Unsere RPTU Story

Forschungspraktikum dank Stipendium: „Ich bin meinen eigenen Weg gegangen“

Gleich bei zwei Auslandsaufenthalten konnte Psychologie-Masterstudent Rasmus Möring sein Wissen erweitern: Im vergangenen Jahr forschte er in den USA und lernte an einer Uni in Schweden. Wie lassen sich solche Reisen finanzieren? Er empfiehlt: Sich auch bei Stiftungen umschauen. Denn: „Viele wissen nicht, dass man als Studierender auch abseits der üblichen Programme Auslandserfahrungen sammeln kann.“

Menschen verhalten sich in gleichen Situationen sehr unterschiedlich – bereits als Schüler ist Rasmus Möring diese Tatsache aufgefallen: „Ich wollte verstehen, wie es dazu kommt. Ich wollte das System dahinter verstehen.“ Der Grund, warum er sich für ein Psychologie-Studium entschieden hat. Landau habe er als Studienort gewählt, „weil die Uni nicht so groß ist“. Nicht so anonym wie vielleicht an einer Massenuni in einer Großstadt, wie er sagt. Aktuell kommt der 26-Jährige ins sechste Mastersemester. In seiner Masterarbeit soll es um sozialen Ausschluss und Gruppenzugehörigkeit gehen. Das Ganze findet im Rahmen der Sozialpsychologie statt. Sein Lieblingsfach, wie er ergänzt: „Sozialpsychologie ist eine der Grundlagen für Medien- und Kommunikationspsychologie und auch für die Politische Psychologie.“

An Forschung in US-Uni mitgearbeitet

Bereits seit seinem dritten Bachelorsemester ist er der Sozialpsychologie treu, als studentische Hilfskraft. Dort traf er eines Tages auf die US-amerikanische Professorin Felicia Pratto, Sozialpsychologin an der University of Connecticut. „Sie hat einen Vortrag bei uns in Landau gehalten. Ich habe dann meinen ganzen Mut zusammengenommen und sie nach einem Praktikumsplatz gefragt.“ Ein Jahr und zahlreiche E-Mails später sollte er eigentlich für ein Forschungspraktikum zu Pratto in die USA kommen. „Doch dann kam Corona. Und das Ganze wurde ein Online-Praktikum.“ Immerhin, auch auf diese Weise konnte er Einblicke in die Forschung der dortigen Psychologinnen und Psychologen gewinnen.

Ein Aufenthalt in Präsenz folgte von Mai bis Juli 2023: Rasmus Möring arbeitete vor Ort mit – in der Forschungsgruppe an der University of Connecticut. „An der Entwicklung eines Buchkapitels durfte ich beispielsweise mitwirken.“ Um was ging es inhaltlich? „Wie Status und Radikalisierung miteinander zusammenhängen – unter sozialem Ausschluss.“ Das Praktikum bestand aus lesen, in Fachliteratur recherchieren, Erkenntnisse zusammenfassen. „Gemeinsam im Team wurde dann alles durchgesprochen.“ Großartig sei die Atmosphäre in der Forschungsgruppe gewesen: „Ich habe mit Bachelorabsolventen zusammen gearbeitet. Also mit Leuten, die in etwa auf dem gleichen Stand sind wie ich. Allerdings promovieren diese bereits. Das System in den USA ist dahingehend anders als bei uns.“

Was hat er konkret gelernt? „Wie sich eine Theorie konzeptualisieren lässt. Wie man Zusammenhänge feststellt und einen roten Faden in Daten bringt.“ Auch in die Statistik-Software AMOS konnte er sich einarbeiten. „Damit hatte ich zuvor in Deutschland noch nicht gearbeitet.“ Und an einer Fachtagung durfte er teilnehmen: „In Montreal stellten wir unsere Ergebnisse vor.“ Dort in Kanada traf er wichtige und interessante Leute aus seinem Forschungsgebiet. „Leute, die die Theorie, die wir als Grundlage nutzten, vor 20 Jahren aufgestellt haben.“ Tipps habe er so bekommen, „das konnten wir noch in unser Buchkapitel aufnehmen.“

