Unsere RPTU Story

Vom neugierigen Schüler zum Juniorprofessor

Materialien entwickeln, die beispielsweise Konstruktionen in der Luftfahrt verbessern – ein Forschungsfokus von Juniorprofessor Moritz Liesegang. Sein Werdegang zeigt nicht nur Studierenden eindrucksvoll auf, wie es nach einem Uni-Abschluss weitergehen könnte. Unterstützung bei der Karriereplanung findet er beim TU-Nachwuchsring der RPTU: „Deren Forschungsförderung war die Basis für vieles, was für mich danach kam.“ Denn Vorversuche wurden so erst möglich gemacht. Studieninteressierten kann er ein technisches Studium übrigens nur empfehlen: „Man ist breit aufgestellt und kann sich später schnell in verwandte Disziplinen einarbeiten.“

Seit 2024 ist Moritz Liesegang Juniorprofessor am Lehrstuhl für Werkstoffkunde an der RPTU. Schaut man auf seinen Werdegang, so wird schnell klar, dass er sich schon immer für naturwissenschaftlich-technische Fragen begeistern konnte: „Ich war schon während meiner Schulzeit sehr neugierig. Beispielsweise wollte ich die Inhalte im Chemie-Leistungskurs noch genauer verstehen, als sie uns damals beigebracht wurden. Ich wollte das Strukturelle dahinter verstehen.“ Sein Lehrer habe ihn wiederholt auf ein späteres Studium vertrösten müssen, schmunzelt Moritz Liesegang – längst hat ihm sein Wissensdrang den Titel „Dr.-Ing.“ eingebracht – den Doktortitel der Ingenieurwissenschaften.

Beschreibung seines späteren Studiengangs hat ihn sofort begeistert

Ursprünglich kommt er aus dem Ruhrgebiet, erzählt er. In Darmstadt habe er Materialwissenschaft studiert, auch weil Teile seiner Familie dort leben. Zwischen 2010 und 2015 absolvierter er an der TU Darmstadt zunächst den Bachelor- und anschließend den Masterstudiengang. Warum hat er sich ausgerechnet für dieses Studienfach entschieden? „Während meiner Schulzeit bekam ich ein Buch in die Hände, in dem verschiedene Studiengänge beschrieben wurden. Bei der Vorstellung des Fachs Materialwissenschaft wusste ich, dass es das ist.“ Ein Studiengang also, der mathematische, naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Inhalte vereint. „Nach dem Studium wollte ich dann im Bereich Entwicklung arbeiten und auch promovieren.“ Er bewarb sich auf verschiedene Stellenangebote. „Die Doktoranden-Stelle an der damaligen TU Kaiserslautern sagte mir besonders zu. Ich bin äußerst herzlich empfangen worden.“ 

Seit 2016 ist er nun Teil der Universitätsgemeinschaft – „und die Unterstützung vor allem durch den Lehrstuhlleiter Professor Beck hält sich bis heute“. Dass er damals als junger Vater in die Promotionsphase startete, sei nie ein Problem gewesen, betont er: „Hierzu ist nicht nur kein negatives Wort gefallen, sondern im Gespräch dazu wurde mir der Eindruck vermittelt, dass es absolut keinen Grund dafür gibt, unseren etwas untypischen Familienweg in Frage zu stellen.“

Sein Forschungsgebiet: Materialien mittels Leistungsultraschall verändern

Heute beschäftigt er sich im Rahmen seiner Forschungsarbeiten mit dem Thema Leistungsultraschall und leitet an der RPTU dazu inzwischen eine eigene Forschungsgruppe. Aus Sicht eines Laien gefragt – um was geht es inhaltlich? Jeder kenne Ultraschall-Untersuchungen beim Arzt. Beim medizinischen Ultraschall verändere sich das beschallte Material nicht. „Beim Leistungsultraschall allerdings schon.“ Kunststoff etwa ließe sich so bearbeiten. Für die unterschiedlichsten Industriezweige sei dies relevant – bei der Herstellung von Verpackungen beispielsweise. „Aus wissenschaftlicher Sicht beobachten wir die Vorgänge in Materialien, die auf diese Weise beschallt werden. Wir arbeiten dabei sowohl grundlagenorientiert als auch anwendungsorientiert.“ 

