Unsere RPTU Story
Fünf Dinge, die alle Studierenden in Landau erlebt haben sollten
Lena Frohn steht kurz vor den Abschluss ihres Bachelor-Studiums. Ihr weiterer Werdegang führt sie aus der Pfalz hinaus. Mit einer fertigen Bachelorarbeit zu politischer Kommunikation auf Social Media und gepackten Umzugskartons im Nacken blickt sie noch einmal zurück auf die Zeit, die sie in Landau verbracht hat. In dieser Kolumne hat sie ihre persönlichen Landau-Essentials zusammengestellt: Orte und Erlebnisse, ohne die das Leben in Landau nicht dasselbe wäre und die sie nur jedem und jeder ans Herz legen kann. Für Neulinge zum Reinschnuppern ebenso wie für alte Hasen.
1. Die Cafés
Als ich im Herbst 2020 das erste Mal nach Landau kam, betraf eine meiner ersten Recherchen die veganen Essensmöglichkeiten. Für mich als damals frisch gebackene Veganerin war vollkommen klar, dass das Angebot an vegan-freundlichen Restaurants und Cafés immer eine Rolle in der Wahl meines Wohnortes spielen würde. In der Gegend, aus der ich komme, tendiert dieses Angebot gegen Null, weshalb die damalige Landauer Auswahl mir geradezu paradiesisch vorkam. Dabei wurde das Landauer Stadtbild noch während meiner Studienzeit um einige solcher Cafés ergänzt. Vor allem das Café Cosmo und das Café Zur Krumbeere haben zeitweise eher die Rolle meines Wohnzimmers eingenommen. Für eine verhältnismäßig kleine Stadt hat Landau einen unfassbar heimeligen Öko-Charme, der sich in der stetig wachsenden Anzahl von hippen Cafés mit sozialökologischem Konzept widerspiegelt. Logisch, dass ich diese alle ausprobieren musste.
2. Die Rote Kaserne
Die Universität hat in Landau viele Außenstellen, sodass das Studierendenleben eng an das Stadtleben geknüpft ist. Keine von ihnen beschreibt diese Verbindung aus meiner Sicht so gut wie die Rote Kaserne: Dabei ist das Geburtshaus des Vaters des amerikanisch-politischen Cartoons, Thomas Nast, nicht einmal die schönste Außenstelle der Universität: Dieser Titel gebührt sicher dem prunkvollen Gebäude in der Xylanderstraße. In der Roten Kaserne haben viele der Mitarbeitenden der Sozialwissenschaften sowie der Soziologie ihre Büros und ihre Lehren. Als Studentin der Sozial- und Kommunikationswissenschaften hatte ich vermutlich in jedem Semester mindestens eine Veranstaltung dort. Entsprechend verbinde ich prägende Momente aus meiner Studi-Zeit mit der alten Militärkaserne. Während dem Landauer Sommer (ein Festival in der Innenstadt) habe ich mit Freundinnen und Freunden draußen vor dem Gebäude getanzt und Pizza gegessen. An einem Samstag im Hochsommer saß ich dort Eis essend in einer Veranstaltung zu Mediensoziologie und diskutierte über das (un-)demokratische Potenzial sozialer Medien. Ich habe dort mehr als einmal verkatert in Seminaren gesessen und mir gewünscht, weniger dumme Dinge auf Partys gesagt und getan zu haben. Vielleicht kam es einmal sogar im Seminar zu einer kleinen Sekt-Probe. Auch die Abteilung der politischen Kommunikation, in der ich meine Bachelorarbeit geschrieben habe, hat dort einige Veranstaltungen. In der Roten Kaserne habe ich daher auch meine Bachelorarbeit angemeldet, präsentiert und abgegeben. Im Laufe der Semester habe ich dort auch viele spannende Referate gehalten, die mich letztlich alle direkt oder indirekt zu meiner Begeisterung für politische Kommunikation gebracht haben. Kurzum: Ich habe in diesem Gebäude alle Gefühle durchlebt, die zu einem guten Studierendenleben dazugehören. Und jedes einzelne von ihnen hat mir etwas gebracht.
