Unsere RPTU Story

Vom Auslandssemester zum Volontariat: Wie eins zum anderen kommen kann

Foto: privat

Kristina Martin ist frisch gebackene Absolventin der RPTU. Die schon immer arbeitsfreudige Studentin hat ein ereignisreiches Jahr 2023 hinter sich. An dessen Anfang steht ein Auslandssemester in den USA, welches sie über Umwege zu ihrer Volontariats-Stelle in einer Kreativagentur führte, die sie nun mit dem Bachelor Sozial- und Kommunikationswissenschaften in der Tasche antritt. Über ihre Zeit in den USA und wie diese sie letztendlich bei der Berufswahl unterstützt hat, hat sie unserer Campus-Reporterin Lena Frohn erzählt.

Wie kamst du auf die Idee, ein Auslandssemester zu machen?

Wie vieles in den vergangenen anderthalb Jahren hat sich das durch einen praktischen Zufall ergeben (lacht)… Mein Freund hatte ein Fußball-Stipendium in den USA bekommen, wodurch ich anfing, mich ebenfalls über Auslandsaufenthalte zu informieren. Damals war ich noch im dritten Semester hier in Landau, der perfekte Zeitpunkt für einen Tapetenwechsel also. Vom Sommer 2022 bis zum Anfang 2023 habe ich deshalb am Rhodes College in Tennessee mein Studium weitergeführt.

Konntest du den Studienverlaufsplan in den USA regulär einhalten?

Das war ein großes Thema für mich. Ich habe versucht, die deutschen Kurse so gut es ging durch die amerikanischen Pendants zu ersetzen, aber die Bildungssysteme sind sehr unterschiedlich. Mir war es dennoch wichtig, im Auslandssemester mit dem Studium voranzukommen. Deshalb musste ich zu den Dozierenden in Deutschland gehen und sie bitten, mir die in den USA besuchten Veranstaltungen in Deutschland anzurechnen. Manchmal hatte ich etwas Bammel, sie danach zu fragen, aber letztendlich bin ich immer auf offene Ohren gestoßen.

Wie unterschied sich dein Leben in Memphis von dem in Landau?

Ursprünglich komme ich aus einer sehr behüteten Gegend in Deutschland. Memphis liegt im Süden der USA, was auf jeden Fall in der Atmosphäre spürbar ist. Trotzdem empfinde ich viele Klischees, die es über diese Gegend gibt, als übertrieben. Ja, es tragen alle gut sichtbar Waffen dort, aber daran gewöhnt man sich, um ehrlich zu sein. Ich fand den Kontrast zwischen Arm und Reich einen viel stärkeren Kulturschock. Memphis ist von dieser Ungleichheit besonders betroffen. Dieser Gegensatz wurde dadurch verstärkt, dass das Rhodes College ein privates ist. Dort findet das ganze Leben auf dem Campus statt, der abgeriegelt und sicherheitsüberwacht ist. Von Wohnheimen und Supermärkten bin hin zu Clubs, Cafés und einem Pool gibt es alles auf dem Gelände. Während ich dort war, wurde sogar ein Golfplatz gebaut. Immer, wenn wir in die Stadt gegangen sind, war es, als würden wir eine andere Welt betreten …

Und wie unterscheidet sich das Studentenleben?

Ich habe das Studium als wesentlich zeitaufwendiger empfunden. Ich hatte nur drei Kurse im Semester, diese aber drei bis viermal in der Woche. Zusätzlich musste ich zu jeder Stunde Essays abgeben, die korrigiert und benotet wurden. Das führt dazu, dass man sich sehr intensiv mit den Themen auseinandersetzt, was mir gut gefallen hat.

Hattest du trotzdem genug Freizeit?

Ja, auf jeden Fall. Mein Leben in den USA war sehr unbeschwert. Ich war auf allen möglichen Partys von Studentenverbindungen und habe Ausflüge in benachbarte Städte gemacht. Ein bisschen habe ich mich gefühlt wie bei High School Musical, weil ich weder Verantwortung noch ernsthafte Termine hatte. Das Bildungsniveau in den USA ist allerdings deutlich geringer, weshalb ich mich stellenweise unterfordert gefühlt habe.

Und dennoch war der zeitliche Aufwand für das Studium hoch? Wie passt das zusammen?

