zunächst überlegt, wie wir eine Atmosphäre schaffen könnten, die dem Publikum mehr Kontext zu den Werken bieten würde. Gleichzeitig beschäftigten wir uns auch mit den praktischen Details, wie genügend bequeme Sitzmöglichkeiten, welche die Menschen dazu einladen könnten im Raum zu verweilen und die Kunstwerke auf sich wirken zu lassen“, so Jana Maier. 

Schließlich war es so weit – die Studierenden bekamen das Onlinedepot des mpk zur Verfügung gestellt und konnten sich nach den passenden Kunstwerken für „ihren“ Raum umschauen. Die einzige Vorgabe des Museums lautete: es soll Kunst aus der Zeit nach 1945 sein. Also recherchierten die jungen Künstlerinnen und Künstler im Onlinedepot und stellten zunächst eine lange Liste von Werken zusammen, die sie persönlich ansprachen. „Viele der ausgewählten Werke werden eigentlich nie in einem gemeinsamen Kontext gesehen und üblicherweise nicht zusammen ausgestellt“, erklärt Studentin Jana Maier. Doch die studentischen Kuratorinnen und Kuratoren sahen Gemeinsamkeiten und ganz neue Möglichkeiten zur Gegenüberstellung der Kunstwerke und gruppierten sie konsequent unter den von ihnen neu definierten Gesichtspunkten. Ihre neue Sichtweise auf die Werke bezeichneten die Neun als “gegen/über” – also eine neue Art, Kunstwerke zu betrachten und damit einen neuen, unkonventionellen Kontext für sie zu schaffen. „Unsere größte Herausforderung lag beim Raum selbst. Durch die lange Liste unserer ausgewählten Exponate stellte sich uns die Frage, ob wir diese überhaupt alle im Raum unterkriegen“, so Alexander Koch. Denn zeitweise waren weder die Maße des Raumes noch die der Werke bekannt. So fiel es den Studierenden schwer, die räumliche Anordnung der Werke zu finalisieren. Es war nicht klar, ob der Raum zu eng oder womöglich zu voll werden würde. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder auch die Handwerker des Museums haben unsere Sicht auf die Exponate nicht immer geteilt und wir mussten sie dann verteidigen, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt, unserem Gefühl zu folgen“, bekräftigt Jana Maier.

Die völlige kreative Freiheit bei der Gestaltung erwies sich ebenfalls als Herausforderung. „Professor Fritzsche hat uns über den gesamten Prozess bestärkt, das war eine große Hilfe“, so Jana Maier. So verliehen sie dem Ausstellungsraum mit seinen gedeckten Farben durch frische, bunte Farben mehr Leichtigkeit. Farbkonzept, die ausgewählten Werke und deren Anordnung ergaben das endgültige Raumkonzept: ein farbenfroher, fröhlicher neuer Ausstellungsraum.

Die Vorbereitungen für die studentische Ausstellung waren zeitaufwändig: zahlreiche Seminarsitzungen, Videokonferenzen und Besuche vor Ort hielten die Jung-KuratorInnen ein Dreivierteljahr lang auf Trab. Entsprechend groß waren Stolz und Erleichterung bei der Ausstellungseröffnung im mpk diesen Juni. „Die Gäste, die mpk-Kuratorinnen und -Kuratoren sowie die Handwerker waren begeistert von unserem Raum, der durch seine wunderbare Atmosphäre beeindruckte, in der die Kunstwerke in ihrem ganz eigenen Kontext wahrgenommen werden konnten“, freut sich Jana Maier. 

Was nehmen die Neun aus dieser außergewöhnlichen Erfahrung mit? „Das war eine einmalige, unbeschreibliche Erfahrung, die zwar mit viel Arbeit aber auch mit viel Freude dank der großen Unterstützung von Marc Fritzsche und dem guten Gruppenzusammenhalt verbunden war“, so Alexander Koch. Auch Professor Marc Fritzsche blickt auf eine bereichernde Zeit zurück: „Insgesamt war dies für mich eines der inspirierendsten Seminare meiner bisher knapp 18-jährigen universitären Lehrtätigkeit. Die Studierenden haben in einem intensiven, alle Beteiligten stark fordernden Prozess Herausragendes geleistet." Das Ergebnis der harten Arbeit der Studierenden kann man noch bis zum 19.1.2025 im mpk bestaunen. Und wer weiß, vielleicht öffnen nach diesem Erfolg weitere Museen ihre Tore für Universitäten und deren junge Künstlerinnen und Künstler ...

Author: Maja Milosevic

Foto: mpk / Philip Nicolai
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