Unsere RPTU Story

Farbod Mohseni: Forscher, Aktivist und DAAD-Preisträger: Portrait eines engagierten Wissenschaftlers und Freiheitskämpfers

Farbod Mohseni wurde mit dem DAAD-Preis ausgezeichnet. Foto: RPTU, Koziel
Farbod Mohseni wurde mit dem DAAD-Preis ausgezeichnet. Foto: RPTU, Koziel

Farbod Mohseni, ein 27-jähriger Doktorand an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU), wurde mit dem DAAD-Preis 2023 für „Bemerkenswertes gesellschaftliches oder interkulturelles Engagement, begleitet mit herausragenden akademischen Leistungen“ ausgezeichnet. Hinter diesem jungen Mann verbirgt sich nicht nur ein aufstrebender Forscher, sondern auch ein leidenschaftlicher Aktivist, der sich für die Freiheit seines Heimatlandes Iran einsetzt.

Mohsenis Reise in die Welt der Wissenschaft begann mit einem Bachelor-Abschluss in Zellmolekularbiologie/Genetik an einer Universität im südlichen Teil des Irans zwischen 2014 und 2018. Seine Faszination für die Vielfältigkeit des Fachs Genetik und die tiefergehende Forschung in diesem Bereich führten dazu, dass er sich für den Weg der praktischen Forschung entschied, anstatt seinen ursprünglichen Plan, Arzt zu werden, zu verfolgen.

Auf der Suche nach Praxis: Farbod Mohsenis Weg nach Deutschland

Während seines Bachelorstudiums stellte Mohseni fest, dass die Universität im Iran zwar im theoretischen Bereich stark aufgestellt war, es jedoch an Möglichkeiten zur praktischen Arbeit mangelte. Seine Professoren rieten ihm, sein Studium in einem Land fortzusetzen, das besser in diesem Bereich etabliert ist. Seine Liebe zum Fach Genetik und der Wunsch, mehr in die praktische Forschung einzusteigen, führten ihn schließlich nach Deutschland. Nach einer intensiven Zeit der Bewerbungen erhielt er schließlich die Zusage für den Masterstudiengang Molecular Cell Biology an der RPTU in Kaiserslautern. Dieser bot ihm nicht nur eine breite theoretische Basis, sondern auch intensive praktische Erfahrungen, wie er sagt: „Viele meiner Freunde an anderen Universitäten, auch in Deutschland, haben nicht so viele praktische Kurse in ihren Studiengängen. In Kaiserslautern arbeitet man in verschiedenen Laboren und Forschungsfeldern, was sehr bereichernd ist.“

Trotz seiner anfänglich begrenzten Erfahrung im Labor beherrschte er bald komplexe Techniken der Grundlagen-Biochemie, Proteomik und Immunfluoreszenzmikroskopie. Während seiner Masterarbeit konzentrierte er sich auf die Frage, wie sich DNA-Schäden, die während der Replikation entstehen, auf mitotische Prozesse in menschlichen Zellen auswirken. Dabei ist es ihm gelungen, Proteine zu identifizieren, die das Potenzial haben, DNA-Schäden zu reparieren. Er gab ihnen die Bezeichnung „Kandidaten-Proteine“ und setzt seine Arbeit dazu derzeit im Rahmen seiner Promotion fort, mit der er im Januar 2023 begonnen hat.

Faszination für die Krebsforschung und Engagement in der Lehre

„In diesem Forschungsfeld interessiert mich die Krebsforschung am meisten. Diese Krankheit stellt eines der größten Anliegen und Herausforderungen weltweit im medizinischen Bereich dar. Da es kein Medikament gibt, das alle Krebsformen heilt, ist es wichtig, zunächst einmal zu verstehen, wie die Zelle funktioniert“, erklärt Mohseni. 

Die Proteine, die Mohseni entdeckte, könnten das Potential haben, die durch Krebs entstandenen Schäden an der DNA zu beheben und somit die Zelle zur Selbstheilung anzuregen. 

Seit Januar 2023 hat Mohseni nicht nur seine Forschung vorangetrieben, sondern auch eine neue Rolle übernommen – die des Supervisors für andere Studierende. „Es ist eine neue Erfahrung zu unterrichten“, sagt er und betont, dass er seine Arbeit in der akademischen Welt fortsetzen möchte, um „mit jungen Köpfen zu arbeiten, die die Mysterien der Biologie entdecken wollen“.

Zwischen Heimatsehnsucht und Freiheitskampf

Trotz seiner wissenschaftlichen Erfolge bleibt Mohseni nicht blind für die Realität seines Heimatlandes. Seit 2021 lebt er in Deutschland und hat seitdem den Iran nicht mehr besucht, da die politische Situation und die Einschränkungen der persönlichen Freiheiten eine Rückkehr unsicher machen. „Es war schwer, meine Heimat, Freunde und Familie zu verlassen, um mein eigenes Leben hier aufzubauen“, gibt Mohseni zu, während er sich gleichzeitig als Unterstützer der iranischen Freiheitsbewegung positioniert.

Gemeinsam mit anderen iranischen Studierenden gründete er eine Gruppe, die sich für die Menschenrechte und die Freiheit im Iran einsetzt, die „Iranian Freedom Advocates“ mit Mohseni als ihr Sprecher. Die Gruppe setzt sich allerdings nicht nur für die Einhaltung der Menschenrechte ein, sondern fordert auch eine weltweite Gleichberechtigung der Geschlechter. Dafür organisiert sie campusübergreifende Aktivitäten, wie den Protest nach dem Tod von Mahsa Amini oder die Veranstaltung „Frau, Leben, Freiheit“ und ist auf Social Media aktiv.

Aufgrund von Mohsenis politischen Aktivitäten in Deutschland könnte eine Einreise in den Iran ein großes persönliches Risiko darstellen. Dennoch sind er und die anderen Freiheitskämpfer bereit, dieses Risiko einzugehen, um ihre Heimat und ihre Familien zu unterstützen. In seinen eigenen Worten erklärt Mohseni: „Aber um nachts ruhig schlafen zu können, muss ich zumindest wissen, dass ich es versucht habe.“

Der DAAD-Preis 2023 würdigt nicht nur seine wissenschaftlichen Leistungen, sondern auch sein beeindruckendes soziales Engagement. Farbod Mohseni, ein Mann, der nicht nur die Grenzen der Wissenschaft erweitert, sondern auch aktiv für die Freiheit und die Rechte seines Volkes eintritt, ist zweifellos eine inspirierende Persönlichkeit.
 

Farbod Mohseni wurde mit dem DAAD-Preis ausgezeichnet. Foto: RPTU, Koziel
Farbod Mohseni wurde mit dem DAAD-Preis ausgezeichnet. Foto: RPTU, Koziel