Unsere RPTU Story

Auslandsaufenthalt in Deutschland: International auf Augenhöhe lernen

Die RPTU ist ein Magnet für Studierende aus aller Welt. Das liegt nicht nur am begehrten Standort Deutschland, sondern auch an den Bedingungen für internationale Studierende und Promovierende. Dr. Ing. Parya Memar kam 2001 als Doktorandin aus dem Iran nach Deutschland und leitet seit über 16 Jahren das Referat für Internationale Angelegenheiten und die International School for Graduate Studies (ISGS). Die Angebote der ISGS gibt es in dieser Form nur an der RPTU. Im Interview berichtet sie, wie sie internationale Universitätsmitglieder unterstützt und welche Angebote es für deutsche und ausländische Studierende gibt.

„Zu Beginn ihres Auslandsaufenthaltes in Deutschland sind alle internationalen Studierenden, Lehrenden, Forschenden und Beschäftigten zunächst bei uns“, erklärt Memar. Gemeinsam mit ihrem Team betreut sie Fachbereiche, die beispielsweise besondere Programme für Auslandsaufenthalte in Deutschland anbieten, um allen Erfahrungen über Landesgrenzen hinaus zu ermöglichen. Dabei unterstützt das Referat RefIntA bei der Organisation von Auslandsaufenthalten und berät bei finanziellen Angelegenheiten. „Bei der ISGS bemühen wir uns um qualifizierte Talente aus dem Ausland und suchen nach Menschen, die beispielsweise ihren Postdoc in Deutschland machen wollen. Es gibt sehr viele Drittmittelprojekte und Stellenausschreibungen, die mit hochqualifizierten Menschen besetzt werden wollen.“ Diese müssten auch aus dem Ausland kommen, so Memar, denn: „Deutschland kann diesen Fachkräftemangel nicht alleine bewältigen.“ Daher unterstützt die ISGS in Kaiserslautern ca. 3.000 ausländische Studierende bei ihrem Auslandsaufenthalt in Deutschland, in Landau sind es etwa 300.

Die internationale Community als Familie für ihren Auslandsaufenthalt in Deutschland

Die ISGS unterstützt bei einem Auslandsaufenthalt in Deutschland nicht nur bei Formalitäten wie Visa oder Wohnungssuche. Bereits seit 2009 veranstaltet das Referat die internationale Graduiertenfeier, damals noch ausschließlich am Campus Kaiserslautern. Mittlerweile sei die Feier für viele Studierende zu einem echten Highlight geworden, berichtet Memar. „Bei der Feier im Jahr 2023 durften wir etwa 150 Graduierte beglückwünschen. Die Bühne im Audimax in Kaiserslautern war bis auf den letzten Platz besetzt. Zum Vergleich: 2009 waren es gerade einmal neun Graduierte. Das zeigt uns, dass die Community wächst und sich auf die gemeinsame Feier freut.  Die Feier wird zusätzlich live übertragen, damit die Familien und Freunde der frisch gebackenen Absolventinnen und Absolventen zumindest virtuell dabei sein können. Insbesondere die Trennung von ihren Familien macht vielen während ihres Auslandsstudiums zu schaffen. Aus diesem Grund wurde die ISGS Family ins Leben gerufen, die allen internationalen Studierenden, Lehrenden, Forschenden und Beschäftigten der Universität offen steht, die bei der Betreuung dieser Zielgruppe involviert ist. „Wir nennen das ganz bewusst so, weil in dieser Gruppe alle Generationen vertreten sind. Sie soll für sie eine Art Ersatzfamilie während ihres Auslandsaufenthaltes in Deutschland sein“, erklärt Memar.

