Unsere RPTU Story

Vom Studium ins Start-up: Mit Wirtschaftsingenieurwesen ein Unternehmen für mehr Nachhaltigkeit gründen

Das Gründerteam von greenable (v.l.n.r.): Alexander David, Lucas Hartmann, Patrick Kölsch, Viktor Schiller. Foto: Ramon Haindl
Die Software von greenable ermöglicht dem produzierenden Mittelstand, seinen CO2-Fußabdruck besser zu erfassen, zu reduzieren und zu berichten. Foto: greenable

Den CO2-Fußabdruck von Unternehmen verbessern für eine grünere Zukunft: Dafür hat das Start-up greenable eine Software entwickelt – mit Erfolg. Die Lösung wird mittlerweile in Unternehmen eingesetzt. Und das Team ist auch gewachsen: Neben den vier Gründern arbeiten nun sieben Werksstudierende. Angefangen hat alles an der RPTU, wie Alexander David von greenable erzählt.

Alex, wann war der Moment als euch klar wurde, dass ihr ein Unternehmen gründen möchtet?

Alexander David: Angefangen hat alles mit Patrick Kölsch. Seine Idee war es, den produzierenden Mittelstand zu befähigen, seinen CO2-Fußabdruck besser zu erfassen, zu reduzieren und zu berichten. Zu der Zeit hatte er am Lehrgebiet für Fertigungstechnik und Betriebsorganisation (FBK) von Prof. Dr. Jan Aurich am Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik an der RPTU gearbeitet.

So etwas gab es noch nicht?

Alexander David: Doch. Allerdings mussten Unternehmen bisher für jede ihrer Messungen auf unterschiedliche und komplexe Software von verschiedenen Dienstleistern zurückgreifen oder selbst etwas in Excel aufbauen. Sei es zum Tracken der Transportwege von Produktionsmaterialien oder zur Dokumentation der Materialart von eingesetzten Produkten. Die Bedienung war oft nicht intuitiv und hat viel Zeit gekostet, die viele Unternehmen im Alltag kaum zusätzlich aufbringen können. Deshalb erfassen viele die Emissionen einfach gar nicht. Patrick dachte sich, es müsse einfacher und schneller gehen und gleichzeitig eine hohe Glaubwürdigkeit haben.

Das heißt, es sollte eine völlig neue Software auf den Markt kommen…

Alexander David: Genau! Um die Idee umzusetzen, brauchte Patrick noch Know-how aus weiteren Bereichen wie Programmierung, Marketing und Finanzen. Hier kam der Rest des Gründungsteams ins Spiel: Am Lehrstuhl FBK hat auch Lucas Hartmann gearbeitet, der an der RPTU eine Ausbildung zum Systemadministrator gemacht hatte, später selbst Ausbilder wurde und noch ein Studium in Data Science draufgesetzt hat und sich sehr gut mit Programmierung auskennt. Außerdem kam Patrick auf mich und Viktor Schiller zu. Wir kannten uns noch vom Studium an der RPTU, wo wir zusammen Wirtschaftsingenieurwesen mit Maschinenbau studiert hatten. Zu dem Zeitpunkt hatte ich beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) gearbeitet und Viktor war in der Industrie im Produktmanagement tätig. Lucas, Viktor und ich waren von Patricks Idee überzeugt und haben das Potenzial gesehen. Und so entstand unserer Gründungsteam.

Wie ging es bei euch weiter, als ihr Idee und Team hattet?

Alexander David: Diese Frage mussten wir uns am Anfang auch stellen. Wir wussten nicht so recht, wo wir anfangen sollten und was man alles braucht, um ein Start-up zu gründen. Zum Glück hatten wir mit dem Gründungsbüro an der RPTU tatkräftige Unterstützung für unsere nächsten Schritte.

Katharina, du bist Gründungscoach im Gründungsbüro. Wie könnt ihr helfen, wenn man wie greenable bereits eine Idee hat und ein eigenes Start-up gründen möchte?

Katharina Neitzel: Das Gründungsbüro unterstützt Start-ups in jeder Phase der Entwicklung – von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Gründung. Wenn bereits eine konkrete Idee besteht, helfen wir dabei, diese zu schärfen, das Geschäftsmodell auszuarbeiten und die passende Finanzierung zu finden. Besonders bei Förderprogrammen wie dem EXIST-Gründungsstipendium begleiten wir Start-ups durch den gesamten Antragsprozess: von der Konzeptentwicklung über die formale Antragstellung bis zur Abstimmung mit Fördergebern. Darüber hinaus bieten wir strategische Coachings und Vernetzung mit potenziellen Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft.

An welcher Stelle habt ihr bei greenable angesetzt? Wie kann man sich euren Support vorstellen?

