Studieren und forschen in South Carolina: Partnerschaft mit Francis Marion University soll ausgebaut werden
Wer während seines Studiums einen Auslandsaufenthalt in den USA verbringen möchte, muss nicht zwingend das Fach Englisch studieren. Um allen Studierenden der RPTU, aber auch Mitarbeitenden, diese Möglichkeit bieten zu können, will die Universität ihre Partnerschaft mit der Francis Marion Universität (FMU) in South Carolina erweitern. Beide Universitäten als auch ihre Regionen ähneln sich sehr, weshalb künftig auch in vielen Bereichen gemeinsam geforscht werden könnte.
Die Partnerschaft mit der FMU auszubauen, ist Teil einer neuen Strategie an der RPTU in Landau: Weniger Quantität bei internationalen Partnerschaften, dafür Intensivierung der Zusammenarbeit mit wenigen Partnern, die gut zur RPTU passen, wie Dr. Christian Dorsch vom Referat internationale Angelegenheiten verrät. Ein wichtiger Partner der RPTU in Landau ist seit 2012 die Francis Marion University (FMU) aus Florence im US-amerikanischen Bundesstaat South Carolina und die Partnerschaft soll nun auch für den Standort Kaiserslautern geöffnet werden. Sowohl beim Angebot der Studienfächer als auch bei den Forschungsthemen gibt es einige Überschneidungen, weshalb die beiden Universitäten perfekt zueinander passen und ihre Partnerschaft nun deutlich ausbauen wollen. Im September 2023 reiste eine Delegation aus Landau nach South Carolina, um das Austauschabkommen der Universitäten zu erneuern. FMU-Präsident Dr. Luther F. Carter verkündete dabei, dass die RPTU eine der drei strategischen internationalen Partnerschaften der Südstaaten-Uni sein soll.
Im März 2024 kamen FMU-Vertreter in die Südpfalz. Dorsch betont: „Wir passen nicht nur fachlich gut zueinander, wir verstehen uns alle auch persönlich sehr gut. Für uns war schnell klar: Die FMU soll unser Hauptpartner in den USA sein.“ Dazu kommt: Zwischen Rheinland-Pfalz und South Carolina gibt es eine Länder-Partnerschaft, die gute Möglichkeiten mit sich bringt, strategische Projekte und Programme zu definieren und dafür Drittmittel einzuwerben. Beide Universitäten sind sich einig: Es gibt eine Menge Potenzial zur Erweiterung der Partnerschaft.
Austausch in allen Fachbereichen
Im Vordergrund soll hier der Austausch von Studierenden, Lehrenden und Forschenden stehen. Bisher galt das das Austauschprogramm vor allem für die Fächer Englisch und Kunst. „Als die Landauer Delegation uns im vergangenen September besucht hat, haben wir gesehen, dass es mehr gibt, was wir gemeinsam tun können“, betont Charles Jeffcoat, Kunstprofessor der FMU, der das Austauschprogramm und Studienreisen der FMU nach Landau koordiniert. „Im Sommersemester kommen erstmals Studierende in Bildungswissenschaften, Umweltwissenschaften und Psychologie von der FMU nach Landau.“ Künftig soll es auch zwischen den Wirtschafts- und Politikwissenschaften zum Austausch kommen. „Es gibt in allen Fachbereichen Anknüpfungspunkte. Ich hoffe, dass wir die Kooperation in jedem Bereich voll ausweiten können“, freut sich auch Co-Präsidentin der RPTU Prof. Dr. Gabriele E. Schaumann über das Potenzial der Zusammenarbeit.
Wie an der RPTU hat auch an der FMU die Lehrkräftebildung einen hohen Stellenwert. Daher sollten auch angehende Lehrerinnen und Lehrer von dem Austauschprogramm profitieren: „Lehramtsstudierende sollten internationale Erfahrungen sammeln, nicht nur, wenn sie eine Fremdsprache studieren“, betont Dorsch. Schließlich werden die Klassenzimmer immer heterogener, in den Klassen gibt es Kinder mit ganz unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen und unterschiedlichem sprachlichen Hintergrund. Daher sieht ein geplantes Kurzzeit-Austauschprogramm für Lehramtsstudierende auch Besuche in den Schulen vor Ort vor.
Ähnliche Regionen in Rheinland-Pfalz und South Carolina
Zum Sommersemester 2024 darf die RPTU wieder drei Austauschstudierende der Francis Marion University in Landau begrüßen. Im Wintersemester 2024/25 reisen dann im Gegenzug mehrere Studierende aus Landau in die USA. Die beiden Universitäten wollen künftig mehr Plätze im Austauschprogramm bereitstellen. Die FMU nutzt auch Programme wie Travel Study, wo im Mai 2024 bereits zwölf Studierende und zwei Dozenten eine Studienreise zum Thema Nachhaltigkeit in der Südwesten Deutschlands machen und dabei einen mehrtägigen Aufenthalt in Landau haben werden. Auch möchte die FMU ihre Lehrenden finanziell fördern, um Arbeits- und Forschungszeiten an der RPTU in Landau zu verbringen. „Ich habe vor zehn Jahren für vier Wochen in Landau Kulturwissenschaften gelehrt“, erzählt Jeffcoat, dessen Frau Halbdeutsche ist.
