Unsere RPTU Story
Mit Energie- und Verfahrenstechnik zukunftsfähige Energie für alle: sozial, gerecht und ressourcenschonend
Wie hoch ist der Anteil sozialer Inhalte im Maschinenbaustudium oder in einem seiner Teilbereiche? Schnell ist man versucht mit einem klaren „Keinen Anteil“ zu antworten. Anja Bendeck, Studentin der Energie- und Verfahrenstechnik, sieht das anders.
„Die Energietechnik ist für mich unglaublich sozial“, strahlt Anja, während sie begeistert ausführt, warum ausgerechnet ein so technisches Fach all ihre Anforderungen an soziale Inhalte erfüllt. „Für mich ist die Klimakrise ein großes Thema. Um sie zu lösen, brauchen wir erneuerbare Energien, müssen diese weiterentwickeln und optimieren.“ Genau hier liegt ein Fokus des Studiengangs Energie- und Verfahrenstechnik an der RPTU am Campus Kaiserslautern.
Energienutzung optimieren heißt Ressourcen schonen
Erneuerbare Energien, so Anja weiter, sind eine wichtige Voraussetzung, unsere Welt zukunftsfähig zu gestalten – so, dass alle Menschen teilhaben können. „Und dafür ist mein Studiengang wie gemacht: Wir beschäftigen uns damit, wie Energie effizient umgewandelt und sinnvoll genutzt werden kann. Aus dem Maschinenbau ist der Schwerpunkt in unserem Studium vor allem auf der Anlagentechnik. Und aus der Verfahrenstechnik kommt dann das Planen, Steuern und Optimieren von Prozessen dazu.“ Ihr Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten, die Gewinnung erneuerbarer Energien voranzutreiben und so zu optimieren, dass sie jedem zugänglich sind –egal wo. „Mit diesem Studium muss man aber nicht zwingend in diese Richtung gehen“, erklärt Anja. Das Studium beschäftigt sich nicht nur mit erneuerbaren Energiequellen, sondern auch mit Verfahren, die dabei helfen, Energie insgesamt effizienter zu nutzen. Durch die Verfahrenstechnik und die Fertigkeiten im Prozessmanagement stehen etliche Berufsfelder in der Industrie offen, „denn Prozesse gibt es ja immer und überall“.
Anja sprengt die Frauenquote
Anja ist eine von sehr wenigen Frauen in ihrem ohnehin kleinen Studiengang. „Ich wundere mich schon ein wenig darüber, warum sich so wenige Frauen für ein technisches Studium entscheiden. Ein wenig mehr weibliches Denken bei technischen Entwicklungen würde sicher nicht schaden“, schmunzelt sie. „Naja“, relativiert sie schnell und grinst, „zumindest sind wir Frauen mindestens genauso gut wie die Männer in diesen Bereichen und sollten uns ruhig mehr trauen.“
Für sie selbst war Maschinenbau von klein auf ein Teil ihres Alltags. Sowohl ihre Mutter als auch ihr Vater haben an der RPTU in Kaiserslautern studiert. „Wenn beide Eltern Ingenieure sind, hört man als Kind bei so manch technischem Gespräch zu.“ Vor allem aber wuchs Anja damit auf, dass Frauen selbstverständlich auch Ingenieurinnen sind.
Anjas Ziel: Mehr Mädels in MINT
Dieses Selbstverständnis möchte Anja gerne auch an andere Mädchen und Frauen weitgeben. Deswegen engagiert sie sich in ihrer Freizeit unter anderem beim Ada-Lovelace-Projekt. Seit rund 25 Jahren setzt sich das Projekt, benannt nach der britischen Mathematikerin Augusta Ada King-Noel, Countness of Lovelace, dafür ein, Mädchen und Frauen die MINT-Fächer näher zu bringen oder sie beim Einschlagen eines MINT-Berufsweges zu unterstützen. Dieses Rheinland-Pfälzische Kompetenzzentrum für Frauen im MINT-Bereich bietet unter anderem MINT-Schul-AGs, verschiedene Workshops mit Themen wie Programmieren, Löten, Kosmetik aus dem Reagenzglas und CSI:Ada an. Anja ist für das Ada-Lovelace-Projekt an Schulen unterwegs, um Schülerinnen die Hemmschwelle vor MINT-Fächern zu nehmen. Gleichzeitig ist sie als Studierende der Energie- und Verfahrenstechnik immer auch ein Vorbild, dem dann direkt Löcher in den Bauch gefragt werden können. „Das macht mir großen Spaß! Gerade weil sich das Klischee vom Männerberuf bis heute hartnäckig gehalten hat.“
Mathevorkurs: Gut vorbereitet ins Studium
Viele Schülerinnen und Schüler machen sich Gedanken über den hohen Mathematikanteil in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen. „An der Uni ist Mathematik natürlich anders aufgebaut als in der Schule“, erzählt Anja. „Aber man wächst da Schritt für Schritt hinein.“ Damit alle Studierenden auf eine ähnliche mathematische Basis bauen, gibt es einen Mathevorkurs. Zwei Wochen lang pauken die Erstsemester kurz vor Vorlesungsbeginn Mathe.
„Für mich gab es inhaltlich nicht viel Neues – ich hatte an der Schule Mathe- und Physik-LK. Aber die Art und Weise, wie unterrichtet wird, fand ich sehr eingängig. So konnten sich auch die, die an der Schule lediglich Mathe-Grundkurs hatten, das nötige Wissen raufschaffen.“ Ob alle trotzdem den Mathevorkurs machen sollten, auch wenn sie das Wissen bereits haben? „Unbedingt“ ist Anja überzeugt, „nach den zwei Wochen an der Uni vor dem eigentlichen Start weiß man schon, wie das mit dem WLAN funktioniert, hat Zugang zu OLAT und vor allem kennt man wenigstens ein paar Gesichter von Mitstudierenden.“
Kleiner Studiengang, intensive Betreuung, viel Praxis
Den Mathevorkurs belegen alle Erstsemester eines MINT-Studienfachs gemeinsam. Der Studiengang Energie- und Verfahrenstechnik selbst ist dagegen klein und überschaubar. „Man kennt sich. Wir haben zum Beispiel eine WhatsApp-Gruppe, in der alle Studierenden unseres Studiengangs drin sind – über alle Semester hinweg. Man hilft sich gegenseitig und unterstützt sich. Das erleichtert mir zum Beispiel das Studieren sehr.“ Wer im vierten Semester ist, hilft dem, der gerade anfängt. Durch die zwei Pflichtlabore im Bachelor ist der Praxisanteil hoch. Und die Dozenten sind, so Anja, immer ansprechbar und unterstützen wo nötig. Wer darüber hinaus Fragen hat, einen Raum zum Lernen sucht oder Kontakt zu anderen Studis finden will, wendet sich an die Fachschaft.
Für Anja ist Energie- und Verfahrenstechnik mehr als ihr Abschlussziel. Es ist ein Weg, die Zukunftsfähigkeit der Energiegewinnung durch ingenieurwissenschaftliches Know-how zu sichern und sie sozial gerecht zu gestalten.
