Unsere RPTU Story
Mitmachen beim Young Researchers Symposium: „Diese Erfahrung kann ich jedem empfehlen“
Auch in diesem Jahr bekommen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler beim Young Researchers Symposium (YRS) die Möglichkeit, ihr Forschungsthema einem – zum größten Teil – fachfremden Publikum zu präsentieren. Es geht darum, spannend, unterhaltsam und allgemein verständlich für das eigene Fachgebiet zu begeistern. Chemie-Doktorandin Annika Maria Pick, im Jahr 2022 Zweitplatzierte in der Kategorie Best Talk, berichtet, warum ihr die dort gemachten Erfahrungen auch für den weiteren Werdegang von Nutzen sein werden.
Was haben der ehemalige American Football Spieler Steve Gleason und ein Eimer Eiswasser gemeinsam? Mit dieser Frage begann Annika Maria Pick im Sommer 2022 ihren Vortrag beim Young Researchers Symposium, eine Art Rede-Wettbewerb, bei dem sie auf allgemein verständliche Weise die Inhalte ihrer Doktorarbeit präsentieren durfte. „Mir war es wichtig, von Anfang an das Interesse der Zuhörenden zu wecken“, erklärt sie rückblickend. Und auch auf das Thema Gesundheit wollte sie eingehen, „damit können sich doch alle identifizieren.“ Denn: „Steve Gleason ist an der Nervenkrankheit ALS erkrankt. In der Ice Bucket Challenge begossen sich Prominente mit Eiswasser, um auf genau diese Erkrankung aufmerksam zu machen.“
Als Chemie-Doktorandin die Grundlagen für medizinische Forschung entwickeln
Um neurodegenerative Erkrankungen, wie Alzheimer, Epilepsie, aber eben auch ALS in Zukunft besser verstehen zu können, braucht es – vereinfacht gesagt – neue Analyse-Möglichkeiten. Methoden, die helfen, Vorgänge im Körper sichtbar zu machen. Genau hier setzt die 2021 begonnene Promotion von Annika Maria Pick an: „In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit Zink. Im Gegensatz zu anderen Spurenelementen, wie etwa Eisen, weiß man über dessen Wirkung im Körper noch nicht ganz so viel. Das liegt vor allem daran, dass es nur wenige Möglichkeiten gibt, Zink im Körper zu beobachten.“ Also, wo und wie verteilt es sich – und in welchen Mengen? Man wisse bereits, dass Zink für die Lern- und Gedächtnisfunktionen wichtig ist, „also für unser Gehirn und das zentrale Nervensystem“ – und damit wahrscheinlich auch bei der Entstehung von Neurodegeneration eine Rolle spielt.
Das konkrete Ziel ihrer Doktorarbeit: Mit den Methoden der Chemie bestimmte Substanzen entwickeln, die an Zink binden, um es so kenntlich zu machen. „Man kann sich das wie eine Art Glühbirne vorstellen. Wenn Zink an diese Glühbirne andockt, dann fängt sie an zu leuchten.“ Darauf aufbauend ließe sich das Spurenelement irgendwann dann auch im Körper beobachten: „Forschende der Biologie und später auch Medizin könnten sich so beispielsweise anschauen, welche Unterschiede hinsichtlich des Zink-Aufkommens zwischen gesunden Nervenzellen und kranken Zellen bestehen.“ Was ist die größte Herausforderung bei ihrem Forschungsprojekt? „Man überlegt sich in der Theorie, wie die Moleküle wirken sollen und malt dazu passende Strukturen auf ein Blatt Papier. Später muss man dann im Experiment zeigen, dass dies auch wirklich so funktioniert. Und das ist nicht immer ganz einfach.“
„Die Atmosphäre vor Ort war sehr entspannt. Alle gingen sehr wohlwollend und locker aufeinander zu“
