Unsere RPTU Story
Kurzfilm „Landau-Brille“: Was ist typisch Landau? Und wie lebt es sich dort als Studierende?
Diesen Fragen spürte die RPTU-Studentin Frieda Kind in ihrem Kurzfilm „Landau-Brille“ nach. Der Film zeigt cineastisch, wie sich ihre Liebe zur südpfälzischen Kleinstadt entfacht hat und auf was sich Neuankömmlinge einstellen können. Dank der Hilfe eines Freundes, wurde das Projekt größer als ursprünglich gedacht und bekam sogar einen Preis.
"Es war ein grauer, unspannender Tag. Ich habe ein paar Sachen eingepackt und bin mit dem Zug nach Landau gefahren. Als ich in Neustadt in den Regio umgestiegen bin, sah ich auf einmal einen wunderschönen Sonnenuntergang hinter einem Bergpanorama. Ich dachte, wie kitschig ist das? Hier soll ich studieren?" So beschreibt Frieda Kind den Moment, als sie im September 2020 zum ersten Mal nach Landau gefahren ist. Dieser Moment sollte der Anfang ihrer Liebe zu einer ihr bis dahin unbekannten Kleinstadt werden, der sie drei Jahre später einen eigenen Kurzfilm mit dem Titel „Landau-Brille“ widmete.
Kind studiert Psychologie im achten Bachelorsemester an der RPTU. Die Universität Landau sei damals die erste gewesen, die sie angenommen habe. Sowohl die Stadt als auch die umliegende Pfalz habe die gebürtige Erfurterin zuvor nicht auf dem Schirm gehabt. „Viele meiner Freunde sind damals in Großstädte wie Berlin oder Heidelberg zum Studieren gegangen. Landau war für mich noch ein unbeschriebenes Blatt. Da ich aber schnell eine WG gefunden habe, dachte ich mir, okay, dann wird es Landau“, verrät die 23-Jährige.
Typische Landau-Momente
Sie brauchte nicht lange, um sich in der südpfälzischen Kleinstadt einzuleben. In ihren dreieinhalb Jahren, die sie nun in Landau verbracht hat, stieß sie immer wieder auf „typische Landau-Momente.“ Weshalb sie im vergangenen Sommer, den Entschluss fasste, ein Projekt zu gestalten, „das Landau das zurückgibt, was es für mich war.“ Und so entstand der Kurzfilm „Landau-Brille.“
Der rund fünf-minütige Film, der im September 2023 erschienen ist, soll all die Erfahrungen und typischen Momente, die Kind mit Landau verbindet, szenisch darstellen und sowohl Erstsemestern als auch anderen Neuankömmlingen einen ersten Eindruck der Stadt vermitteln. Besonders Studierende, die laut Film meist den „Spagat zwischen frei sein und finanziellen Grenzen“ meistern müssen, sollen sich in den Aussagen des Films wiederfinden.
„Da studieren, wo andere Urlaub machen“
„Es schließen sich andauernd Kreise. Die einen kennt man von WGs, andere von Partys oder vom Zusammenarbeiten. Und plötzlich kennen sich alle auch untereinander“, verrät Kind. „Landau hebt den Spruch, man sieht sich immer zwei Mal im Leben auf ein völlig neues Niveau. Man trifft sich zufällig fünf Mal pro Tag“, heißt es dazu im Film. Landau sei eben eine kleine, familiäre Stadt, wo sich jeder kennt. „Ich habe es auch noch nie erlebt, dass man im Gespräch direkt verrät, wo man wohnt. In anderen Städten ist das sehr privat“, sagt Kind.
„Da studieren, wo andere Urlaub machen.“ Dass die Pfalz als „Toskana von Deutschland“ bezeichnet wird, kann die Studentin verstehen. Sie findet die Landschaft schöner als in ihrer Heimat Thüringen. Den Anblick von Weinbergen findet sie beruhigend. Wenn sie nach Hause fährt, bringt sie immer „ein Weinchen“ aus der Pfalz mit. Die Ausdrücke „Alla hopp“ und „ajoo“ haben sich mittlerweile tief in ihrem Wortschatz verankert. „Das ist schon schlimm. Besonders bei Telefonaten erwische ich mich selbst dabei“, verrät Kind mit einem Schmunzeln.
„Nichts ist genug, weil alles möglich ist.“ Der Film spricht auch Themen an, die nicht spezifisch auf Landau abzielen, sondern eher ein „Fluch unserer Generation sind“, sagt die 23-Jährige. „Wir haben so viele Möglichkeiten und uns werden so viele Informationen gegeben, dass man gar kein Ende finden kann.“ Landau sei hierfür gar kein schlechtes Pflaster, da die Möglichkeiten überschaubar sind, findet sie.
