Tiere in Forschung (und Lehre)

Tierexperimentelle Forschung

An der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) werden Studien mit verschiedenen Tierarten – von Ameisen bis hin zu Mäusen – durchgeführt, um grundlegende biologische Fragen zu klären. Insbesondere in der biomedizinischen Forschung und bei ökologischen Untersuchungen an der RPTU sind Tierversuche manchmal unverzichtbar. Komplexe Vorgänge im lebenden Organismus, die auf das Zusammenspiel verschiedener Zelltypen zurückzuführen sind, können nur am lebenden Tier erforscht werden. Prozesse wie das Hören, das Speichern von Erinnerungen oder krankheitsbedingte Phänomene, wie epileptische Anfälle, lassen sich bisher nicht in Zellkulturen oder Mini-Organen simulieren. Doch genau diese Forschung bildet die Grundlage, um zukünftig therapeutisch eingreifen zu können. Die tierversuchsbasierte Grundlagenforschung schafft damit das Fundament für biomedizinischen Fortschritt. Auch in ökologischen Studien sind Tierversuche oft notwendig, um die komplexen Wechselwirkungen in Ökosystemen und zwischen verschiedenen Arten zu verstehen. Tiere müssen beispielsweise markiert werden, um ihre Bewegungen in der Natur verfolgen zu können. Nur so lassen sich die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Klimawandel oder neuen Arten auf die Ökosysteme erfassen. Dies ist entscheidend, um die Artenvielfalt und das ökologische Gleichgewicht auf der Erde zu bewahren. Zudem spielt die Wiederansiedlung seltener Arten eine wichtige Rolle, um sie in ihrer natürlichen Umgebung zu erhalten.

Aus diesen Gründen erachten wir den Umgang mit Tieren nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre, insbesondere in Studiengängen im Bereich der Biomedizin, als äußerst wichtig. Zum einen wird ein professioneller Umgang mit Tieren vermittelt, der darauf abzielt, Stress und Schmerzen für die Tiere zu minimieren. Zum anderen werden ethische Aspekte umfassend thematisiert. Dabei geht es nicht nur um die Verantwortung im praktischen Umgang mit Tieren, sondern auch um die Abwägung der moralischen Vertretbarkeit von Tierversuchen. Studierende sollen ein Bewusstsein für die ethischen Herausforderungen entwickeln und lernen, wie man wissenschaftliche Notwendigkeiten mit dem Tierschutz in Einklang bringt. Diese Diskussionen fördern ein fundiertes Verständnis der ethischen Grenzen und der gesellschaftlichen Verantwortung in der Forschung.

Die RPTU nimmt die Diskussion um Tierschutz und Tierversuche sehr ernst. Neben der strikten Einhaltung des gesetzlich verankerten Tierschutzes versuchen wir im Sinne des sogenannten 3R-Prinzips – Replace, Reduce, Refine – zu handeln (weitere Informationen zum 3R Prinzip lassen sich hier finden. Ziel ist es hierbei, Tierversuche wenn möglich vollständig zu vermeiden (Replacement) und die Zahl der Versuchstiere (Reduction) und deren Belastung (Refinement) auf das unerlässliche Maß zu beschränken. Bei den verwendeten Säugetieren wird die Notwendigkeit der jeweiligen Tierversuche in den behördlichen Genehmigungsverfahren detailliert dargelegt, und nur behördlich genehmigte Tierversuche werden an der RPTU durchgeführt (eine umfassende Beschreibung des Genehmigungsprozesses lässt sich hier finden).

Alle tierexperimentell arbeitenden Forscher:innen an der RPTU sind sich ihrer Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Versuchstiere bewusst und werden in ihrem Bestreben, ihren Versuchstieren optimale Haltungsbedingungen zu geben und Belastungen für die Tiere zu minimieren, von kompetenten Tierschutzbeauftragten und dem Tierschutz-Ausschuss der RPTU unterstützt.

Welche 3R Maßnahmen werden an der RPTU bereits genutzt?

Replacement

Wo immer möglich, werden Tierversuche durch alternative Methoden ersetzt, beispielsweise durch Gewebe- und Zellkulturmodelle. Hierbei setzen wir beispielsweise auch humane Stammzellen ein, die in der Zellkultur zu Nervenzellen ausdifferenziert werden können. Weiterhin nutzen wir an der RPTU für viele neurobiologische Fragestellungen zu grundlegenden Mechanismen und Verhaltensweisen möglichst einfache Organismen, um so Schmerz und Leiden komplexerer Tiere zu verhindern. In dem Kontext wird beispielsweise die Fruchtfliege genutzt.  Es ist jedoch nicht möglich, alle aufkommenden Fragestellungen durch solche alternativen Methoden zu erforschen.

 

Refinement

In der Forschung wird großer Wert daraufgelegt, dass die Tiere, die in Versuchen eingesetzt werden, möglichst gut gehalten werden. Für die Haltung von Versuchstieren, wie Mäusen, gelten strenge gesetzliche Vorgaben und ethische Richtlinien, die sicherstellen sollen, dass das Wohl der Tiere umfassend berücksichtigt wird. Dazu gehören regelmäßige Kontrollen der Haltungseinrichtungen, artgerechte Unterbringung, klimatisierte Räume, sowie der stetige Zugang zu Futter und Wasser. Die Käfige müssen den Tieren ausreichend Platz und Beschäftigung bieten, um ihr natürliches Verhalten so gut wie möglich zu unterstützen. Zusätzlich arbeiten Tierschutzbeauftragte und Veterinäre eng mit den Forschern und Forscherinnen zusammen, um sicherzustellen, dass unnötiges Leiden vermieden wird. 

Wenn Schmerzen unvermeidbar sind, müssen entsprechende Versuche durch das Landesuntersuchungsamt und durch eine unabhängige Ethikkommission bewertet werden. Die Versuche dürfen dann erst nach Genehmigung durch die Behörde gestartet werden. Hierbei wird darauf geachtet, dass Schmerzen bei den Tieren minimiert werden und eine ethische Abwägung zwischen Belastung für die Tiere und Notwendigkeit des Versuchs vorgenommen wird. Schmerzmittel oder andere Maßnahmen wie z.B. Narkosemittel werden verwendet, um die Belastung für die Tiere zu minimieren. Hierbei gibt es strikte Vorschriften, welche Medikamente verwendet werden dürfen und wie sie eingesetzt werden müssen. Außerdem werden als Teil jedes Tierversuches Kriterien definiert, die festlegen, wann und wie ein Tier aus einem Experiment genommen werden muss, um zu schwerwiegendes Leid zu verhindern.

Reduction

Die Zahl der Versuchstiere wird auf das erforderliche Minimum beschränkt. Dies gelingt durch ein durchdachtes Versuchsdesign sowie methodische und statistische Verbesserungen. Tiermodelle werden auf Basis bestehender Erfahrungen gezielt ausgewählt. Eine zentrale Dokumentation der Versuchsergebnisse und eine enge Abstimmung unter den Forschenden helfen, doppelte Experimente zu vermeiden.