Unsere RPTU Story

Vom Mehrwert, vor einer Klasse zu stehen

Schülerinnen und Schüler verschiedener Altersgruppen reagieren ganz unterschiedlich auf ein Gesundheitsthema – nur eine Erkenntnis, die Lehramtsstudentin Anna Schmidt aus der Unterrichtspraxis an einem Mainzer Gymnasium mitnimmt. Was es mit der dahinter stehenden Aktion „Hacking School“ auf sich hat – und wie sie sich auf die Lehr-Erfahrung vorbereiten konnte, schildert sie hier. 

Unterricht vorbereiten, Praxiserfahrung sammeln und die Interaktion mit Schülerinnen und Schülern erleben – genau das konnten Lehramtsstudierende im Herbst 2024: „Hacking School“ hieß die dahinter stehende Aktion, die über drei Tage hinweg am Frauenlob-Gymnasium in Mainz stattfand und von der RPTU koordiniert wurde. Unter dem Aspekt „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ gestalteten die Lehramtsstudierenden verschiedene Workshops für die Klassenstufen fünf bis zwölf – insgesamt 250 Doppelstunden konnten so angeboten werden. Es ging beispielsweise um Politik, Programmieraufgaben und das Aneignen von Gesundheitskompetenzen.

Unterrichtsthema: Handy-Nutzung und die gesundheitlichen Folgen 

Als angehende Lehrerin mit von der Partie: Anna Schmidt. Sie studiert an der RPTU im dritten Master-Semester die Fächer Gesundheit und Geografie auf Lehramt – und berichtet: „Auf das Unterrichten haben wir uns an der Uni im Rahmen eines Seminars vorbereitet.“ Inhaltlich standen dabei verschiedene Unterrichtsthemen zur Auswahl: „Gemeinsam mit einer Freundin habe ich mich für das Thema Handy-Nutzung entschieden. Dafür haben wir im Vorfeld vor allem viel Literatur durchgearbeitet.“ Themen ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen seien beispielsweise das Bauen von Hochbeeten gewesen oder auch die berufliche Ausbildung, erinnert sie sich. 

Und wie lief ihr Unterricht rund um den Aspekt Handy-Nutzung am Frauenlob-Gymnasium ab? „Zu zweit haben wir 1,5 Stunden Workshop-Unterricht jeweils in den Klassen fünf bis neun gehalten. Im Prinzip also fünfmal das Gleiche.“ Etwa 20 bis 25 Schülerinnen und Schüler seien in einer Klasse gewesen. Aufgebaut haben sie die 1,5 Stunden nach den Fachdidaktik-Vorgaben des Fachs Gesundheit – „zusätzlich haben wir aber auch etwas improvisiert“, erzählt Anna Schmidt: „Unser Workshop begann mit einer Einführung, anschließend sollten die Schülerinnen und Schüler selbst etwas erarbeiten. Und zum Schluss gab es eine Reflexion.“ So konnten die Schülerinnen und Schüler zunächst einordnen, wie oft am Tag sie ein Handy nutzen. Oder welche Apps sie verwenden. „Dann haben wir sie Plakate anfertigen lassen, entweder zum Thema gesundheitliche Folgen von Handy-Nutzung oder auch zu der Frage, welche Regeln für die Handy-Nutzung sinnvoll wären.“ 

In Kleingruppen haben sich die Schülerinnen und Schüler diesen Teilaspekten gewidmet. Bei den gesundheitlichen Folgen wurde beispielsweise thematisiert, dass ein zu langes Beschäftigen mit dem Handy zu Nackenbeschwerden führen kann – oder auch, dass das lange Sitzen nicht gut ist. „Und auch der Blauanteil im Licht des Displays kann gesundheitliche Folgen mit sich bringen“, schildert Anna Schmidt. Bei dem Erarbeiten von Regeln ging es wiederum um die Frage, wie sich der Handy-Konsum drosseln lässt – und welche Apps möglicherweise sinnvoller sind als andere: „Wir haben festgestellt, dass vor allem Kinder aus den jüngeren Klassen bereits Lern-Apps nutzen.“ 

Bei der finalen Reflexion hatte Anna Schmidt den Eindruck, dass die Schülerinnen und Schüler einen Mehrwert mitnehmen, dass sie sich mit dem Thema Handy-Nutzung nun kritischer auseinandersetzen werden. „Insgesamt waren aber vor allem die jüngeren Schülerinnen und Schüler offener für das Thema. Das war tatsächlich etwas, was mich sehr überrascht hat. Die Jüngeren haben mehr mitgearbeitet und sich auch mehr Gedanken gemacht.“ 

„Es ist hilfreich, vor einer Klasse zu stehen“

Und was nimmt sie als angehende Lehrerin außerdem mit? Was ist ihr Fazit? „Das Ganze hat für mich einen hohen Mehrwert. Es ist hilfreich, vor einer Klasse zu stehen und so Praxiserfahrung sammeln zu dürfen.“ Man verliere auf diese Weise Berührungsängste. „Inhaltlich konnten wir allerdings nicht alles umsetzen, was wir uns eigentlich für den Unterricht vorgenommen hatten“ – auch das eine Erkenntnis, die der Kontakt zum Schulalltag hervorbringen kann.

Noch zwei Semester Studium hat Anna Schmidt vor sich. Da sie später in einer Berufsschule tätig werden möchte, muss sie noch ein neunmonatiges Praktikum absolvieren. Spätestens Anfang des Jahres 2026 steht dann das Referendariat an. Dieses würde sie am liebsten in der Nähe von Kaiserslautern absolvieren – denn sie sei sehr heimatverbunden. „Ich komme aus Ilbesheim bei Kirchheimbolanden.“ 

Übrigens: Über 80 Studierende und wissenschaftliche Mitarbeitende engagierten sich als Workshopleitende bei „Hacking School“. Beteiligt waren neben der RPTU auch die Pädagogische Hochschule Freiburg, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die Universität Stuttgart und die Universität Trier. 

Die Idee zu Hacking School ist aus Gesprächen von Mandy Schiefner-Rohs, Professorin für Pädagogik mit Schwerpunkt Schulpädagogik an der RPTU, und dem Schulleiter des Frauenlob-Gymnasiums Stefan Moos entstanden. Die „echten“ Lehrerinnen und Lehrer des Mainzer Gymnasiums konnten die für sie frei gewordenen Zeiträume derweil für die Schul- und Unterrichtsentwicklung nutzen. Eine Win-win-Situation – für die Schule und die Studierenden.