Unsere RPTU Story

Studienzweifel – und jetzt?

Anne Papenfuß auf dem Landesgartenschaugelände (LGS) in Landau, einem ihrer Wohlfühlorte in Landau. Foto: privat

Anne Papenfuß ist 27 Jahre alt, 2-Fach-Bachelor-Studentin und Campusreporterin der RPTU in Landau. Außerdem ist sie selbsternannte „Expertin“, wenn es um das Thema Studienzweifel geht. Ein Thema, worüber viel zu wenig gesprochen wird, aber viele Studierende betrifft, sagt sie. In ihrer Kolumne berichtet Anne von ihren Erfahrungen sowie von Tipps und Beratungsangeboten, die ihr geholfen haben und kann versichern: Studienzweifel sind normal und es ist wichtig, über sie zu sprechen.

Ich dachte lange, dass ich eine der wenigen bin, die Studienzweifel hat. Meine Kommilitonen wirkten alle so selbstbewusst und entschlossen, als hätten sie einen perfekten Plan, was später mal aus ihnen wird. Ich fühlte mich schlecht und fehl am Platz. Bin ich die Einzige, die nicht genau weiß, was sie will und schon einmal darüber nachdachte abzubrechen? Viele Studierende, mit denen ich seitdem gesprochen habe, haben schon einmal an ihrer Studienentscheidung gezweifelt oder keine Idee, was sie nach dem Studium machen wollen. Besonders in Studiengängen wie dem Zwei-Fach-Bachelor, in denen man sich nicht auf einen Beruf spezialisiert, kommt dies häufiger vor als beispielsweise im Lehramt.

Dennoch habe ich das Gefühl, dass zu wenig über dieses Thema gesprochen wird. Dabei finde ich besonders den Austausch sehr wichtig, denn Studienzweifel sind definitiv kein Tabu. Sie sind ein Zeichen dafür, dass ihr euch als Person weiterentwickelt, reflektiert und euch mit euren Wünschen und Bedürfnissen auseinandersetzt. Sie bedeuten nicht, dass man eine falsche Studienentscheidung getroffen hat, sofort abbrechen sollte, oder nun für immer unglücklich in einer beruflichen Richtung feststeckt.

Warum Studierende zweifeln ist laut meiner Erfahrung sehr unterschiedlich. Heimweh, finanzielle Sorgen, veränderte Wünsche und Ziele, nicht bestandene Prüfungen, oder auch neue berufliche Möglichkeiten. Unsicherheiten können jederzeit aufkommen, ob am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Studiums. Vielleicht kommen sie auch gar nicht oder gehen mit der Zeit wieder. Tauchen sie auf, ist es wichtig zu wissen, wie man mit ihnen umgeht und was man aus ihnen macht, um sich in ihnen nicht zu verlieren. Dafür habe ich leider keine Schritt-für-Schritt-Anleitung parat, jedoch vier Punkte, die mir persönlich geholfen haben, als ich Studienzweifel hatte und von denen ich euch anhand meiner Geschichte erzählen möchte:

Nach meinem Abitur im Jahr 2016 bin ich ziemlich sorgenlos in das Thema Berufswelt gestartet. Ich war 19 Jahre alt und hatte gefühlt noch alle Zeit der Welt. Nachdem ich mir meinen Kindheitstraum von einer Schauspielausbildung erfüllt hatte, hat mich die Lust gepackt noch etwas anderes zu machen, mich intellektuell weiterzuentwickeln. Also habe ich mich, ziemlich spontan und ohne einen Plan B, für ein Studium an der Uni Landau entschieden. Soziologie und Betriebspädagogik im Zwei-Fach-Bachelor klangen für mich ziemlich spannend. Gegen Ende des ersten Semesters kamen mir plötzlich Zweifel. Der Studiengang und das Studentenleben gefielen mir, die Studienfächer waren interessant, aber ich fragte mich, ob es wirklich das ist, was ich will. Obwohl ich vorher so sorgenlos war, bekam ich plötzlich ein beklemmendes und einengendes Gefühl und hatte Angst, mich falsch entschieden zu haben. Ich spürte, da gibt es Themen, die mich mehr interessieren und als ich hörte, dass ich mit meiner Kombination am besten in die Personalabteilung gehen könnte, wusste ich, dass dies nicht der richtige Weg ist. Ich brach mein Studium ab und zog zurück in die Heimat. Ab diesem Zeitpunkt setzte ich mir ein Zeitlimit von einem halben Jahr, um herauszufinden, was ich machen möchte. Ich habe gefühlt tausend Kompetenz-, Studienwahl- und Persönlichkeitstests gemacht in der Hoffnung, eine passende Richtung für mich zu finden. Die Beschäftigung mit mir selbst hat mir gutgetan. Der Fokus auf mich und meine Stärken hat außerdem meine Selbstwahrnehmung sehr gestärkt. Auch wenn ich nicht viel Neues über mich erfahren habe, wurde mir zumindest das bestätigt, was ich schon wusste und das war gut für mein Selbstbewusstsein.

Neben der Selbstreflexion habe ich außerdem viel recherchiert und gelesen, um mir überhaupt erst einmal ein Bild davon zu machen, welche Möglichkeiten es gibt. Die Recherche war hilfreich, auch um die Breite an Optionen für mich einzugrenzen. Gefiel mir beispielsweise ein Studiengang in Berlin wusste ich, dass ich das für mich ausschließen kann, da ich in der Nähe bleiben wollte. (Beratungs-)gespräche habe ich auch viele geführt, beispielsweise bei der Agentur für Arbeit, oder auch mit Freunden und Familie. Die Beratung des Kompetenzzentrums für Studium und Beruf (KSB) in Landau hat mir damals sehr geholfen. Mittlerweile hat das KSB auf seiner Webseite auch einige Angebote bei Studienzweifel für einen persönlichen Check-Up. Auch das StudierendenServiceCenter in Landau und in Kaiserslautern bieten eine Studien- und Berufsberatung an, sowohl für Studieninteressierte als auch für Studienzweifler. Ich persönlich finde Beratungen und Gespräche mit neutralen Personen meistens produktiver, da sie einen objektiveren Blick haben, Fachwissen sowie Möglichkeiten kennen, auf die man selbst nicht gekommen wäre. Im Endeffekt müsst ihr die Entscheidung jedoch selbst treffen und solltet daher auf euch und euer Gefühl vertrauen, nicht nur auf fremde Ratschläge.

