Erste Fachkonferenz zu Smart City setzt neue Maßstäbe
Am 13. und 14. Juni 2024 fand am Fraunhofer IESE in Kaiserslautern die erste Fachkonferenz "Interdisziplinäre Perspektiven auf die Smart City" (IPSC) statt. Die Veranstaltung brachte über 100 Expertinnen und Experten aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zusammen, um sich über die neuesten Forschungsergebnisse und Entwicklungen im Bereich Smart City auszutauschen. Als erste wissenschaftliche Konferenz im deutschsprachigen Raum, die interdisziplinär unterschiedliche Perspektiven der Smart City und Smart Region beleuchtete, setzte sie neue Maßstäbe in der Wissenschaftscommunity. Die Partner und Veranstalter der Konferenz waren die Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU), das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE und das herzlich digitale Team der Stadt Kaiserslautern.
Die IPSC-Konferenz ermöglichte einen umfassenden, fachübergreifenden Dialog zwischen Akademikern und Praktikern aus dem Smart-City-Bereich und kommunalen Verwaltungen. Teilnehmende aus den Bereichen Informatik, Stadt- und Raumwissenschaften, Architektur, Sozial- und Geisteswissenschaften, Umweltwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften sowie vielen weiteren verwandten Disziplinen waren vor Ort vertreten. Die 50 Beiträge der Forschenden in Form von Vorträgen und Workshops zeigten das große Interesse an der neuen Konferenz.
Die Idee zur IPSC entstand aus der klaren Notwendigkeit, eine interdisziplinäre wissenschaftliche Plattform zu schaffen, die sich zentral und umfassend mit den Themen Smart City und Smart Region auseinandersetzt. Alle Konferenzpartner teilten diese Vision. Im deutschsprachigen Raum fehlte bislang eine solche fokussierte Fachkonferenz. „Wir sind fest davon überzeugt, dass es eine gute und wichtige Entscheidung war, diese einzigartige Konferenz ins Leben zu rufen“, erklärt Dr. Matthias Berg, Abteilungsleiter Smart City Design am Fraunhofer IESE sowie Initiator und Organisator der IPSC-Konferenz seitens des IESE.
Vielfältige Perspektiven auf Smart City und Smart Region
Die Partner gaben auf der Konferenz einen breiten Einblick über ihre Arbeit im Bereich Smart City und Smart Region:
Das SmartCity Living Lab (SCLL) des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) am Standort Kaiserslautern legt seinen Schwerpunkt auf die Erforschung und Erprobung datengestützter Ansätze, um zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung beizutragen. Dies wird im Rahmen der IPSC etwa durch Beiträge zur Modellierung urbaner Komplexität, der Klassifizierung von Entscheidungsunterstützungssystemen sowie der Anwendung von Climate Twins für bessere Klimaresilienz diskutiert.
Das Fraunhofer IESE präsentierte verschiedene Schwerpunkte, wie smarte Mobilitätslösungen für ländliche Gebiete, intelligente Stadtentwicklung für die Bedürfnisse der Babyboomer, Konzepte für Smart-City-Ökosystemen und die Digitalisierung von ländlichen Kommunen anhand der »Digitalen Dörfer«. Diese Themen verdeutlichten die Vielfalt der Forschung des Fraunhofer IESE, die technische und soziale Aspekte adressiert sowie Lösungen für städtische und ländliche Herausforderungen bietet.
„Die Konferenz hat unsere Wahrnehmung in der Fachcommunity gestärkt, die Sichtbarkeit unserer Arbeit erhöht und das breite Spektrum unserer Forschungsaktivitäten gezeigt. Sie hat es uns ermöglicht, bestehende Kontakte zu pflegen und auch neue zu knüpfen. So konnten wir uns als wichtiger Akteur im Bereich Smart City und Smart Region positionieren, aber haben auch neue Impulse für unsere zukünftige Forschung erhalten“, ergänzt Dr. Matthias Berg.