3. Schorlewanderung zur Kleinen Kalmit
Na gut, es muss nicht unbedingt eine Schorlewanderung sein. Man kann auch eine ganz normale Wanderung zur Kleinen Kalmit machen. Von der höchsten Erhebung im Rheingraben hat man einen wundervollen Ausblick auf den Pfälzerwald. Wer das volle Programm haben will, macht die Pilgerrunden am ersten Mai mit. Jedes Jahr bleibt auf der gesamten Kleinen Kalmit nahezu kein Fleckchen Wiese frei, weil überall Menschen auf Picknickdecken und Dubbegläsern (das sind die Pfälzer Schobbegläser mit runden Einbuchtungen für einen sicheren Halt) in der Hand sitzen. Die etwa anderthalb Stunden, die man dorthin braucht (je nach dem, wie viele Pausen eingelegt werden) lohnen sich aber in jeder Jahreszeit. Blöd nur, wenn es auf dem Rückweg anderthalb Stunden regnet und man ständig im Matsch ausrutscht. Mittlerweile finde ich den Weg hin und zurück aber bei jeder Wetterlage.
4. Marktsamstage
Das ist eines der Dinge, die ich am meisten vermissen werde: Samstagsmorgens in der Sonne auf dem Marktplatz zu sitzen, neben mir ein mit regionalem Obst und Gemüse gefüllter Jutebeutel. Vor mir ein Cappuccino und ein Schokocroissant vom besten Bäckerei-Stand des ganzen Marktes. Am besten schmecken sie, wenn man sie noch ein wenig in den Kaffee tunkt. Einer der schönsten Aspekte an diesen Morgenden war immer ihre Spontanität. Weil Landau so klein ist, sind alle nah beieinander. Meist habe ich auf dem Weg zum Markt eine schnelle Nachricht geschrieben, sowas wie „Gleich Kaffee am Marktplatz?“ Beim Kaufen des Obsts und des Gemüses ließ ich mir alle Zeit der Welt, meistens steht man ohnehin in irgendeiner Schlange und hört den Bestellungen der Menschen vor einem zu. Dabei kann man sich im Übrigen gut inspirieren lassen, was man denn nun eigentlich kaufen will; denn meistens bin ich weniger für das Gemüse und mehr für das schöne Gefühl auf dem Markt einkaufen gegangen. Mal ganz davon abgesehen, dass das für durchschnittliche Studierende finanziell ohnehin nicht drin ist, muss man auf dem Markt nicht kiloweise KGrumbeeren (Pfälzisch für Kartoffel) und Spitzkohl kaufen, um sich gut zu fühlen. Manchmal reichen schon ein paar Äpfel. Nur das Schokocroissant ist ein absolutes Muss.
5. Sport an der LGS
Das ehemalige Landesgartenschaugelände (LGS) darf in keiner Beschreibung Landaus fehlen. In meinen ersten Semestern fand ein großer Teil meiner Freizeit dort statt, weil man sich aufgrund der Pandemie nur draußen treffen konnte. Angefangen hat es damit, dass wir in den Sportanlagen etwas hinter dem Park Basketball gespielt haben, irgendwann ist daraus Volleyball geworden, manchmal auch Spike Ball. Weil die LGS im äußersten Süden Landaus liegt, spazierten wir oft gemeinsam zurück in Richtung Stadt, wobei sich nach und nach alle verabschiedeten. Manchmal gab es noch ein Eis für den Heimweg. Diese Tage haben mir geholfen, die Pandemie zu überstehen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aufgrund des Lockdowns noch keinen einzigen Hörsaal von innen gesehen.
Natürlich gibt es noch mehr Orte und Erlebnisse, die Landau auszeichnen. Zum Beispiel die vielen Lernpausen, die ich unter den Bauglockenbäumen am Campus gemacht habe oder die Universitätsbibliothek, die ich in den Klausurenphasen mindestens so gut kannte wie mein eigenes Zu Hause . Aber diese fünf Dinge findet man in der Art nur in Landau. Als ich vor vier Jahren hergezogen bin, hätte ich nie gedacht, dass ich bei meinem Auszug so ein einzigartiges Lebensgefühl verlassen würde. Der Abschied fällt mir nicht ganz leicht, doch ich weiß: Ich komme sicher noch einmal wieder.
Text: Lena Frohn