Unsere RPTU Story

Erziehungswissenschaft studieren – und eigene Schwerpunkte setzen

Foto: RPTU, Karin Hiller

Warum nehmen Eltern von behinderten Kindern seltener Hilfsangebote an – Angebote, wie beispielsweise die Teilnahme an einer Krabbel-Gruppe? Dieser Frage will Hannah Bauer in ihrer Bachelorarbeit nachgehen – und dafür mit dem Jugendamt zusammenarbeiten. Nach ihrem Abschluss in Erziehungswissenschaft kann sie sich eine berufliche Tätigkeit in der Beratung vorstellen.

„Nach dem Abitur habe ich ein freiwilliges soziales Jahr absolviert. An einer Förderschule. Das hat mir sehr gut gefallen“, berichtet Hannah Bauer – und ergänzt: „Ich habe mir damals tatsächlich vorstellen können, Förderschullehramt zu studieren. Aber dann habe ich gemerkt, dass mich das Außerschulische auch sehr interessieren würde.“ Also eine Tätigkeit in Einrichtungen wie Kindergärten, Wohneinrichtungen oder der Erwachsenenbildung. Letztendlich habe sie sich deshalb für den Bachelor-Studiengang Erziehungswissenschaft an der RPTU entschieden. Mittlerweile ist sie im siebten Semester – und zeigt sich mit ihrer Wahl mehr als zufrieden: „Mit meinem Studiengang bekomme ich einen breiten Einblick in die Vielfalt der Erziehungswissenschaft.“ Module in der Allgemeinen Erziehungswissenschaft, aber auch Psychologie und Soziologie stehen auf dem Lehrplan. Dass die Studierenden von Anfang an in die vielfältigen Themengebiete sehr gut eingearbeitet werden, betont Diplom-Psychologin Dr. Inga Wagner, Studienmanagerin am Fachbereich Erziehungswissenschaften: „Ängste und Bedenken braucht niemand haben. Auch Statistik ist Teil des Studiengangs. Aber da führen wir sehr gut hin.“ 

Vier Schwerpunkte stehen als Teilstudiengang zur Auswahl

Neben einer fundierten Grund-Ausbildung in Allgemeiner Erziehungswissenschaft fokussieren sich die Studierenden bereits ab dem ersten Semester auf einen eigenen Schwerpunkt – genauer gesagt, sie entscheiden sich für einen von vier Teilstudiengängen: Zur Auswahl stehen Betriebspädagogik, Erziehung und Bildung in der Kindheit, Sonderpädagogik oder Sozialpädagogik. Inga Wagner: „In Betriebspädagogik geht es inhaltlich beispielsweise um die Auswahl und Entwicklung von Personal und Führungskräften. In der Sonderpädagogik um die Förderungen von beeinträchtigen Personen – und das über deren gesamte Lebensspanne hinweg. So etwa auch um die berufliche Qualifizierung von beeinträchtigten Menschen und um pflegewissenschaftliche Grundlagen.“ 

Der Teilstudiengang Erziehung und Bildung in der Kindheit beschäftige sich klassischerweise mit pädagogischen Ansätzen in Einrichtungen, in denen Kinder betreut und erzogen werden, wie zum Beispiel in Kindergärten oder in einem Hort. „Beim Teilstudiengang Sozialpädagogik wird man neben theoretischen Grundlagen durch vielfältige Praxisbezüge und Fallbeispiele auf eine Tätigkeit im sozialen Bereich vorbereitet.“ 

Nach dem ersten Studienjahr entscheiden sich die Studierenden darüber hinaus für ein Wahlpflichtfach: Bildung in der Migrationsgesellschaft, Medienpädagogik oder Digitale Bildung und E-Learning könnten dies sein. „Oder alternativ belegt man Module aus einem der Teilstudiengänge, den man nicht schon als Schwerpunkt belegt hat“, ergänzt Inga Wagner.

Berufswunsch: Beratung – mit dem Fokus auf Sonderpädagogik

Hannah Bauer hat sich für den Teilstudiengang Sonderpädagogik entschieden. Beruflich könne sie sich später eine Tätigkeit im Bereich der Beratung vorstellen, erzählt sie: „Es geht dann beispielsweise um die Beratung von Eltern, die ein Kind mit Behinderung haben.“ Gefragt sei eine solche Expertise unter anderem beim Sozialamt, im Bereich der Eingliederungshilfe – oder insgesamt bei Aufgaben rund um das Thema Inklusion.