Blick auf Digitalisierung und Babyboomer
Die RPTU gestaltete insbesondere den Schwerpunkt »Ageing Smart«. »Ageing Smart ist ein von der Carl-Zeiss-Stiftung gefördertes Forschungsvorhaben im Spannungsfeld von demographischem Wandel und Digitalisierung, bei dem Raumwissenschaften, Informatik und Mathematik eng zusammenarbeiten«, erklärt Annette Spellerberg, Professorin für Stadt- und Regionalsoziologie an der RPTU und Sprecherin des Projekts. „Ziel ist es, Kommunen im Hinblick auf den Übergang der besonders geburtenstarken Babyboomer in den Ruhestand bei der nachhaltigen Gestaltung von Räumen zu unterstützen – mit Hilfe eines neuartigen Entscheidungsunterstützungssystems.“
Entsprechend erfuhren die Teilnehmenden, wie es im Kontext des sozialen Wandels und der fortschreitenden Digitalisierung um die digitale Teilhabe der Babyboomer in ländlichen, suburbanen und urbanen Siedlungsräumen bestellt ist. Die RPTU präsentierte zudem einen Ansatz, um die Erreichbarkeit von Interessenpunkten greifbar zu machen: Die Grundlage bildet mathematischen Modellierung, mit deren Hilfe sich die intermodal (verschiedene und bevorzugt nachhaltige Verkehrsmittel integrierend) kürzesten Routen ermitteln lassen. Damit sind intermodale Erreichbarkeitsanalysen verschiedener öffentlicher Einrichtungen auf realen Straßennetzwerken möglich. Im Mittelpunkt stand ebenso, wie sich planerische Entscheidungen in Städten und Kommunen mithilfe von raumbezogenen Daten vereinfachen lassen, insbesondere im Bereich der Gesundheitsversorgung.
Weiteres Thema war ein Vorschlag zur Klassifizierung von Entscheidungsunterstützungssystemen in der Raumplanung, um den Weg zu ebnen für eine solide Transformation zu smarteren Städten. Nicht zuletzt zeigte ein RPTU-Forschungsteam auf, wie sich am Beispiel Mannheim mit einer GIS-basierten Analyse räumliche Lebensqualitäten in Bezug auf die gebaute Umwelt identifiziert lassen und welche Möglichkeiten für deren Visualisierung es gibt.
Kaiserslautern: Eine Vorreiterstadt für smarte Lösungen
Dabei spiele auch die Wahl des Ortes eine Rolle, wie Ilona Benz, Chief Digital Officer der Stadt Kaiserslautern verrät: „Der Ort für diese besondere Konferenz ist nicht zufällig gewählt. Die herzlich digitale Stadt Kaiserslautern erprobt seit mehr als sieben Jahren smarte Lösungen in der Stadtentwicklung und bei der Sicherstellung der kommunalen Daseinsvorsorge. In Kaiserslautern zeigen wir, dass die Smart City längst den Sprung aus der Wissenschaft in die Praxis geschafft hat. Herzlich digital, die Stadtverwaltung und die Wissenschaft arbeiten dabei Hand in Hand – insbesondere die Zusammenarbeit mit dem SmartCity Living Lab des DFKI im Modellprojekt Smart City ist einzigartig. Ich freue mich deshalb sehr, dass es allen Beteiligten heute auch gelungen ist, die Bedeutung der smarten Stadt für ein besseres Leben im urbanen Raum herauszustellen und damit den Mehrwert für die Menschen greifbar zu machen.“ Während der Konferenz präsentierte das 'herzlich digitale' Team rund um Ilona Benz verschiedene Projekte aus der Bundesförderung »Modellprojekte Smart Cities« und bot den Teilnehmenden im Anschluss an den letzten Konferenztag Exkursionen mit Smart-City-Bezug in der Barbarossastadt an.
Das langfristige Ziel ist es, die Konferenz in einem regelmäßigen Format fortzuführen. Dadurch wird die interdisziplinäre Vielfalt im Bereich Smart City und Smart Region in der Wissenschaftscommunity weiter gefestigt und ausgebaut.
Weitere Informationen: www.ipsc-konferenz.de
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