Unsere RPTU Story
Zwischen Paragraphen und Projektfinanzierung: Wirtschaftsrechtstudium bietet juristisches Fundament
Wenn Hartmut Weissmann über Verträge spricht, klingt das nach Erfahrung – nach Jahrzehnten zwischen Zahlen, Verhandlungen und Unterschriften. Seit über 40 Jahren arbeitet der gebürtige Berliner im Bankwesen, seit 20 Jahren verantwortet er bei einer europaweit tätigen Bank in Frankfurt die Finanzierung von Großprojekten. Nun steht er kurz vor dem Ruhestand – und hat sich trotzdem noch einmal für ein Studium entschieden. Im Wintersemester 2022/23 hat er den Fernstudiengang Wirtschaftsrecht für die Unternehmenspraxis an der RPTU Kaiserslautern begonnen. Diesen Sommer hat er ihn erfolgreich mit dem Master of Laws (LL.M.) abgeschlossen.
Ein Studium als Kür – nicht als Pflicht
In seiner Position arbeitet er täglich mit Verträgen – und die sind, wie er betont, „im Kern immer angewandtes Recht“. Deswegen hat ihn ein tieferes Eintauchen in die Juristerei schon sehr lange gereizt. „Ich blicke auf ein sehr erfülltes Berufsleben zurück. Bei uns bin ich Spezialist für Großprojektfinanzierungen im französischsprachigen Ausland. Jetzt komme ich aber in die Phase, in der ich gerne Stück für Stück an die nächste Generation weiter- und abgeben will“, sagt Weissmann. Parallel zu seinem schrittweisen Abschied in den „aktiven“ Ruhestand, legt die Anwendung Künstlicher Intelligenz (KI) in seinem Fachbereich eine steile Karriere hin. „Ich habe mir schon auch die Frage gestellt, wie viel juristisches Verständnis und Urteilskraft in Zukunft noch vom Menschen kommen muss“, berichtet der frisch gebackene Jurist kritisch.
Da für die Nachfolgegeneration KI ein alltägliches Tool ist, war es Weissmann wichtig, kompetent übergeben zu können. „Das bedeutete für mich, dass ich mich damit intensiv auseinandersetzen wollte. In meiner Masterarbeit habe ich also ein Thema gewählt, indem ich prüfe, ob man einer KI rechtliche Einordnungen für mein Arbeitsfeld überlassen kann.“
Zwischen juristischer Präzision und KI-Zweifeln
Maßgeblich ist dabei sein beruflicher Spezialfall: Europäische Großprojektfinanzierung betrifft nicht nur deutsches Recht, sondern gleich unterschiedliche Rechtssysteme Europas, die in die Bewertung einbezogen werden müssen. Der genaue Titel: Die Weitergabe von Baurisiken vom Konzessionär zum Generalunternehmer bei unterschiedlichem Haftungsumfang der Vertragspartner - rechtliche Due Diligence-Prüfung in der Projektfinanzierung mit Unterstützung generativer KI-basierter großer Sprachmodelle: eine empirische Studie.
Sein Fazit fällt klar aus: „Die Untersuchung zeigt, dass generative KI bei der rechtlichen Analyse komplexer Projektfinanzierungen wertvolle Unterstützung leisten kann. Sie ersetzt jedoch weder die juristische Methodik noch die fachliche Urteilskraft erfahrener Rechtsberater. Ihr Nutzen liegt derzeit vor allem in der Effizienzsteigerung und sprachlichen Präzision, nicht in der eigenständigen rechtlichen Bewertung.“ Eine Erkenntnis, die für ihn nicht nur akademischen Wert hat, sondern auch praktische Bedeutung im Berufsalltag.
Warum die RPTU?
Bevor er sich für den digitalen Hörsaal entschied, legte er das Studienprogramm zunächst Kanzleien vor, mit denen er regelmäßig zusammenarbeitet. Das einhellige Fazit: Das Programm an der RPTU in Kooperation mit der Universität des Saarlandes hat Hand und Fuß. „Aber es wurde gleich bezweifelt, ob dieser Umfang in nur vier Semestern Regelstudienzeit zu schaffen sei. Das hat mich erst recht angespornt“, lächelt Weissmann.