Wohin könnte die Reise außerdem mit einem Abschluss in Erziehungswissenschaft gehen? „Das ist sehr vielfältig“, schildert Inga Wagner, „und hängt natürlich stark davon ab, für welchen Teilstudiengang man sich entscheidet.“ Mit Betriebspädagogik könne man beispielsweise Recruiter werden. „Im Auftrag eines Unternehmens also die passenden Leute für einen Job aussuchen.“ Mit Erziehung und Bildung in der Kindheit qualifiziere man sich für eine Tätigkeit in einer Kindertagesstätte, auch mit Aussicht auf eine Leitungsposition nach einer gewissen Zeit an Berufserfahrung oder dem Masterabschluss. „Und wer sich für Sozialpädagogik entscheidet, der kann in der Kinder- und Jugendhilfe tätig werden – und vielleicht städtische Wohngruppen betreuen.“ 

Ein Studium an einer Universität ist forschungsorientiert – und vermittelt Wissen bis in die Tiefe

Was ist das Besondere an der erziehungswissenschaftlichen Ausbildung? „Als Universität hat das Studium bei uns einen hohen Forschungsbezug“, erklärt Inga Wagner. Anders als beispielsweise bei einer beruflichen Ausbildung – oder an einer Fachhochschule – nehme zudem die Vermittlung von Theorie einen sehr hohen Stellenwert ein. 

Wer die Dinge noch weiter vertiefen möchte, wer vielleicht sogar eine Doktorarbeit und eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebt, für den steht nach dem Bachelor der Master-Studiengang Erziehungswissenschaft an der RPTU bereit. Apropos Forschung: Für Hannah Bauer steht jetzt erst einmal die Bachelorarbeit an. Diese fertigt sie in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt an – denn: „Dem Jugendamt ist aufgefallen, dass Eltern von Kindern mit Behinderung seltener Angebote wahrnehmen als Eltern von Kindern ohne Behinderung. Angebote wie beispielsweise die Teilnahme an Krabbel-Gruppen. In meiner Bachelorarbeit untersuche ich, warum das so ist.“ Im August 2025 soll die Abschlussarbeit fertig sein. Wie es danach für Hannah Bauer weitergeht, weiß sie noch nicht genau. „Vielleicht gehe ich direkt in den Beruf oder hänge noch einen Master an, mal schauen.“ 

Für ihr Studium ist die gebürtige Saarländerin einst extra nach Landau gezogen. Bereut hat sie diesen Schritt nie: „Landau ist eine schöne Studentenstadt, nicht zu groß. Viele junge Menschen leben hier. Cafés sind auf unsere Generation abgestimmt.“ Welchen Tipp gibt sie Studieninteressierten? Was sollte man mitbringen, will man Erziehungswissenschaft studieren? Hannah Bauer: „Man sollte die Motivation haben, viel lesen und schreiben zu wollen. Denn während des Studiums liest man sehr viel Fachliteratur.“ Und schreibt selbst – im Rahmen von Hausarbeiten. 

Empathie, Interesse an Bildung, Kommunikations- und Sprachkompetenz sind gefragt

Inga Wagner stimmt dem zu: Gute Kommunikations- und Sprachkompetenzen seien gefragt – genauso wie die Fähigkeit, sich selbst organisieren zu können. Die Studienmanagerin ergänzt, dass man zudem Empathie und Freude am Umgang mit Menschen mitbringen sollte: „Für die Themen Bildung und Ausbildung, auch im Erwachsenenbereich, sollte man sich begeistern können. Und ein generelles Interesse an der Frage haben, wie man Menschen fördern kann – wie man sie in schwierigen Situationen unterstützt.“ Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen beraten und unterstützen – das will Hannah Bauer, sie resümiert: „Ich kann den Studiengang Erziehungswissenschaft nur empfehlen. Denn man setzt seine eigenen Schwerpunkte. Und das finde ich sehr gut.“

Foto: RPTU, Karin Hiller