Mit Stipendium den USA-Aufenthalt ermöglicht

Vernetzung in der Wissenschaft ist wichtig – das nimmt er mit. Und außerdem? Welchen Mehrwert hatte das Praktikum ansonsten? „Ganz klar, ich konnte meine Englischkenntnisse verbessern. Insbesondere das Fachenglisch. Das braucht man für Fachartikel oder auch bei Konferenzen.“

Finanziert habe er diesen Auslandsaufenthalt abseits der üblichen Programme, wie er betont: „ Ich bin gewissermaßen meinen eigenen Weg gegangen. Als Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung.“ Seit seinem zweiten Bachelorsemester ist er Stipendiat der Stiftung, erhält monatlich 300 Euro, „ein Praktikum im Ausland wird zusätzlich finanziert, wenn es an der Uni Landau angerechnet wird.“ Ein Stipendium als Finanzierungsmöglichkeit eines Auslandaufenthaltes – er empfiehlt: „Schaut Euch bei Stiftungen um. Ein Stipendium können weitaus mehr Leute bekommen, als man annimmt.“

„Die Kultur in Schweden und den USA unterscheiden sich stark“

Von August bis Januar 2023 folgte ein weiterer Auslandaufenthalt. Diesmal im Rahmen des Erasmus+ Programms. „Hier habe ich als Student ein Semester mitgemacht an der Mid Sweden University. Eine Uni mit zwei Standorten, genau wie die RPTU. Etwa vier Autostunden von Stockholm entfernt.“ Was war in Schweden anders als in den USA? „Die Kultur ist ganz anders“, erzählt Rasmus Möring. „Die amerikanische Kultur ist sehr offen. Die Schweden hingegen sind sehr reserviert.“ An diesen Unterschied musste er sich zunächst gewöhnen: „Ich erinnere mich, dass ich einen schwedischen Kumpel auf dem Weg zu einer Vorlesung begegnet bin. Ich versuchte ein Gespräch mit ihm zu beginnen. Er hat allerdings nur sehr einsilbig auf meine Fragen geantwortet, kein einziges Mal gelächelt. Das hat mich gewundert. Jemand anderes erzählte mir später, dass das eben typisch für den Norden sei. Aber genau solche Beobachtungen gehören zu einem Auslandsaufenthalt dazu." Mal abgesehen von Uni und den zwischenmenschlichen Begegnungen – was hat er außerdem in Schweden erlebt? „Ich war in Lappland. Das war eine tolle Erfahrung. Ich habe Eisfischen ausprobiert und Nordlichter gesehen. Und ganz im Norden ging die Sonne gar nicht mehr auf. Das war krass.“

„In einem anderen Land zu leben ist etwas anderes, als dort Urlaub zu machen“

Sein Fazit aus all dem: „Einen Auslandsaufenthalt kann ich jedem nur empfehlen.“ Und was möchte er anderen Studierenden vorab mitgeben? „Früh genug anfangen, alles zu organisieren. Das nimmt den Druck raus.“ Und: „Man sollte sich vorab mit der Kultur des Landes vertraut machen, auch wenn es sich um ein europäisches Land handelt.“ Also: „Wie sind die Menschen drauf? Was kann ich erwarten? Ein paar Sachen sind ganz sicher anders als hier. Und Überraschungen wird es immer geben.“ In einem anderen Land zu leben sein nun mal etwas ganz anderes als dort Urlaub zu machen. Auch den organisatorischen Aufwand sollte man nicht unterschätzen – vor allem wenn es in die USA gehen soll. Rasmus Möring: „Das International Office in Landau hat mich sehr unterstützt. Beispielsweise wenn es darum ging, ein US-Visum zu beantragen.“

Rasmus Möring will nach seinem Masterabschluss promovieren. Beruflich kann er sich später eine Tätigkeit bei Unis oder Regierungsorganisationen vorstellen, bei Sicherheitsbehörden oder beispielsweise bei NGOs, also bei Nicht-Regierungsorganisationen. „Ich möchte mein Fachwissen nutzen können.“ Der Frage jedenfalls, warum sich Menschen so verhalten, wie sie sich verhalten, konnte er im Studium bereits mehrfach nachgehen – und das mit internationalen Einblicken.

Text: Christine Pauli