Und er ergänzt: „Mithilfe von Leistungsultraschall lassen sich verschiedene Materialien auch miteinander verbinden. Metall mit faserverstärkten Kunststoffen etwa.“ 

In beschallten Materialien kommt es zu Verformungen und strukturellen Veränderungen. Was sich dabei allerdings im Detail abspielt, wisse man noch nicht genau, betont Moritz Liesegang. „Es gibt verschiedene Theorien. Aber eben noch nichts Genaues.“ So erforscht das Team um Moritz Liesegang dahingehend die Verbindungsbildung beim Ultraschallschweißen von Metallen, Gläsern, Keramiken, magnetische Materialien und polymeren Verbundwerkstoffen. „Interessant ist all das unter anderem für die Luftfahrtindustrie“, sagt er. Schon während seiner Doktorarbeit arbeitete er mit Airbus zusammen, Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern. 

Forschungsförderung durch TU-Nachwuchsring: „Die Basis für vieles, was danach kam“

Ein wichtiger Unterstützer seiner Forschung ist der TU-Nachwuchsring der RPTU. Eine Einrichtung, die Nachwuchsforschenden in vielfacher Weise unter die Arme greift – und so hilft, deren akademische Entwicklung und Karriereplanung voranzubringen. So erhielt Moritz Liesegang 2021 im Rahmen der Forschungsförderung des TU-Nachwuchsrings eine Anschubfinanzierung: „Dank dieser Mittel konnte ich die Beschaffenheit verschiedener Materialien untersuchen.“ Wichtige Vorversuche – „und die Basis für vieles, was danach kam.“

Aufbauend auf den Vorversuchen entwickelte er ein Forschungsvorhaben, das aktuell durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Inhaltlich gehe es dabei, vereinfacht gesagt, um Titanlegierungen mittels Leistungsultraschall für zukünftige Leichtbauanwendungen. „Ohne den TU-Nachwuchsring wäre dies nicht möglich gewesen.“ Und er hebt hervor: „Der Nachwuchsring ist supermotiviert, sinnvoll zu fördern.“ Und dank der finanziellen Unterstützung habe er auch seine Schweißanlagen technisch aufrüsten können.

Juniorprofessur ist auch eine PR-Veranstaltung

Was sind seine Pläne für die Zukunft? Er möchte seine Forschung weiter vorantreiben, erzählt er. „Fördermittel einwerben, Publikationen veröffentlichen und Doktoranden ausbilden.“ Letztendlich gehe es darum, einen Ruf zu bekommen, also eine Anstellung als „richtiger“ Professor. „Juniorprofessor zu sein, ist eben auch eine PR-Veranstaltung“, schmunzelt Moritz Liesegang. 

Mit einem technischen Studium ist man später flexibel

Was kann er Studieninteressierten mit auf den Weg geben? „Grundsätzlich ist man mit einem Studium im technischen Bereich sehr flexibel. Man kann sich später auch schnell in verwandte Disziplinen einarbeiten. Mit einem Abschluss in Materialwissenschaft muss man nicht unbedingt Materialien entwickeln.“ Sein Tipp an Schülerinnen und Schüler, die vielleicht noch nicht genau wissen, ob und was sie studieren möchten: „Zu den Studieninfotagen kommen.“ Hier kommt man direkt mit Studierenden und späteren Dozentinnen und Dozenten in Kontakt – und kann schon mal Campusluft schnuppern. 

An der RPTU fühlt sich Moritz Liesegang nach wie vor sehr wohl – auch weil die Technische Universität interdisziplinär aufgestellt sei. Das ermögliche interessante Austausch-Möglichkeiten. „Und Studierende haben von Anfang an eine persönliche Betreuung. Das ist an größeren Unis so nicht unbedingt gegeben“, betont er. Eines wird klar: Sein Werdegang, der einst als neugieriger Schüler begann, ist noch lange nicht zu Ende.