„Ich liebe lebenslanges Lernen und bin einfach unglaublich wissenshungrig. Das kann man für so ein Studium auf jeden Fall gut gebrauchen“, schmunzelt er. Als die letzte Prüfung bestanden war und der LL.M.-Abschluss in der Tasche berichtete er seinem Arbeitgeber – der zeigte sich beeindruckt und beteiligte sich prompt rückwirkend an den Studiengebühren.
Dass Hartmut Weissmann sich ausgerechnet für die RPTU entschied, lag an der Kombination aus inhaltlicher Tiefe und gelebter Flexibilität. „Andere Hochschulen haben auch LL.M.-Abschlüsse im Portfolio“, sagt er. „Aber keine war so offen wie die RPTU, wenn es um die Frage der Studienzulassung ging.“ Die Universität erkannte seine 20-jährige Berufspraxis in der europäischen Projektfinanzierung als einschlägig an – ohne bürokratische Hürden. „Das hat mich begeistert. Diese Flexibilität und Praxisnähe ziehen sich durch das ganze Programm.“
Anspruchsvoll, aber lohnend
Besonders beeindruckt hat ihn die inhaltliche Brillanz der Lehrveranstaltungen. „Das Studium verlangte Einsatz – die offiziell angegebenen 20 Stunden pro Woche waren für mich oft deutlich mehr.“ Neben einem Vollzeitjob war es für ihn durchaus eine zeitliche Herausforderung. Er lernte abends, an Wochenenden, im Zug oder manchmal frühmorgens vor der Arbeit. Hartmut Weissmann hat das nicht als Belastung empfunden. „Ich wollte das wirklich. Außerdem habe ich den Vorteil, dass ich mir das zeitlich leisten kann – unsere vier Töchter sind erwachsen, ich habe also keine Careaufgaben neben meinem Job.“
Auch die Struktur des Fernstudiums empfand er als ideal: klar strukturiert, mit praxisnahen Modulen und verständlicher Vermittlung selbst komplexer juristischer Themen. Die Theorie hatte einen hohen Stellenwert – aber die Anwendbarkeit stand in vielen Punkten im Fokus. Für Weissmann ein überzeugendes Konzept.
„Besonders geschätzt habe ich den Umgang auf Augenhöhe von Seiten der Dozierenden. Ich hatte das Gefühl, das liegt daran, dass viele von uns Studierenden voll im eigenen Berufsleben stehen. Das schafft eine besondere Lernatmosphäre.“ Vor den Klausuren hatte er dennoch Lampenfieber – nicht nur wegen des Stoffs, sondern vor allem wegen dem Schreiben mit der Hand. „Da merkt man erst, dass man im Berufsleben fast alles tippt“, erzählt er lachend. Doch auch das hat er gemeistert. „Unabhängig von dieser eher kleinen Hürde muss ich sagen, hat mir das Studium den erwarteten Gewinn an juristischer Expertise gebracht: Jetzt bin ich selbst in der Lage, rechtliche Fragen der europäischen Großprojektfinanzierung fachlich einzuordnen.“ Das sei genau die Schnittstelle, an der er seit Jahren arbeite.
Blick nach vorn: Wissen weitergeben
Wenn Hartmut Weissmann in den Ruhestand geht, will er weiter aktiv bleiben. „Ich kann mir gut vorstellen, mich ehrenamtlich in einem Schiedsgericht einzubringen“, sagt er. Dort möchte er seine jahrzehntelange Erfahrung aus der Projektfinanzierung und sein vertieftes Wissen im Vertragsrecht einbringen. „Ich habe gelernt, Dinge von mehreren Seiten zu betrachten – ökonomisch, rechtlich und menschlich. Das ist in solchen Verfahren Gold wert.“
Gleichzeitig sieht er die Verantwortung seiner Generation, Wissen weiterzugeben – und dabei neue Entwicklungen nicht zu verteufeln, sondern kritisch zu begleiten. „KI wird vieles verändern. Aber sie ersetzt kein Urteil, keine Erfahrung, kein Gewissen. Genau das müssen wir der nächsten Generation vermitteln.“
Für ihn schließt sich mit dem Master in Wirtschaftsrecht ein sinnvoller Kreis der Interdisziplinarität. „Lange war Recht ein Teil meiner täglichen Arbeit – Betriebswirtschaft trifft Jura. Durch das Studium an der RPTU habe ich der bereits vorhandenen Schnittstelle den fachlichen Rahmen gegeben.“