Die Welt mit anderen Augen sehen
Nach anfänglichen Bedenken hat die Studentin nun also einen besonderen Blick auf Landau, sieht die Stadt positiv und fühlt sich wohl. Als hätte sie eine rosarote Brille auf. „Es ist schön hier und ich liebe es. Wenn man hier länger lebt, sieht man die Welt mit anderen Augen, als würde einem eine Brille aufgesetzt. Die Landau-Brille“, schwärmt Kind.
Die rote Brille, auf der mit einem weißen Tipp-Ex Landau steht, ist das zentrale Element des Films. Auf die Idee kam sie, als sie eine Freundin besuchte: „Ich wollte einen besonderen Kniff für den Film haben. Da habe ich einen Comic gesehen, der an der Wand einer Freundin hing, auf dem stand: 'the yellow tinted lenses', also gelb getönte Gläser auf deutsch. Da kam mir die Idee mit der Brille.“
„Ich habe Gänsehaut bekommen“
Kind fing an, das Drehbuch zu schreiben, machte ein paar erste Aufnahmeversuche mit dem Handy und lies eine Freundin das Voice-Over, also die Sprecherstimme im Hintergrund des Films, einsprechen. Zu dem Zeitpunkt hatte sie noch nicht vor, das Video der Öffentlichkeit zu zeigen. Auch weil sie zuvor noch nie einen Film gedreht oder geschnitten hatte. „Ich war überfordert, aber dann habe ich Tim im Unisport-Parkour kennengelernt“, erinnert sie sich.
Als Frieda Kind eben jenen Tim Müller im Unisport kennenlernte, erwähnte dieser, dass er gerne Videos produziert und sogar Grafikdesign im Fernstudium an der Diploma Hochschule in Nordhessen studiert. „Frieda hat mich angesprochen und mir die Idee vorgestellt. Sie hatte schon ein Skript, eine Galerie mit Handyvideos und die erste Version des Voice-Overs. Ich komme nicht aus Landau, aber das alles hat mir direkt das Gefühl von Landau vermittelt und ich habe sogar Gänsehaut bekommen. Da war ich sofort dabei“, erzählt Müller.
Mit Longboard und Inline-Skates durch Landau
Kind plante nun eine Route durch Landau. Vom Bahnhof zur Uni, über Schiller- und Goethepark zum ehemaligen Landesgartenschaugelände und zurück. Ausgestattet mit Longboard und Inline-Skates filmten die beiden dann unzählige Videos der Stadt. Auch auf dem Landauer Sommer und der Fête de la Musique sammelten sie Videoschnipsel für den Film. Als Protagonisten sind überwiegend Landauer Studierende zu sehen, Kind selbst hat nur kleine Kurzauftritte. Sie betont, dass im Film nicht sie selbst, sondern eben Landau und seine Menschen im Vordergrund stehen sollen.
Müller machte den Erstschnitt, in der Folge setzten sich die beiden dann immer wieder zusammen, um in ihrer Freizeit neben dem Studium an dem Projekt zu arbeiten. Durch die verschiedenen Kameraperspektiven, Kamerafahrten und die Voice-Over-Stimme sowie die stimmungsvolle Musik im Hintergrund wirkt der Film wie ein cineastischer Trailer. „Ich bin Tim unheimlich dankbar, dass er dabei war“, betont Kind. „Erst durch ihn habe ich gemerkt, dass aus dem kleinen Projekt doch etwas Größeres werden könnte.“ Der Karlsruher Student sei mittlerweile so oft in Landau, dass auch er die metaphorische Landau-Brille trägt: „Auch ich habe ständig diese Landau-Momente. Gerade das fünf Mal am Tag treffen ist heftig.“
Filmpreis bei La.Meko
Bald entstand bei den beiden die Überlegung, den fertigen Film beim Internationalen Kurzfilmfestival Landau La.Meko einzureichen. Das war aber gar nicht nötig. Denn die Veranstalter des Festivals kamen auf die beiden zu. Kinds und Müllers Kurzfilm-Produktion wurde im vergangenen Dezember beim La.Meko gezeigt und erhielt sogar den Preis für die beste regionale Dokumentation.
Wie geht es nun weiter für die beiden jungen Filmemacher? Konkrete Projekte haben die beiden keine geplant, vorstellen können sie es sich aber schon, einen weiteren Film zu produzieren. „Menschen kommen und gehen, ziehen her für das Studium oder bleiben hier einfach hängen“, heißt es im Film. Es gebe in Landau eben jene, die länger bleiben und jene, die nur zur Durchreise hier sind, erklärt Kind. In beiden Fällen sei die Stadt aber kein Ort für schnelle Bekanntschaften, sondern für tiefe Freundschaften. Und auch, wenn es Kind aufgrund des Masterstudiums wieder aus Landau wegzieht, so wird ihre Zeit in der Südpfalz für sie immer ein schönes Kapitel bleiben und die Landau-Brille wird sie stets begleiten.
Den Film „Landau-Brille“ gibt es hier auf YouTube zu sehen.
Text: Felix Schönhöfer