Zusammengefasst sind Selbstreflexion, Recherche und Beratungen super, um sich einen Überblick zu verschaffen und sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Was mir persönlich aber am meisten geholfen hat war, einfach Dinge zu machen und sie auszuprobieren. Als das für mich angesetzte halbe Jahr rum war, habe ich mich gegen ein neues Studium entscheiden und eine neue Ausbildung angefangen. Ich wollte nicht erneut etwas studieren, bei dem ich mir nicht hundertprozentig sicher war. Und entschied mich für die Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation. Nach der ganzen Recherche und den Gesprächen haben die Inhalte am besten zu mir gepasst und ich habe mich vor allem wohl mit dieser Entscheidung gefühlt. Nicht nur, dass die Ausbildung mir noch einmal Zeit verschafft hat, ich wusste danach auch, was mich interessiert, was ich gut und weniger gut kann und was ich nicht machen will. Ich habe in dieser Zeit außerdem entdeckt, welche Themen mir in der Ausbildung gefehlt haben und in welchen Themenfeldern ich mich persönlich weiterbilden möchte.

Nach zwei Jahren weiterer Lebenserfahrung und einer abgeschlossenen Ausbildung entschied ich mich schließlich wieder, und diesmal aus Überzeugung, für ein Studium an der RPTU in Landau im Zwei-Fach-Bachelor. Diesmal mit den Fächern Germanistik und Erziehungswissenschaften. Und was soll ich sagen? Nach sechs Semestern bin ich nach wie vor überzeugt, es war eine richtig gute Entscheidung. Das mag sehr werblich klingen, aber ich war tatsächlich damals, und bin es immer noch, sehr überzeugt vom Konzept des Zwei-Fach-Bachelors und hatte an diesem Studium, trotz Abbruch, nur gute Erinnerungen. Außerdem kannte ich die Uni, die Abläufe und das hat mir, besonders in den Corona-Jahren, ein wohltuendes Gefühl gegeben.

Abbrechen muss man sein Studium allerdings nicht, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Denn an und neben der Uni gibt es mehrere Möglichkeiten, sich auszuprobieren. Beispielsweise ein Job als Werkstudierender oder als studentische Hilfskraft, ein Praxissemester oder auch ein Ehrenamt. Studieninteressierte und Studienunentschlossene können erst einmal ins Unileben schnuppern, bevor sie sich dafür entscheiden, beispielsweise im Rahmen von RPTUzero, dem Orientierungsstudium. Ich bin ebenfalls als studentische Hilfskraft tätig und mache nebenbei ein Ehrenamt. Diese Arbeit in unterschiedlichen Branchen und Bereichen erfüllt mich sehr. Sie ermöglicht mir, neben meinem Einkommen, einen Einblick in für mich interessante berufliche Möglichkeiten, auf die ich vorher vielleicht nicht gekommen wäre. Aber ich weiß, der Unialltag selbst kann sehr anstrengend sein, also stresst euch nicht und macht nur das, was für euch in euren Rahmen und eure Kapazitäten passt.

Als letztes kommt noch ein Punkt, der mir besonders wichtig ist und dem ich jedem, der zu Zweifeln neigt, ans Herz legen will: Stop overthinking!
Ja, das ist einfacher gesagt als getan, aber nicht alles, was erst einmal ausweglos erscheint, ist es auch. Für die meisten Dinge gibt es doch eine Lösung, auch für Studienzweifel. Manchmal gab es in meiner jetzigen Studienzeit auch Unsicherheiten, die sich im Nachhinein wieder aufgelöst haben. Ein Beispiel hierfür wäre das Corona-Semester, in dem es schwer war, neue Kontakte zu knüpfen oder auch die nicht bestandene Statistik-Klausur, die mir viele Nächte geraubt hat. Es ist normal, den eigenen Weg auch mal anzuzweifeln oder zumindest zu hinterfragen. Doch wir lernen in unserem Studium so viele Kompetenzen, die wir gar nicht alle auf dem Schirm haben, weil wir sie nicht aktiv bemerken. Kompetenzen, wie abstraktes Denken und Problemlösung, wissenschaftliches Arbeiten, Selbstorganisation und noch viele weitere, sind Soft Skills, die in jedem Beruf gefragt sind. Lasst die Zweifel nicht Überhand gewinnen, geht in die Reflexion und schaut, was ihr mit euren Mitteln aktuell verändern könnt und wollt. Tauscht euch mit anderen aus und lasst euch, wenn nötig, beraten.

Egal was ist, verzweifelt nicht!

Authorin: Anne Papenfuß


Falls eure Zweifel und Unsicherheiten euch auf Dauer psychisch sowie physisch belasten, ist es wichtig, eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel bei universitären Stellen (RPTU-Webseite), oder bei therapeutischen Einrichtungen. Auch die Mental Health First Aid Teams in Landau und Kaiserslautern bieten eine erste Anlaufstelle für Studierende zum Thema psychische Gesundheit an.

Anne Papenfuß auf dem Landesgartenschaugelände (LGS) in Landau, einem ihrer Wohlfühlorte in Landau. Foto: privat