Die strategische Partnerschaft der beiden Universitäten soll sich aber nicht nur auf den Austausch beschränken. Auch in der gemeinsamen Forschung gibt es einige Potenziale sowohl in der Bildungsforschung, vor allem aber auch im Bereich der Umweltwissenschaften. Rheinland-Pfalz und die Umgebung der FMU haben ähnliche Gegebenheiten. „Beide sind im Inland, beide haben die Möglichkeiten an Gewässern wie Flüssen oder Teichen zu forschen“, sagt Dr. Mark Blackwell, Philosophie- und Religions-Professor und Direktor der internationalen Angelegenheiten an der FMU. In den USA würden mehr Fördermittel für die Meeresökologie an der Küste aufgebracht werden als für die Wasserökologie im Inland. Das liege an der Industrie, dem Import und Export, führt Blackwell weiter aus. Gemeinsame Forschung mit der RPTU käme der FMU deshalb gelegen.
„Wir kämpfen überall auf der Welt mit ähnlichen Dingen“
Die FMU habe durchaus eine mit der Ökosystemforschung Anlage Eußerthal (EERES) der RPTU vergleichbare Einrichtung. „Wir haben einen See etwa zehn Minuten vom Campus weg, wo wir mit dem Boot rausfahren und Proben entnehmen. Rund um den See haben wir mit dem Fresh Water Ecology Center tolle Labore und Seminarräume“, sagt Jeffcoat. „Das ist zwar anders als in Landau, wo in anderen Gewässern geforscht wird, dennoch ist die Ausrichtung gleich.“
Auch Jason Doll begrüßt das Vorhaben künftig gemeinsam forschen zu wollen. Er ist Biologie-Professor und Koordinator für Umweltwissenschaften an der FMU: „Klimawandel, Wasserverschmutzung, Luftverschmutzung. Wir kämpfen überall auf der Welt mit ähnlichen Dingen, also haben wir auch überall Expertisen, die sich überschneiden.“ Der Biologe betont, dass auf der Welt immer mehr Wert auf die von den Vereinten Nationen verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung gelegt wird. Bei vielen Umweltthemen sieht Doll die USA und Deutschland vor ähnlichen Herausforderungen, wie die zurückgehende Vegetation oder die Landwirtschaft. „In Rheinland-Pfalz ist es der Wein, bei uns die Baumwolle. Die Probleme sind ähnlich.“ Schaumann fügt an: „Es ist gut, dass die FMU keine Riesenuniversität ist, sondern eine kleine mit guter Ausstattung und einem Interesse, das ähnlich zu dem der RPTU ist.“
Beide Universitäten mit Interesse für die Region
Ähnlich denken die beiden Universitäten auch in Bezug zur Region. Mit der Zusammenführung von Landau und Kaiserslautern zur RPTU soll die Region gestärkt werden, auch die FMU kümmere sich um ihre Region, verrät Dorsch: „Wir tun beide viel für unsere Region. Das ist uns wichtig. Als wir uns über Dinge wie Bürgerforschung oder Reichweite unterhielten, habe ich viel Interesse der FMU für unsere Region gespürt. Gleichzeitig wollen wir auch von ihnen lernen, weil sie tolle Programme in ihrer Region haben.“ Blackwell fügt an: „Wir haben viele junge Menschen in der Fakultät, die sehr engagiert sind und sich mit globalen und lokalen Verbindungen auseinandersetzen. Als die Delegation der RPTU bei uns war, hat sie uns viel erzählt über die Verbindung zwischen Deutschland, Europa und den USA. Wir tauschen und nicht nur über das Wissen unserer Fachbereiche aus, sondern auch über Demokratie. Das ist wichtig.“
In den zwölf Jahren, in denen die beiden Universitäten zusammenarbeiten, ist eine enge Freundschaft entstanden. „Es ist wie Familie“, findet Jeffcoat, der sich freute, im September einige Mitarbeitende der Landauer Fakultät, mit denen er seit Jahren zusammenarbeitet, erstmals in seiner Stadt begrüßen zu dürfen.
Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und South Carolina
Dass die beiden Universitäten vor zwölf Jahren zusammengefunden haben, ist kein Zufall. Die Kooperation entstand aus einer Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und South Carolina, die seit 1997 besteht, dem sogenannten „Sister-State-Abkommen“. Im Fokus der Zusammenarbeit stand zunächst die Überführung militärischer Liegenschaften in zivile Nutzung. Besonders ausgeprägt ist die Zusammenarbeit im Bereich der Bildung und Wissenschaft. Zahlreiche Schulen und Hochschulen sowie das Pädagogische Landesinstitut kooperieren regelmäßig mit Partnern in South Carolina.
Während ihres einwöchigen Besuchs lernte die 7-köpfige Delegation der FMU beide Standorte der RPTU kennen, besuchte die Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz in Kaiserslautern, traf den rheinland-pfälzischen Minister für Wissenschaft und Gesundheit Clemens Hoch und besuchte die Staatskanzlei sowie den Landtag in Mainz. „Das zeigt die Bedeutung der Partnerschaft für das Land Rheinland-Pfalz und dass wir diese nun mit Leben füllen werden“, betont Dorsch.
Text: Felix Schönhöfer
Über die RPTU
Seit 1. Januar 2023 bilden die Technische Universität Kaiserslautern und die Universität in Landau zusammen die Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau. Mit rund 19.000 Studierenden und mehr als 300 Professorinnen und Professoren ist die RPTU die zweitgrößte akademische Einrichtung des Landes. Als Ort internationaler Spitzenforschung und akademische Talentschmiede der Wirtschaft und Wissenschaft bietet die RPTU exzellente Studien- und Forschungsbedingungen sowie ein weltoffenes Umfeld. Die RPTU ist zudem Innovations- und Transferpartner für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wer an der RPTU studiert, lernt, forscht oder arbeitet, ist Teil einer lebendigen Universitätsgemeinschaft und gestaltet die Welt von morgen.
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