Doch zurück zum Young Researchers Symposium: Der TU-Nachwuchsring und das Leistungszentrum Simulations- und Softwarebasierte Innovation veranstalten alle zwei Jahre diesen interdisziplinären Wettbewerb, der sich gezielt an den wissenschaftlichen Nachwuchs richtet. Gekürt werden die spannendsten Vorträge und die besten Poster. Warum hat Annika Maria Pick mitgemacht? „Ich hatte einfach Lust. Ich wollte ausprobieren, wie es ist, vor einem fachfremden Publikum einen Vortag zu halten.“ Sie bewarb sich, erhielt eine Zusage, arbeitete ihren Vortag aus, – der übrigens auf Englisch gehalten wird – und probte diesen vor ihrem Arbeitskreis. „Als dann der große Tag da war, war ich unfassbar aufgeregt, weil ich noch nie vor so vielen Menschen einen Vortrag halten durfte.“ Doch die Aufregung legte sich schnell: „Die Atmosphäre vor Ort war sehr entspannt. Alle gingen sehr wohlwollend und locker aufeinander zu.“
Als eine von insgesamt vierzehn Vortragenden versuchte Annika Maria Pick das Publikum auch visuell mitzunehmen, mit Grafiken und einfachen Erklärungen. „Man macht an der einen oder anderen Stelle dann auch schon mal einen Witz.“ Überhaupt gingen die Teilnehmenden viel offener und freier an die Sache heran, als es ansonsten bei Fachvorträgen üblich ist. Am Vormittag hielt Annika Maria Pick ihren Vortrag – konnte sich anschließend entspannt die anderen Redebeiträge anhören – und sich mit den vor Ort ausgestellten Postern zu verschiedenen Wissenschaftsprojekten beschäftigen: „Es war interessant zu sehen, wie vielfältig die Forschung an der RPTU ist. Das war mir vorher gar nicht so bewusst.“
„Später im Berufsleben muss man Forschung auch einfach und spannend erklären können“
Seitdem sind fast zwei Jahre vergangen. Ende des Jahres hofft Annika Maria Pick die Experimente ihrer Doktorarbeit abschließen zu können. Die Verteidigung ihrer Arbeit steht wohl im Frühjahr 2025 an. Welches Resümee zieht sie aus ihrer Promotionszeit? „Bei meiner Betreuerin, Professorin Sabine Becker und in meinem Arbeitskreis fühle ich mich sehr gut aufgehoben. Wir tauschen uns viel untereinander aus und unternehmen auch privat Dinge zusammen.“ Ursprünglich kommt die heute 27-Jährige aus der Eifel, habe sich damals zu Beginn ihres Studiums bewusst für Kaiserslautern entschieden, wie sie berichtet: „Beim Studieninfotag haben mir der Campus und die Nähe zur Natur sehr gut gefallen. Alles hat sich gleich vertraut angefühlt.“
Beim YRS belegte Annika Maria Pick den zweiten Platz in der Kategorie Best Talk. Was nimmt sie mit? „Ich gehe jetzt viel lockerer und selbstbewusster an Vorträge ran.“ Und übrigens – die Fähigkeit, Dinge einfach, aber dennoch spannend erklären zu können, sei auch für ihren weiteren Werdegang wichtig, wie sie noch ergänzt: „Ich möchte in der Forschung bleiben, vielleicht in einer leitenden Position, beispielsweise in der Pharmabranche. Da ist es wichtig, dass man bei Forschungsanträgen für sein Vorhaben werben kann. Oder auch bei Kooperationspartnern Interesse für etwas wecken kann.“
Und heute mit einem gewissen Abstand betrachtet – was würde sie zukünftigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des YRS empfehlen? „Habt den Mut, Euch auszuprobieren. Nutzt die Möglichkeit, mal über den eigenen Tellerrand zu schauen. Der ganze Tag und alles drum herum ist unheimlich spannend. Diese Erfahrung kann ich jedem nur empfehlen.“