Nachhaltigkeit in der Lehre

Ein Leitfaden für Lehrende

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) 

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein ganzheitlicher Bildungsansatz, der Menschen befähigt, aktiv an einer zukunftsfähigen Gesellschaft mitzuwirken. Im Kern geht es darum, komplexe globale Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit oder soziale Ungleichheit nicht nur zu verstehen, sondern auch Lösungsstrategien zu entwickeln.

BNE fördert vernetztes Denken, indem sie ökologische, wirtschaftliche und soziale Systeme in ihren Wechselwirkungen betrachtet. So wird beispielsweise deutlich, wie unser Konsumverhalten mit globalen Lieferketten und ökologischen Folgen zusammenhängt. Gleichzeitig ist BNE handlungsorientiert: Studierende sollen nicht nur Wissen erwerben, sondern auch Gestaltungskompetenzen entwickeln, um selbst aktiv zu werden – sei es durch Projekte zur Energieeffizienz, sozialer Gerechtigkeit oder nachhaltigem Wirtschaften.

Als Rahmen dienen die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen, die eine Balance zwischen ökologischer Tragfähigkeit, sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Entwicklung anstreben. BNE in der Hochschullehre bedeutet daher, kritische Reflexion mit transformativem Handeln zu verbinden – und dies fächerübergreifend umzusetzen.

Ziel von BNE ist es, Lernende zu befähigen, Verantwortung zu übernehmen und den Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft aktiv mitzugestalten.

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Konkrete Schritte für die Lehre

  • Nachhaltigkeitsziele und -prinzipien reflektieren
  • Für Lehrende ist es wichtig sich mit dem Konzept der Nachhaltigkeit, und welche Bedeutungen sie hat, auseinander zu setzen. Dafür braucht es eine kritische Reflexion des Nachhaltigkeitsbegriffs selbst, der sowohl als ethisches Grundkonzept als auch als Haltung, statt einem abgegrenzten Themenfeld,     verstanden werden kann.  Eine Auseinandersetzung mit der persönlichen Positionierung zu den globalen Krisen bildet die Grundlage für eine authentische Integration in die Lehrpraxis.
  • Nachhaltigkeitsaspekte der eigenen Disziplin herausstellen
  • Alle Fachrichtungen können Impulse für eine Nachhaltige Entwicklung liefern. Ausgangspunkt ist die Identifikation von disziplinspezifischen Beiträgen zu den Themen der Sustainable Development Goals (SDGs) und den damit verbundenen gesellschaftlichen Diskursen.
  • Didaktische Möglichkeiten entdecken (und beginnen zu nutzen)
  • Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) betont Methoden, die kreatives und kritisches Denken, Problemlösungsstrategien und Handlungskompetenzen fördern. Dazu zählen Ansätze wie die Analyse von ökologischen Fußabdrücken, die Entwicklung von Handprints, Service Learning oder die curriculare Verknüpfung von Lehrinhalten mit Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit.
  • Perspektiven der Studierenden integrieren
  • Ein Schlüsselkonzept der BNE ist die weitgehende Beteiligung der Lernenden. Eine studierendenzentrierte Lehre schafft diskursive Räume für Wertreflexion und die Auseinandersetzung mit Zukunftsfragen. Dabei kommt auch der Unterstützung im Umgang mit Ängsten und der Förderung von Selbstwirksamkeit durch forschendes Lernen eine zentrale Rolle zu. Es müssen Zukunftsperspektiven aufgezeigt und auch im Rahmen des Studiums erfahrbar gemacht werden.
  • Mit Inter- und Transdisziplinarität experimentieren
  • Da die Herausforderungen einer Nachhaltigen Entwicklung vielschichtig sind, bedarf es Lösungsstrategien, die über disziplinäre Grenzen hinausgehen. Der transdisziplinäre Austausch mit anderen Fachgebieten und gesellschaftlichen Akteur*innen ermöglicht neue Blickwinkel und innovative Lösungsansätze. Über praxisnahe Formate können Lösungen für aktuelle Herausforderungen erarbeitet werden und Potentiale der Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen herausgestellt werden.
  • Den Campus als ganzheitlichen Lernort nutzen
  • Der Campus selbst kann als Raum für problemorientiertes Lernen genutzt werden. Konkrete Nachhaltigkeitsprojekte an der Hochschule und in der Region ermöglichen Anwendungsnähe, Realitätsabgleich und wertvolle Selbstwirksamkeitserfahrungen für Studierende. Für Kooperationen müssen Kontakte zu lokalen Akteur*innen geknüpft und durch Zusammenarbeit gestärkt werden.
  • Erfahrungen diskutieren und Ergebnisse teilen
  • Ein kontinuierlicher Austausch mit Kolleg*innen und Dialog mit Studierenden sind wichtig für nachhaltigere Lehre. Zudem gilt es, Ergebnisse und Lehrmaterialien im Sinne von Open Science und Open Educational Resources zu teilen, um eine breite Wirkung zu erzielen.