Das System geht viel mehr auf das einzelne Individuum ein. In den Klassen gibt es maximal 20 Leute und keinen Frontalunterricht. Stattdessen saßen wir im Kreis und sprachen über die gelesene Literatur. Das Verrückte dabei ist, dass sich tatsächlich jede Person einbringt. In dem Kurs „Politische Philosophie“ hat mich diese Arbeitsweise zum Beispiel extrem gefordert, weil all die komplexen Gedanken, die ich gehört und gelesen habe, auch noch auf einer anderen Sprache waren. Was ich selbst dachte, kam auf Deutsch dazu. Zu Anfang habe ich mir damit sehr schwergetan und musste den Dozenten erklären, dass Englisch nicht meine erste Sprache ist. Am Ende war das kein Problem mehr für mich.

Wie ging es nach dem Auslandssemester für dich weiter?

Ich bin nach dem Auslandssemester wieder in meine Heimatstadt Mainz gezogen. Weil ich die vier Monate bis zum Semesterstart in Landau nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte, habe ich mich entschieden, dort zwei Praktika zu machen. Zuerst war ich fünf Wochen beim ZDF, genauer gesagt bei der Kulturzeit von 3sat. Direkt im Anschluss hat es mich für zwei Monate zum SWR gezogen. Daraus hat sich dann wiederum ein Job als studentische redaktionelle Aushilfe ergeben. Von da an bin ich als studentische Aushilfe in der Redaktion „Regionale Unterhaltung und filmische Formate“ angestellt gewesen.

Was genau hast du in deinen Praktika gemacht?

Bei 3sat durfte ich die Kulturtipps übernehmen, was Spaß gemacht hat. Ich konnte selbstständig entscheiden, welches Video- und Tonmaterial wir verwenden und selbst texten. Da ich ein großer Fan der Sendung bin, war dieser Einblick besonders spannend. Beim SWR durfte ich nicht nur texten, sondern auch den Dreh vorbereiten und im Schnitt sitzen. Da zum Praktikum ein paar Hospitanzen gehörten, bekam ich auch einen kleinen Einblick in Online-Redaktionen oder die Distribution der ZDF-Mediathek.

Wie hat dir dieser Zeitraum bei deiner Berufswahl geholfen? 

Obwohl die Arbeit mir viel Spaß gemacht hat, will ich langfristig weder vor noch hinter der Kamera stehen. Die Kombination aus Text, Ton und Bild macht mir trotzdem große Freude, sodass ich anfing, mich ernsthaft für Unternehmenskommunikation zu interessieren. Mit den zwei Praktika beim Fernsehen wollte ich eigentlich nur testen, ob ich mich im Rundfunk wohlfühle. Ich habe aber gemerkt, dass ich dort nicht so kreativ sein kann, wie ich es gerne wäre. Die Inhalte orientieren sich relativ stark an den Rezipienten und den Einschaltquoten. Jetzt habe ich eine Volontariats-Stelle bei einer Kreativagentur, die Inhalte für interne und externe Unternehmenskommunikation produziert.

Da hast du eine ordentliche Kettenreaktion hinter dir. Glaubst du, dein Plan würde ähnlich aussehen, wenn du das Auslandssemester nicht gemacht hättest?

Zeit im Ausland zu verbringen, war ein großer Traum von mir. Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich zwar mit Sicherheit keine sieben Semester studiert, hätte aber auch die Praktika nicht gemacht und dadurch hätten sich die Jobs nicht ergeben. Dadurch, dass einige Veranstaltungen nur einmal im Jahr angeboten werden, hat sich mein Studienverlaufsplan etwas umsortiert, sodass ich nun die Regelstudienzeit überschritten habe. Mein Lebenslauf wäre allerdings wesentlich leerer gewesen. Für mich hat sich das Auslandssemester daher auf alle Fälle gelohnt.

Die RPTU ermöglicht Auslandsaufenthalte an mehreren US-amerikanischen Universitäten und vielen weiteren auf der ganzen Welt. In der Regel muss man sich auf Auslandssemester bewerben und mindestens im dritten Fachsemester eingeschrieben sein. Hilfe bei der Planung, Finanzierung und Durchführung findest du beim Referat für Internationale Angelegenheiten.


Text: Lena Frohn

Foto: privat