Unsere RPTU Story
Leistungssport und Studium: von den Olympischen Spielen in den Hörsaal
Oleg Zernikel ist erfolgreicher Stabhochspringer, Sportsoldat bei der Bundeswehr und Bachelorstudent der Umweltwissenschaften an der RPTU in Landau. In dieser RPTU Story erzählt er, wie er seine Leidenschaft für den Leistungssport entdeckt hat und warum er trotz vollem Terminkalender und Sportkarriere an seinem Studium festhält.
Als ich die Medaille bei der Leichtathletik-EM 2024 in Rom überreicht bekam, konnte ich es kaum glauben. In meinen 15 Jahren im Leistungssport habe ich schon viele Wettkämpfe erlebt. Dabei ist jeder Wettkampf anders. Es kann alles passieren. Es gibt Höhen sowie Tiefen und ich weiß nie was kommt. Umso stolzer war ich, als ich realisiert habe, dass ich dieses Mal beim Stabhochsprung Bronze erreicht habe. Meine zweite internationale Medaille. Danach standen auch schon die Olympischen Spiele 2024 in Paris an. Bis ins Finale habe ich es geschafft, eine unglaubliche Erfahrung. Mein nächstes Ziel: die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles.
Alles auf Anfang: Startschuss für den Leistungssport
Rückblickend hätte ich nie gedacht, dass ich heute da stehe, wo ich jetzt bin. Mein Vater – selbst Sportler, wenn auch nicht im Leistungssport – hat mich zur Leichtathletik ermutigt. 13 Jahre alt war ich damals. Erst Jahre zuvor war ich mit meiner Familie von Kasachstan nach Deutschland ausgewandert. Dort war die Lebensqualität schlechter und das Land von Korruption geprägt. Wir wussten, dass es uns woanders besser gehen würde. Und bei unserer Ankunft in der Flüchtlingsunterkunft in Deutschland haben wir das auch so erlebt. Wir fühlten uns sicher und gut aufgehoben. Doch ohne Freunde und meine gewohnte Umgebung fühlte ich mich anfangs einsam. Es war eine Zeit in meinem Leben, in der ich nach Anerkennung und Anschluss suchte.
Mit diesem Gefühlschaos stand ich in Deutschland neben meiner Leichtathletik-Trainerin. Leichtathletik hatte mir schon in Kasachstan Spaß gemacht, aber zu meiner Überraschung entdeckte ich bald meine Leidenschaft für den Sport. Meine Trainerin merkte schnell, dass noch mehr in mir steckt. Sie schlug mir vor, mich mit ihrem Trainerkollegen auszutauschen und Stabhochsprung auszuprobieren. Damit begann mein Weg in den Leistungssport. Es folgten Wettkämpfe, Meisterschaften und die ersten Erfolge. Es fühlte sich gut an.
Mit Motivation für den Leistungssport und Plan B im Gepäck zum Erfolg
Nach einer Verletzung am Fuß riet mit der behandelnde Arzt 2011, mit dem Leistungssport aufzuhören. Für mich kam das nicht in Frage – zum Glück! Nur drei Jahre später habe ich bei den U20-Weltmeisterschaften 2014 in Eugene (USA) meine erste internationale Medaille gewonnen. Und dank der Motivation meiner Familie und meines Stabhochsprungtrainers konnte ich mich für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio qualifizieren.
Mittlerweile kann ich durch Sponsoring-Verträge vom Leistungssport leben und auch durch meine Tätigkeit als Sportsoldat bei der Bundeswehr. Nach meiner Grundausbildung bin ich zunächst mit dem Dienstgrad Schütze eingestiegen. Inzwischen bin ich Unteroffizier und vertrete die Bundeswehr bei sportlichen Wettkämpfen. Diese finanzielle Sicherheit schätze ich besonders, nachdem meine Familie und ich nach Deutschland ausgewandert waren und wir zeitweise auch finanzielle Schwierigkeiten hatten. Deshalb war es mir wichtig, neben dem Leistungssport auch einen Plan B für meine Zukunft zu haben. Entweder mit einer Karriere bei der Bundeswehr oder in den Umweltwissenschaften.
Leistungssport und Studium: Umweltwissenschaften aus Überzeugung
Ich habe mich schon immer für die Wissenschaft, Mathematik, Physik und Biologie interessiert und lese privat Bücher darüber. Deshalb studiere ich Umweltwissenschaften. Ich finde, der Studiengang vereint alle meine Interessen, ist zukunftsweisend und für unsere Welt sehr relevant. Außerdem hat ein Trainingskollege auch Umweltwissenschaften an der RPTU in Landau studiert und sprach nur Gutes darüber.
Ich möchte unbedingt einen Studienabschluss haben. Aber es ist für mich nicht einfach, das ständige Reisen, den Leistungssport, die Bundeswehr und das Studium unter einen Hut zu bringen. Vor allem, wenn wichtige Termine wie Klausurenphase und Wettkämpfe fast zeitgleich stattfinden. Durch den Leistungssport bin ich es gewohnt, meine Ziele diszipliniert anzugehen und ich habe gelernt, mit Druck umzugehen. So kann ich alles gut jonglieren. Und an der RPTU habe ich die Freiheiten, das Studium so zu gestalten, dass es passt.
Deshalb kann ich trotz allem Stress mit dem Leistungssport allen, die über ein Studium nachdenken, mit auf den Weg geben: Macht es wie ich und studiert das, was euch wirklich interessiert. Verliert euer Ziel nie aus den Augen und findet etwas, was euch Spaß macht. Dann bleibt auch in harten Zeiten die Motivation, dranzubleiben.
Text: Lisa Buu