Bedrohung der Tropenwälder durch Nährstoffeinträge: Studie zeigt dramatische Folgen menschlicher Aktivitäten

Daisy Cárate Tandalla dokumentiert die verpflanzten Setzlinge in einer Versuchsfläche. Foto: Jürgen Homeier
Daisy Cárate Tandalla dokumentiert die verpflanzten Setzlinge in einer Versuchsfläche. Foto: Jürgen Homeier
Das Team unter der Leitung von Daisy Cárate Tandalla (Mitte) bei der Arbeit mit Baumsetzlingen für ein Verpflanzungsexperiment im Schutzgebiet San Francisco, Ecuador. Foto: Daisy Cárate
Das Team unter der Leitung von Daisy Cárate Tandalla (Mitte) bei der Arbeit mit Baumsetzlingen für ein Verpflanzungsexperiment im Schutzgebiet San Francisco, Ecuador. Foto: Daisy Cárate
Die Verpflanzung von Baumsetzlingen im tropischen Bergwald in Südecuador. Foto: Jürgen Homeier
Die Verpflanzung von Baumsetzlingen im tropischen Bergwald in Südecuador. Foto: Jürgen Homeier

Die Tropenwälder, oft als „Lungen der Erde“ bezeichnet, sind durch Abholzung oder Brandrodung, aber auch durch weniger sichtbare Bedrohungen wie Nährstoffanreicherung unter Druck geraten. Eine kürzlich in Current Forestry Reports veröffentlichte Studie untersucht erstmals systematisch, wie der Eintrag von Stickstoff, Phosphor und Kalium durch menschliche Aktivitäten wie Landwirtschaft das Wachstum und die Zusammensetzung dieser empfindlichen Ökosysteme beeinflusst.

Das internationale Forschungsteam – unter Leitung der RPTU Kaiserslautern-Landau, der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen (HAWK) sowie des HUN-REN Zentrums für ökologische Forschung in Ungarn – führte eine umfassende Meta-Analyse von 59 Studien durch. Die Ergebnisse sind alarmierend: Die Nährstoffzugabe fördert das Wachstum tropischer Baumsämlinge signifikant. So stiegen Sprossbiomasse im Durchschnitt um 26 Prozent und die Wachstumsraten um 14 Prozent. Vor allem die Kombination von Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K) hatte die deutlichsten Auswirkungen und führte zu einer Steigerung der Wachstumsrate um bis zu 27 Prozent. Besonders ausgeprägt waren die Effekte in saisonal trockenen Regionen, wo das Wachstum um bis zu 70 Prozent gesteigert wurde.

Wachsende Bedrohung durch menschliche Aktivitäten
„Stickstoff, Phosphor und Kalium sind wichtige Nährstoffe für das Pflanzenwachstum. Viele tropische Böden sind aber nährstoffarm“, unterstreicht Daisy Cárate Tandalla, Pflanzenökologin an der RPTU. Die zusätzliche Nährstoffzufuhr komme schnell wachsenden, konkurrenzstarken Arten daher überproportional zugute und könne die Zusammensetzung der Wälder nachhaltig verändern und ihre Fähigkeit zur Kohlenstoffspeicherung beeinträchtigen.  

Die Forscher betonen, dass Nährstoffeinträge durch Landwirtschaft und fossile Brennstoffe weit über natürliche Ablagerungen hinausgehen und auch entlegene Tropenwälder erreichen. „Diese zusätzlichen Nährstoffe fördern schnell wachsende, konkurrenzstarke Baumarten, was die Artenvielfalt in Wäldern drastisch reduzieren und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel schwächen kann“, warnt Péter Batáry vom HUN-RUN-Zentrum.

Vielseitige Forschung für ein globales Problem
Die Analyse verdeutlicht, wie unterschiedlich tropische Bäume auf Nährstoffgaben reagieren, abhängig von Faktoren wie Klima, Boden und Methodik der Experimente. „Unsere Ergebnisse zeigen die Komplexität der Wechselwirkungen und unterstreichen, wie entscheidend eine nachhaltige Steuerung des Nährstoffmanagements ist“, so Jürgen Homeier von der HAWK.

Die Studie appelliert eindringlich, die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf tropische Ökosysteme global zu betrachten. Nur so können die Funktionen der Tropenwälder als Eckpfeiler des globalen Klimasystems langfristig geschützt werden.

 

Die Studie:
Cárate Tandalla, D., Homeier, J. & Batáry, P. Responses of Tropical Tree Seedlings to Nutrient Addition: A Meta-analysis to understand future changes in Tropical Forest Dynamics. Curr. For. Rep. 11, 3 (2025). https://doi.org/10.1007/s40725-024-00240-6

 

Kontakt:
iES, Institut für Umweltwissenschaften
Daisy Cárate Tandalla
E-Mail: dcarate.tandalla[at]rptu.de

Daisy Cárate Tandalla dokumentiert die verpflanzten Setzlinge in einer Versuchsfläche. Foto: Jürgen Homeier
Daisy Cárate Tandalla dokumentiert die verpflanzten Setzlinge in einer Versuchsfläche. Foto: Jürgen Homeier
Das Team unter der Leitung von Daisy Cárate Tandalla (Mitte) bei der Arbeit mit Baumsetzlingen für ein Verpflanzungsexperiment im Schutzgebiet San Francisco, Ecuador. Foto: Daisy Cárate
Das Team unter der Leitung von Daisy Cárate Tandalla (Mitte) bei der Arbeit mit Baumsetzlingen für ein Verpflanzungsexperiment im Schutzgebiet San Francisco, Ecuador. Foto: Daisy Cárate
Die Verpflanzung von Baumsetzlingen im tropischen Bergwald in Südecuador. Foto: Jürgen Homeier
Die Verpflanzung von Baumsetzlingen im tropischen Bergwald in Südecuador. Foto: Jürgen Homeier
Presse-Kontakt
Christoph RichterPressesprecher

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