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Welche Kompetenzen fördert BNE bei Studierenden?

Systemisches Denken und Handeln

  • Vernetzte Zusammenhänge erkennen: Komplexe Wechselwirkungen zwischen ökologischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Dimensionen der Nachhaltigkeit verstehen.

Antizipatorisches Denken und Handeln

  • Vorrausschauend Planen: Durch zukunftsfähiges Denken und Handeln Zukunftsszenarien antizipieren und entwickeln.
  • Mit Unsicherheit umgehen: Ungewissheit und Ambiguität als Teil von Nachhaltigkeitsprozessen akzeptieren und kreativ und reflektiert handlungsfähig bleiben.

Normatives Reflektieren und Handeln

  • Werte und Normen kritisch hinterfragen: Eigene und gesellschaftliche Werte erkennen und reflektieren.
  • Mit Zielkonflikten umgehen: Widersprüche und Interessenskonflikte (z.B. zwischen verschiedenen Nachhaltigkeitszielen) erkennen und fair austarieren.

Strategisches Denken und Handeln

  • Veränderungsprozesse gestalten: Gemeinsam mit anderen transformative Prozesse initiieren, planen, umsetzen und verstetigen.
  • Widerstände und Machtverhältnisse analysieren: Institutionelle und strukturelle Hindernisse für Nachhaltigkeit erkennen und Strategien zur Überwindung entwickeln.

Kooperatives Handeln

  • Gemeinsam handlungsfähig werden: Empathie und Solidarität zeigen und mit unterschiedlichsten Akteur:innen zusammenzuarbeiten.
  • Transdisziplinär kooperieren: Wissen und Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen der Wissenschaft, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft integrieren.

Kritisches Hinterfragen

  • Herrschafts- und Machtstrukturen hinterfragen: Mut haben, bestehende Strukturen, Denkweisen und vermeintliche Gewissheiten in Frage zu stellen.
  • Transformatives Wissen generieren: Nicht nur Wissen anwenden, sondern aktiv an der Entwicklung von Lösungen für Nachhaltigkeitstransformationen mitwirken.

Selbstreflexives Handeln

  • Eigene Haltung und Rolle reflektieren: Die eigene Position, Privilegien und Handlungsmöglichkeiten kritisch hinterfragen.
  • Selbstwirksamkeit erfahren: Sich und Andere motivieren können, aktiv zu werden, indem Handlungsmöglichkeiten identifiziert und genutzt werden.

Integratives Lösen von Problemen

  • Perspektiven integrieren: Weltoffenheit zeigen und auf unterschiedliche Wissensbestände zurückgreifen.
  • Ganzheitlich Erkenntnisse gewinnen: Komplexe Probleme interdisziplinär und inklusiv angehen und integrative Lösungen entwickeln.

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Weitere Ressourcen

Good-Practice-Sammlung: 

ausführliche Informationen: