Unsere RPTU Story
Kommunikationstalente in Sachen Forschung
Die eigene Forschungsarbeit allgemein verständlich, spannend und unterhaltsam vor einem fachfremden Publikum präsentieren: Diese Möglichkeit bekommen Doktorandinnen und Doktoranden alle zwei Jahre beim Young Researchers Symposium. Die Themenvielfalt ist dabei jedes Mal beeindruckend: So ging es in diesem Jahr um Kunststoffgewinnung aus Abwässern, um die Bedeutung von Zink bei der Entstehung von Krankheiten wie Alzheimer, um neue Perspektiven auf die Stadtplanung – oder um die Analyse von bestimmten Faser-Materialien. Die besten Beiträge in den Kategorien Talk, Poster und Abstract wurden mit Preisen im Gesamtwert von 6.000 Euro prämiert.
Wissenschaft verständlich darstellen – eine Kompetenz, die Nachwuchsforschende im Laufe ihrer weiteren Karriere immer wieder werden gebrauchen können: Sei es, dass man eine breite Öffentlichkeit über ein komplexes Thema informieren möchte – oder Geldgeber für ein eigenes Forschungsprojekt gewinnen will. Da kommt es wie gerufen, dass der TU‑Nachwuchsring an der RPTU und das Leistungszentrum Simulations- und Software-basierte Innovation alle zwei Jahre das Young Researchers Symposium (YRS) organisieren – eine interdisziplinäre Tagung, bei der Kaiserslauterer und Landauer Promovierende in lockerer und angenehmer Atmosphäre ein fachfremdes Publikum für ihr eigenes Forschungsprojekt begeistern.
Nach dem Motto „kurzweilig und fesselnd statt komplizierter Fachjargon“ präsentierten sich auch in diesem Jahr insgesamt 41 Promovierende der RPTU, des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM), des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE), des DFKI (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz), des IVW (Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe), des Max-Planck-Instituts für Softwaresysteme und erstmals auch der Hochschule Kaiserslautern.
Spannend und verständlich: In wenigen Minuten ein komplexes Thema vermitteln
Im Vorfeld konnten interessierte Doktorandinnen und Doktoranden einen Abstract einreichen, also eine kurze schriftliche Zusammenfassung ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Dieser wiederum wurde von einer interdisziplinären Jury begutachtet. Am Wettbewerbstag selbst hatten die Teilnehmenden in der Kategorie „Talk“ dann 15 Minuten Redezeit, um ihr Thema in englischer Sprache zu vermitteln (12 Minuten Redezeit und drei Minuten Diskussion) – wobei die Präsentation mit kleinen Live-Experimenten und auch Videos aufgepeppt werden durfte.
Die Teilnehmenden in der Kategorie „Poster“ bekamen jeweils einen 3-minütigen Posterpitch, die Möglichkeit einer eigenen kleinen Vorstellung also, und eine Poster-Session, in der sie mit Jury und anderen Konferenzteilnehmenden diskutieren konnten. Für die Gesamtbewertung relevant waren die Bewertung der interdisziplinären Jury zum Vortrag bzw. zur Posterpräsentation und darüber hinaus ein Publikumsvoting.
Biologisch abbaubaren Kunststoff aus Industrieabwässern gewinnen
In diesem Jahr besonders gut abgeschnitten haben Cora Laumeyer (1. Platz Vortrag) und Florian Altes (1. Platz Posterpräsentation).
Cora Laumeyer ist seit 2021 Doktorandin am Fachbereich Bauingenieurwesen der RPTU. Sie forscht zur Nutzung von Industrieabwässern zur Herstellung eines biologisch abbaubaren Kunststoffs. Bevor sie an die RPTU kam, hat sie – im Rahmen eines Double Degree Programms – ein Masterstudium der Umweltingenieurwissenschaften an der TU Darmstadt absolviert – und zusätzlich einen M.Sc. in Environmental Engineering and Sustainable Infrastructure an der KTH Stockholm. „Bereits im Studium hatte ich großes Interesse an der Abwasserbehandlung“, berichtet Laumeyer, die in ihrem YRS-Vortrag das Thema ihrer Promotion vorstellte: „Ich erforsche die Herstellung von Biopolymeren, also biologisch abbaubaren und -hergestellten Kunststoffen aus Abwasserströmen.“ Dabei nutzt sie beispielsweise Abfallströme einer Brauerei und wandelt darin enthaltene Bestandteile über einen komplexen mehrschrittigen Prozess in Kunststoff um.
„Der Traum ist, mit diesem Vorgehen nicht nur aus Abfall eine wertvolle Ressource zu generieren, sondern auch einen günstigen Kunststoff herzustellen, der sich unter normalen Umweltbedingungen von selbst zersetzt und somit nicht zur dauerhaften Umweltverschmutzung beiträgt.“ Sie selbst begeistert ganz besonders die Interdisziplinarität dieses Themas – „die Biopolymerherstellung aus Abwasser oder anderweitigen Reststoffen ist sehr aufwendig und vielschichtig, sodass viele Experten beteiligt sein müssen.“
„Das YRS gibt einem die Möglichkeit, Wissenschaftskommunikation in einem geschützten Umfeld zu üben“
Wie hat sie sich der Herausforderung genähert, ihre Forschungsarbeit kurz und allgemein verständlich zu erklären? „Im ersten Moment habe ich die Aufgabe etwas unterschätzt, da ich gerne mehr Erkenntnisse meiner Forschung geteilt hätte. Aber dann habe ich mir vorgestellt, wie ich das Thema jemand gänzlich Unbeteiligten vorstellen würde und erkannt, dass ich am Anfang beginnen muss, um eine Geschichte zu erzählen, die durch Bilder, Emotionen und Animationen lebendig wird.“ Und wie konnte sie das Publikum für sich gewinnen? „Ich habe es einfach genossen, meine Begeisterung für das Thema zu teilen. Wichtig war es mir außerdem, authentisch aufzutreten – und dabei in ganz natürlicher Sprache das Thema zu erklären, als spräche ich mit einer Freundin.“
Die Teilnahme am YRS würde sie in jedem Fall weiterempfehlen: „Alle waren sehr wohlwollend und der Austausch untereinander ungezwungen und aufrichtig interessiert. Das YRS gibt einem die Möglichkeit, Wissenschaftskommunikation in einem geschützten Umfeld zu üben und vielversprechende Kontakte zu knüpfen.“
Wichtig für Biologie und Medizin: Zink in Zellen sichtbar machen
Florian Altes promoviert seit 2023 im Bereich der Anorganischen Chemie. In seiner Forschungsarbeit beschäftige er sich mit Zink. Im Gegensatz zu anderen Spurenelementen, wie etwa Eisen, weiß man über dessen Wirkung im Körper noch nicht ganz so viel. Das liegt vor allem daran, dass es bislang nur wenige Möglichkeiten gibt, Zink im Körper zu untersuchen. Also, wo und wie verteilt es sich – und in welchen Mengen? Florian Altes: „Zink ist für eine Vielzahl von verschiedenen Aufgaben im menschlichen Körper wichtig. Beispielsweise für die Signalweiterleitung im Gehirn, beim Lernen und Erinnern.“ Eine Störung des Zinkhaushaltes könne zu neurodegenerativen Erkrankungen führen – wie der Alzheimer-Krankheit. „Ein wachsendes Problem in einer alternden Gesellschaft“, sagt der Doktorand. Was genau macht er im Rahmen seiner Promotion? „Ich entwickele sogenannte Zinkfluoreszenzsensoren, also Werkzeuge, mit denen man Zink in Zellen untersuchen kann.“ Der Laie könne sich dies wie eine Glühbirne vorstellen, die mit einer Greifzange verbunden ist. Bindet die „Zange“ Zink, so fängt die „Glühbirne“ an zu leuchten. Zink wird auf diese Weise sichtbar. Forschende der Biologie und später auch der Medizin können sich so beispielsweise anschauen, welche Unterschiede hinsichtlich des Zink-Aufkommens zwischen gesunden Nervenzellen und kranken Zellen besteht.
Und wie konnte Florian Altes beim YRS mit seinem Poster punkten? „Beim Poster-Pitch habe ich mir vorgenommen, einfach Spaß beim Vortragen zu haben und meine Begeisterung für das Thema aufs Publikum zu übertragen. Vielleicht hat es auch geholfen, den ein oder anderen Witz zu machen, und dass keine Fachchemie auf der Folie zu sehen war.“ Bei der Poster-Session nutzte er außerdem leuchtende Proben aus dem Labor, „ich denke mal, jeder mag Farben, die leuchten“.
Die Teilnahme am YRS würde er in jedem Fall weiterempfehlen: „Wissenschaftliche Themen verständlich zu vermitteln wird in der heutigen Gesellschaft immer wichtiger. Das Symposium biete die perfekte Möglichkeit, genau das zu üben.“
Beeindruckende Vielfalt an Forschungsthemen
Die gesamte Veranstaltung bot dem Publikum auch in diesem Jahr wieder eine eindrucksvolle Themenvielfalt: Prämiert wurden so auch die Beiträge von Nesrin Dilmen (2. Platz, Best Talk) mit einem Vortrag zu biologisch inspirierten Kupferkatalysatoren, Arvid Kraus (2. Platz, Best Poster), der über Mischverfahren in der Prozessindustrie berichtete, Stephanie Rommel (3. Platz, Best Talk) mit einem Vortrag über die Früherkennung von Parkinson und Maximilian Eckrich (3. Platz, Best Poster), der Topologie-Optimierung am Beispiel des Teufelstischs erklärte.
Preis für den besten Abstract
Erstmals in diesem Jahr wurde zudem der beste Abstract prämiert: Die Auszeichnung teilen sich Corinna Schittenhelm und das Duo Aiswarya Nair und Alex Keilmann, die von den Gutachtenden punktgleich bewertet wurden.
Corinna Schittenhelm arbeitet am Lehrstuhl Stadtplanung der RPTU: „In meiner Forschung geht es darum, untergenutze Flächen in Stadtquartieren effizienter zu bewirtschaften und verschiedene Nutzungen ins Quartier zu bringen.“ Ziel sei es, die örtlichen Angebote für Bürgerinnen und Bürger zu erhalten oder zu verbessern – „und dabei Ressourcen besser einzusetzen“. Über das YRS sagt sie: „Ich war beeindruckt von dem Niveau der Präsentationen und der Pitches. Die Themenvielfalt erlaubt Einblicke in viele andere Forschungsfelder, die ansonsten nicht in dem Umfang möglich sind. Auch die Möglichkeit, in den Pausen ins Gespräch zu kommen, war super. Zusätzlich hat es mich total motiviert, die anderen Teilnehmenden dabei zu sehen, wie begeistert sie über ihre Forschung berichten.“
Aiswarya Nair ist seit Dezember 2022 Doktorandin am Fraunhofer ITWM in der Abteilung Bildverarbeitung und an der RPTU in der AG Statistik. Alex Keilmann promoviert in der AG Statistik – und erklärt: „In unserer Forschungsarbeit geht es darum, Materialien zu analysieren und zu modellieren, die sich aus Fasern zusammen setzen. Hauptsächlich arbeiten wir mit Dämmstoffen, die aus Holzfasern bestehen und Häuser isolieren sollen.“ Gemeinsam mit anderen Forschenden und Partnerinnen und Partnern aus der Industrie wollen die beiden eben jene Dämmstoffe optimieren. „Unsere Forschungsarbeit ist aber so allgemein, dass sie auch für andere Materialien Anwendung findet, also beispielsweise für Verbundstoffe in der Automobilbranche oder für Filze in der Medizin.“
Das große Ganze der eigenen Arbeit sehen
Einen allgemein verständlichen Abstract zu formulieren – das empfanden Aiswarya Nair und Alex Keilmann als durchaus herausfordernd: „Dadurch, dass wir zu zweit am gleichen Projekt, aber an unterschiedlichen Forschungsthemen arbeiten, konnten wir uns gut Feedback geben, wie verständlich unser Text für andere ist.“
Die Teilnahme am YRS würden beide definitiv weiterempfehlen: „Zum einen half die Vorbereitung, das große Ganze unserer Arbeit zu sehen. Im Alltag redet man doch häufig mit Expertinnen und Experten aus dem eigenen Fachgebiet und entwickelt ein gewisses Tunneldenken.“ Zum anderen sei darüber hinaus der Austausch mit den weiteren Nachwuchsforschenden sehr bereichernd gewesen.
Wissenschaftskommunikation im geschützten Umfeld üben – und dabei gleich mehrfach für den weiteren Werdegang punkten: Genau das können Doktorandinnen und Doktoranden auch in zwei Jahren wieder beim Young Researchers Symposium.