Unsere RPTU Story
Ideen für eine grünere Mobilität in Kaiserslautern
Nach ihrem Studium im Bauingenieurwesen an der RPTU nutzte Anna Rothhaar die Chance, an der Uni eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen: Inzwischen ist sie Verkehrsingenieurin am Institut für Mobilität & Verkehr – und hat bereits das Stadtbild von Kaiserslautern verändert.
Dass mich das Thema Mobilität irgendwann einmal packen würde, hätte ich nicht gedacht. Ich wusste aber schon immer, dass ich etwas Technisches oder Mathematisches studieren möchte. Von meiner Heimat in der Nähe von Pirmasens ging es daher zum Studieninfotag der damaligen TU Kaiserslautern, heute RPTU. Ein Vortrag vom Fachbereich Bauingenieurwesen hat mir das Studium in all seinen Facetten vorgestellt und mich direkt begeistert. Also schrieb ich mich direkt nach dem Abitur zum Sommersemester für den Studiengang ein. Das Studium ist breit gefächert und es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich auf ein Gebiet zu spezialisieren. In einer Vorlesung habe ich dann meine Leidenschaft entdeckt: Mobilität und Verkehrsplanung.
„Als Dorfkind kenne ich die Probleme in der Mobilität nur zu gut.“
Ich bin sehr heimatverbunden und wollte während meines Bachelorstudiums zunächst zu Hause wohnen bleiben. Jeden Tag bin ich deshalb 30 km zur Uni und wieder zurückgefahren. Das Auto habe ich, seitdem ich 18 Jahre alt bin – auf dem Land völlig normal und etwas, das ich deshalb auch nie in Frage gestellt habe. Das liegt vor allem daran, dass der öffentliche Nahverkehr auf dem Land einfach nicht gut getaktet ist und keine echte Alternative darstellt.
Die Verkehrsplanungsvorlesung zeigte mir sehr deutlich, dass wir ein Problem in der Mobilität und mit der aktuellen Verkehrsinfrastruktur haben und wir es anders, besser machen müssen. Deshalb habe ich mich innerhalb des Bachelorstudiums für den Vertiefungsbereich „Infrastruktur und Umweltplanung“ entschieden. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse aus den Vertiefungsvorlesungen habe ich mich anschließend für eine Bachelorarbeit in diesem Bereich entschieden. Hier durfte ich in Zusammenarbeit mit der Stadt Kaiserslautern in Sachen Mobilität konkret etwas umsetzen und die erste Fahrradstraße für Kaiserslautern planen. Ich war sehr stolz, als die Stadt Kaiserslautern beschlossen hat, die Pläne aus meiner Bachelorarbeit tatsächlich umzusetzen. Mittlerweile ist die Fahrradstraße in der Rütschhofstraße eingerichtet.
Eine Wende für E-Scooter in Kaiserslautern
Das Bachelorstudium hatte mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich dazu entschieden habe, auch noch den Master zu machen. Diesen wollte ich ebenfalls an der RPTU absolvieren, da hier der vielfältige Masterstudiengang Bauingenieurwesen mit der Vertiefung „Infrastruktur, Wasser und Mobilität“ angeboten wird – also genau der Bereich, in dem ich weiterarbeiten wollte. Auch in meiner Masterarbeit ging es praxisnah zum Thema Mobilität weiter. Dieses Mal habe ich mich mit einem Verkehrsmittel beschäftigt, das in vielen Städten zu einem Problem geworden ist, dem E-Scooter. Gerade in Kaiserslautern mit seiner hügeligen Topografie eignen sich E-Scooter besonders gut, um die Höhenunterschiede einfach zu überwinden. Aber viele kennen es: Die E-Scooter stehen am Ende einer Fahrt teilweise mitten auf dem Gehweg oder der Fahrbahn.
Was in Städten wie München oder Berlin bereits gut funktionierte, sollte nun auch für Kaiserslautern umgesetzt werden. In Zusammenarbeit mit der Stadt Kaiserslautern und dem E-Scooter-Verleiher TIER habe ich in meiner Abschlussarbeit Abstellflächen für E-Scooter in der Innenstadt geplant. Ziel war es, dass E-Scooter künftig nur noch auf den ausgewählten Abstellflächen abgestellt werden. Dafür habe ich alle getätigten Fahrten eines Monats in Kaiserslautern analysiert und das Nutzungs- und Abstellverhalten untersucht. Die Ergebnisse habe ich in meine Planung einfließen lassen und konnte Empfehlungen aussprechen, wo idealerweise Abstellflächen eingerichtet werden sollten. Entsprechend meiner Planungen wurden seitdem etwa 12 E-Scooter-Abstellflächen in der Lautrer Innenstadt umgesetzt.
Praxisnah studieren und die Mobilität verbessern
Es ist ein tolles Gefühl, wenn man durch die Stadt läuft und die Ergebnisse seiner Bachelor- und Masterarbeit sieht. Der hohe Praxisbezug, den es am Institut für Mobilität & Verkehr über Kooperationen regelmäßig gibt, hat mich letztlich auch dazu motiviert, als Wissenschaftliche Mitarbeiterin weiter in diesem Bereich zu forschen. Mein nächstes Ziel ist die Promotion.
Mittlerweile bin ich nach Kaiserslautern gezogen und profitiere selbst von den Mobilitätsangeboten in der Stadt. Das Auto bleibt nun oft zu Hause stehen und ich fahre stattdessen mit dem Bus oder dem E-Scooter durch die Stadt. So etwas wünsche ich mir auch für den ländlichen Raum: Eine bessere Infrastruktur, sodass man weniger auf das Auto angewiesen ist. Erst dann sind die Menschen bereit umzudenken und entscheiden sich für eine grünere Mobilität. Das habe ich selbst erlebt.