Schritt für Schritt zum Ziel

Bis zur großen Feier ist es jedoch oftmals ein harter Weg. „Die erste Hürde ist bereits überwunden, wenn sie es für ihren Auslandsaufenthalt überhaupt nach Deutschland geschafft haben“, so Memar. „Die Vorbereitung für die Zeit in Deutschland nimmt teilweise bis zu 18 Monate in Anspruch.“ Manche Interessierte kriegen erst sehr spät einen Visumstermin, andere kämpfen mit der deutschen Bürokratie. „Wenn sie nicht in Deutschland sind, können sie kein Konto eröffnen. Sie können keine Steuer-ID bekommen, weil sie keinen Wohnsitz und keine Adresse haben – und die kriegen sie nicht, weil sie noch kein Konto haben“, schildert Memar exemplarisch. Obwohl aller Anfang schwer ist, versuchen die Mitarbeitenden des Referats diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Dazu kommen oftmals finanzielle Probleme. „Deutschen Studierenden geht es zwar zum Teil nicht anders. Je nach Herkunftsland kommen ausländische Studierende aber mit dem hart ersparten Geld ihrer Familien für ein Auslandsstudium nach Deutschland und wollen deren Hoffnungen nicht enttäuschen“, erklärt Memar. Sie weiß: „Dieser Druck kann sehr belastend sein.“

Angebote zum Austausch während des Auslandstudiums

Wir alle profitieren von einer vielfältigen Gesellschaft, in der sich Menschen über ihre verschiedenen Kulturen austauschen. Daher gibt es an der RPTU den International Club, für den Frau Memars Referat zuständig ist. Hier kommen Universitätsmitglieder zusammen, die aus derselben geographischen Region stammen, um ihre Heimat oder ihr Land vorzustellen. Bei dieser öffentlichen Veranstaltung sind alle willkommen, die andere Kulturen kennenlernen möchten. Idealerweise kommt man mit leerem Magen, denn: Kultur vermittelt sich bekanntlich am besten über die Kulinarik.

Eine der größten Hürden, um sich während eines Auslandsstudiums zurechtzufinden, ist die fremde Sprache in dem Land. „Deutsch kann herausfordernd sein, doch es ist überhaupt nicht schlimm, schlechtes Deutsch zu sprechen“, beruhigt Memar. „Wichtig ist, nicht immer nur auf Englisch zu reden, auch wenn die meisten Deutschen gut Englisch sprechen.“ Um die Sprachkenntnisse zu verbessern, organisiert das RefIntA regelmäßige Tandem-Treffen. Zu Anfang des Semesters sucht man sich auf dem „Sprachenmarkt“ einen Partner, der eine Sprache spricht, die man selbst lernen möchte. Im Gegenzug bringt man dieser Person die eigene Sprache bei. „Wer also Spanisch lernen will und bereits Deutsch kann, könnte dort jemanden treffen, der Deutsch lernen will und Spanisch beibringen kann. Dadurch entstehen Gruppen, die wiederum bilaterale Events organisieren“, berichtet Memar.

Durch Auslandserfahrungen voneinander und miteinander lernen

„Ich weiß, es ist ein Klischee. Aber nahezu alle Internationalen unterschätzen, wie wichtig Pünktlichkeit in Deutschland ist. In vielen ihrer Heimatländer wird das viel lockerer gesehen und die Umstellung fällt bei einem Auslandssemester in Deutschland entsprechend schwer“, lacht Memar. Dennoch sollten auch die Deutschen offen sein, von den ausländischen Universitätsmitgliedern zu lernen: „Ich beobachte, dass die internationalen Promovierenden und Studierenden fast alle ohne eine Form von Sicherheit für einen Auslandsaufenthalt nach Deutschland kommen, zumal die meisten ohne Stipendium kommen. Häufig haben sie alles auf eine Karte gesetzt, ohne überhaupt zu wissen, wie es nach der Zeit in Deutschland weitergeht. Manche wissen auch nicht einmal, ob sie bleiben dürfen und können“, schildert Memar. „Trotzdem kommen sie mit unfassbar viel Hoffnung und Zuversicht, werden oftmals aus eigener Kraft erfolgreich. Für sie ist es ein Traum, hier zu studieren. Dafür strengen sie sich an, sind engagiert und tun alles, um ihre Ziele und Wünsche zu realisieren“. Von dieser Mentalität könnten sich sicher alle eine Scheibe abschneiden.

 

Text: Lena Frohn