Katharina Neitzel: Bei greenable haben wir in der Vorgründungsphase angesetzt, indem wir das Team bei der Antragstellung für das EXIST-Gründungsstipendium unterstützt haben. Das bedeutete konkret, die Geschäftsidee in eine förderfähige Form zu bringen sowie die wirtschaftliche und technologische Innovationshöhe klar herauszuarbeiten. Nach der Bewilligung haben wir greenable während der Förderlaufzeit begleitet durch regelmäßige Strategiegespräche und Vernetzung mit relevanten Kontakten. Unser Ziel war es, das Team nicht nur finanziell abgesichert, sondern auch inhaltlich und strukturell optimal auf die Gründung vorzubereiten.

Vor drei Jahren ist greenable gestartet. Wie nutzen Unternehmen mittlerweile eure Software und wie ist die Resonanz?

Alexander David: Wer liefert das Material? Wo hat der Lieferant seinen Sitz? Welches Material wird geliefert? Welche Maschinen verbrauchen im gesamten Produktionsprozess wie viel Energie? Unsere Kunden füttern unsere Software mit allen wichtigen Daten wie diesen. Daraus errechnet die Software mit wenigen Klicks und Eingaben den CO2-Fußabdruck inkl. der Transportemissionen. Unternehmen erkennen so, in welchen Prozessschritten sie Verbesserungen vornehmen können, um ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Langfristig soll es volle Transparenz für Produkte und einen Digitalen Produktpass (DPP) geben, eine Art Akte für Produkte, die das gesamte Produktleben begleitet und mit immer mehr Informationen angereichert wird. So können Produkte kreislauffähiger gemacht werden. Unsere Software wird für verschiedene Anwendungsfälle insbesondere im Bereich Qualitäts- und Nachhaltigkeitsmanagement benötigt und eingesetzt. Ob für wenige Produkte mit manueller Bilanzierung oder für komplexe Produktportfolios mit automatisierter Bilanzierung wie im Maschinen- und Anlagenbau. Und die bisherige Resonanz ist großartig und bestätigt, dass wir mit unserer Idee auf dem richtigen Weg sind.

Inwiefern hilft euch das Wissen aus dem Studium im Berufsalltag?

Alexander David: Lucas hat nach seiner Ausbildung einen Bachelor in Data Science gemacht. Viktor, Patrick und ich haben Wirtschaftsingenieurwesen mit Maschinenbau sowohl im Bachelor als auch Master an der RPTU studiert, Patrick hat zudem promoviert. Wir alle haben gemerkt, dass das Studium grundsätzlich dabei hilft, selbstständig zu arbeiten, sich zu organisieren und komplexe Dinge strukturiert anzugehen. Das Fachwissen aus dem Studium hilft uns vor allem dabei, die Prozesse von produzierenden Unternehmen besser zu verstehen. Also: Wie funktionieren bestimmte Maschinen? Wie laufen Produktionsprozesse ab? Das können wir dann in unsere Strategie übersetzen. Wir verstehen die Bedürfnisse und Anforderungen der Unternehmen besser und können unsere Software entsprechend optimieren. Wir haben uns also durch unser Studium eine sehr gute Basis für wirtschaftliches und ingenieurwissenschaftliches Verständnis geschaffen. Außerdem haben wir alle während des Studiums als Studentische Hilfskräfte an verschiedenen Lehrstühlen gearbeitet. Dadurch konnten wir wertvolle Kontakte zur Industrie und zu Kooperationspartnern der RPTU knüpfen, die uns heute weiterhelfen. 

Apropos weiterhelfen: Welchen Tipp hast du für alle, die auch gründen wollen?

Alexander David: Wir haben in den letzten Jahren unglaubliche Highlights erlebt. Sei es, dass man beim Notar sitzt und mit seiner Unterschrift plötzlich sein eigenes Start-up hat. Oder die Finanzierungsrunde, die einem ein tolles Gefühl gibt, weil Investoren an unsere Idee glauben. Es gab aber auch Tiefpunkte. Kunden, die abgesprungen sind und wo man vieles in Frage gestellt hat. Aber der Glaube an die Idee motiviert, weiterzumachen und nicht aufzugeben. Allen, die ebenfalls gründen wollen, gebe ich deshalb den Tipp mit auf den Weg: Holt euch frühzeitig Feedback ein von Kunden und Partnern. Dann wisst ihr, was wirklich gebraucht wird und könnt noch mehr aus der Idee rausholen. Und ganz wichtig: Bleibt fokussiert, verliert euer Ziel nie aus den Augen und sucht euch ein Team aus tollen Menschen, mit denen ihr an eurer Vision zusammenarbeiten wollt. Dann klappt es!

Das Gründerteam von greenable (v.l.n.r.): Alexander David, Lucas Hartmann, Patrick Kölsch, Viktor Schiller. Foto: Ramon Haindl
Die Software von greenable ermöglicht dem produzierenden Mittelstand, seinen CO2-Fußabdruck besser zu erfassen, zu reduzieren und zu berichten. Foto: greenable